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Das ist: Yannick Shetty, der die „Generation Ibiza“ vertreten will

Yannick ist einer von wenigen queeren Politikern in Österreich.
Foto: Neos

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Das ist ...

... Yannick Shetty, 24, Kandidat für die liberalen „Neos“ bei der Nationalratswahl in Österreich. Seine Partei wurde erst 2012 gegründet und heißt eigentlich „Das Neue Österreich und Liberales Forum“. Shetty tritt bei der Wahl am kommenden Sonntag zum ersten Mal an und ist dabei auf Listenplatz 10 seiner Partei. Das dürfte aktuellen Umfrageergebnissen zufolge reichen, um für die kommenden fünf Jahre einen Platz im Parlament zu bekommen. Shetty ist mit 24 einer der jüngsten Kandidaten. Er ist in Innsbruck aufgewachsen, studiert in Wien Jura und ist Bezirksrat in Wien-Josefstadt. Sein Vater kommt aus Indien, seine Mutter ist halb Koreanerin, halb Österreicherin – Shetty nennt sich selbst daher mit einem Lächeln auf den Lippen eine „recht bunte Mischung“.

Der kommt ...

... nach dem Ibiza-Video im Mai zum ersten Mal auf die Idee, dass es für ihn schon jetzt an der Zeit ist, für das Parlament zu kandidieren. Schon seit 2013 ist Shetty in der Partei aktiv, mit 18 Jahren fing er als Wahlkampfkoordinator in Tirol an. Dann ging er zum Studieren nach Wien, wurde Vorsitzender der Studentenvertretung und schließlich Bezirksrat im 8. Wiener Gemeindebezirk. Sein Aufstieg war rasant, der Standard nannte ihn zuletzt in einem Porträt den „Neos-Musterschüler“.

Als Sebastian Kurz im Mai Neuwahlen ausrief, veränderte Shetty seinen eigentlichen Plan, erst nach dem Studium Parlamentskandidat zu werden: „Dass österreichische Politiker so offen gegenüber Korruption sind, hat für mich deutlich gemacht, dass ich für eine Partei antreten möchte, die dem klar entgegensteht“, sagt Shetty bei einem Gespräch in einem Wiener Kaffeehaus: „Ibiza war der Punkt, an dem ich mir gedacht habe: Wann, wenn nicht jetzt?“ Mit 24 spricht er damit vielen jungen Menschen in Österreich aus der Seele. Die „Generation Ibiza“, vom Skandal um das Strache-Video wachgerüttelt, bestimmt die politische Landschaft Österreichs derzeit aktiv mit, laut der letzten Erstwähler-Analyse im Juli wählen die jungen Österreicher nach Ibiza verstärkt SPÖ, Grüne – und auch die Neos.

Der geht ...

... mit seiner Politik auf eine Zielgruppe zu, die aus seiner Sicht von den meisten Parteien vergessen wurde: „Es geht mir zum Beispiel um junge Leute mit Migrationshintergrund in der 2. oder 3. Generation, die zu schlecht ausgebildet sind, die in der Mehrheit nicht zur Wahl gehen und die den großen Parteien daher recht egal sind.“ Shetty sieht den Schlüssel zur besseren Integration in der Bildungspolitik. Die meiste Zeit verbringt Shetty daher aktuell im Wahlkampf an Schulen, wo er sich in Diskussionsrunden mit der jüngsten Wählergruppe auseinandersetzt: Den 16- bis 18-Jährigen (In Österreich darf man bereits mit 16 wählen).

Der kann ...

... auf eine gute Ausbildung zurückblicken. „Ich habe das Glück gehabt, als Österreicher mit Migrationshintergrund Matura (Abitur, Anm. d. Red.) zu machen und studieren zu können – das kann leider bei weitem nicht jeder.“ Vor allem in Wien sieht Shetty die Probleme, dass viele Österreicher mit Migrationshintergrund die Schule ohne Abschluss verlassen, daher versucht er sich vor allem in Schulen politisch zu engagieren.

Der kämpft ...

... für die Rechte der LGBTQ-Community in Österreich. „Eigentlich trage ich mein Privatleben nicht in die Politik“, sagt Shetty. Bei einer Diskussion im konservativen Bundesland Kärnten allerdings sei er zuletzt gefragt worden, wie die Position der Neos zu gleichgeschlechtlicher Ehe ist. „Da habe ich geantwortet: Ich bin schwul, ich setze mich für das Thema ein, aber auch für viele andere und meine Sexualität sollte dabei keine Rolle spielen, genauso wie mein Migrationshintergrund.“ Shetty erhielt viele positive Nachrichten für die öffentliche Äußerung zu seiner Sexualität und will sich nach der Wahl noch stärker als schwuler Politiker positionieren: „Ich glaube, unsere Politik ist rückständiger als die Gesellschaft, wenn es um das Thema gleichgeschlechtliche Ehe geht“, sagt er. Die Bevölkerung habe in den Umfragen der vergangenen Jahre immer für die Ehe für alle votiert – aber die konservativen Interessensgruppen ließen wenig Fortschritt zu.

Der hält sich ...

... nicht für einen ausgewiesenen Klimaexperten: „Da ist meine Philosophie, dass du entweder einen wissenschaftlichen Experten brauchst, um Lösungen zu erarbeiten – das bin ich ehrlicherweise nicht – oder aber jemanden, der aus der Generation kommt, die am meisten betroffen sein wird und daher eine große Motivation hat, Maßnahmen zu ergreifen. Das möchte ich sein“, sagt Shetty. Er fordert jedoch auch in den eigenen Reihen mehr Engagement ein: „Es braucht in meiner Partei wie auch in der ganzen Politik noch mehr Bewusstsein dafür, dass diese Maßnahmen auch radikaler sein müssen.“

Nur Google weiß, dass ...

... Shetty früher als Fußballschiedsrichter Jugendspiele gepfiffen hat. Mit 15 begann er, Spiele in Tirol zu leiten, 2013 nahm er an der Schiedsrichterausbildung des Wiener Fußballverbands teil - neben Politik und Studium bleibt ihm dafür jedoch heute keine Zeit mehr.

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