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Proteste gegen Donald Trump
Stell' dir vor, du bist Wissenschaftler und kämpfst mit deiner Forschung Tag für Tag gegen Nicht-Wissenschaftler, die gegen den Klimawandel wettern und deine Behörde mit Klagen überziehen – und dann ist plötzlich genau einer dieser Nicht-Wissenschaftler dein Vorgesetzter.
In den USA, dessen inoffizieller Titel "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" wohl selten so bedrohlich klang, ist genau das eingetreten: US-Präsident Donald Trump hat den Anwalt Scott Pruitt zum Chef der US-Umweltschutzbehörde EPA ernannt, einen Klimaskeptiker mit Verbindungen zur Ölindustrie, der die Behörde in den vergangenen Jahren erbittert bekämpft hat.
Neben der fragwürdigen Besetzung des Chefpostens der Umweltbehörde fühlen sich die Wissenschaftler auch anderweitig bedroht: So soll am Mittwoch aus dem Weißen Haus die Anordnung gekommen sein, den Abschnitt zum Klimawandel von der offiziellen EPA-Website zu löschen. Nach einem öffentlichen Aufschrei ist dieser Schritt nun offenbar aufgeschoben worden.
Die Befürchtung, dass Wissenschaftler künftig nur noch Forschungsergebnisse darstellen dürfen, die zur Agenda der US-Regierung passen, bleibt aber bestehen: So sollen politische Vertreter von "Fall zu Fall" die Forschungsergebnisse vor ihrer Veröffentlichung einsehen dürfen und dabei überprüfen, ob sie die "Prioritäten der neuen Administration abbilden", sagte ein Sprecher des Trump-Teams, das den Übergang in der Behörde koordinieren soll.
Außerdem besteht nach internen Mails an EPA-Mitarbeiter auch die Angst, dass die gesamte Kommunikation über soziale Medien und Websites künftig eingeschränkt werden könnte. Die NASA fürchtet außerdem um ihre Fördergelder für Forschungen zur Beobachtung der Erde.
Doch die Wissenschaftler setzen sich zur Wehr: Den offiziellen – und möglicherweise künftig nicht mehr ganz politisch unbeeinflussten Twitteraccounts von NASA und EPA – stehen seit kurzem die Accounts @AltEPA und @RogueNASA gegenüber. Die Betreiber waren dabei angeblich zunächst Mitarbeiter der jeweiligen Behörden, mittlerweile hat @RogueNASA allerdings per Tweet verkündet, dass der Account fortan von Menschen fortgeführt werde, die nicht vom Staat bezahlt würden. Damit wolle man Gesetzesverstößen vorbeugen.
Auf diesen Accounts sollen auch unter möglichen Kommunikationseinschränkungen weiterhin alle Informationen zu Klimawandel und anderen "ungenehmen" Themen verbreitet werden können. Die Aktivisten nahmen sich dabei den Account @AltNatParkSer zum Vorbild. Dort twitterten laut eigener Angabe Mitarbeiter der US-Nationalparks, nachdem warnende Tweets zum Klimawandel von einem offiziellen Nationalpark-Account gelöscht worden waren. Auch dieser Account werde mittlerweile von externen Aktivisten betreut, die in Verbindung mit den Mitarbeitern stünden, hieß es in einem Tweet.
Beim reinen Netzprotest soll es allerdings nicht bleiben: "Wir brauchen einen 'March of Science' nach Washington", schrieb ein User am vergangenen Wochenende auf Reddit, offensichtlich beeindruckt vom großen "Women's March" am selben Ort.
Aus der spontanen Idee ist mittlerweile eine Bewegung mit eigener Website und vielen regionalen Untergruppen geworden, die auch außerhalb von Washington Märsche abhalten wollen. "Eine amerikanische Regierung, welche die Wissenschaften ignoriert, um ihre ideologische Agenda voranzutreiben, gefährdet die Erde", heißt es dort. Bald wollen die Aktivisten ein Datum für ihren "March of Science" bekanntgeben.
qli