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Sebastian Kurz mutiert zum Tiktok-Star „Basti Shorty“

Foto: Hans Punz / dpa / apa / tiktok

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Der österreichische Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) macht – ganz abgesehen davon, was man politisch von ihm hält – offenbar vieles richtig: Mit gerade 31 Jahren wurde er 2017 zum jüngsten Kanzler seines Heimatlandes jemals gewählt, 2019 wurstelte er sich als Gewinner aus der Ibiza-Affäre heraus, die seinen rechtspopulistischen Koalitionspartner FPÖ immerhin zu Fall brachte, und 2020 profiliert er sich erfolgreich als starker Anführer in der Corona-Krise – und das obwohl das Land, dessen Regierungsoberhaupt er ist, wegen der Vorgänge im Corona-Hotspot Ischgl nicht nur positive Schlagzeilen machte.

Sebastian Kurz ist eben bekannt dafür, ein Meister der öffentlichen Kommunikation zu sein und sich inszenieren zu können: Er wirkt in Interviews und bei Regierungsreden ruhig und besonnen, lässt sich zur richtigen Zeit im richtigen Setting fotografieren und sagt lieber wenig, als etwas, das ihm schaden würde. Trotzdem gab es in den österreichischen Medien einige gehobene Augenbrauen, als bekannt wurde, dass Kurz jetzt nicht mehr nur politischer Würdenträger ist – sondern auch Tiktok-Sexsymbol. Also quasi, also vielleicht.

Offiziell hat der 33-Jährige noch keinen Tiktok-Account. Allerdings sind in den vergangenen Wochen auf der Videoplattform ein Haufen inoffizielle Accounts aufgeploppt, die den Kanzler, der von Sebastian Deisler den Spitznamen „Basti Fantasti“ geerbt hat, absolut abfeiern. Viele davon heißen „bastishort“, „bshowty“ oder „bastishorty“, alles rund um Short eben – wie kurz, nur auf englisch, also auf cool. Zu sehen ist Kurz, wie er aus Limousinen steigt, seinen Kragen richtet, mit Glitzereeffekten über rote Teppiche schreitet, Fotos aus professionellen Shootings und und und.

Wie sehr die Plattform von Kurz-Content geflutet wird, lässt sich in Deutschland nur schwer nachvollziehen, da der Algorithmus hier andere Videos als in Österreich vorschlägt. Fakt ist, dass alleine der Hashtag #SebastianKurz knapp 10 Millionen Aufrufe hat (Stand Donnerstagmittag).

Wie viel „echte Liebe“ tatsächlich in der Tiktok-Fangemeinde steckt, weiß man nicht, aber die Menge wird zumindest öffentlich angezweifelt. Ein Tweet der österreichischen Journalistin Anja Melzer ging viral, in in dem sie sich skeptisch zeigt, dass es sich hier um echte Fans handelt – und stattdessen eine versteckte Kampagne des Kurz-Presse-Teams vermutet:

So eine Taktik nennt sich „Astroturfing“. Generell geht es dabei darum, eine Art Graswurzelbewegung vorzutäuschen, die gar nicht wirklich vorliegt, etwa, dass Tiktoker*innen plötzlich Kurz feiern. Ein paar Hinweise, dass da etwas nicht ganz mit rechten Dingen zugeht, gibt es tatsächlich: Viele der geteilten Videos sind etwa exakt gleich, und nur von unterschiedlichen Accounts geteilt worden. Noch dazu sind viele dieser Accounts offenbar nur für einen Zweck erstellt worden, nämlich Kurz-Content zu teilen. Kein Wunder also, dass die Tiktok-Gemeinschaft sich in zwei Lager teilt: Die, die auf den Hype aufspringen und die, die von Basti-Fantasti-Flut genervt sind: 

Vor diesem Hintergrund schadet es nicht, zweimal über den vermeintlichen Corona-Messias-Status des österreichischen Kanzlers nachzudenken. Vielleicht ist es ja auch so, dass Medienprofi Kurz gerade zu seinen Wahlkampf-Ursprüngen zurückkehrt. Genauer gesagt, in das Jahr 2010, als der damals knapp über 20-Jährige im Wiener Kommunalwahlkampf mit dem „Geilomobil“ durch die österreichische Clubszene tourte.

mpu

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