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Schülerinnen der Columbine High School starten Projekt gegen Waffengewalt

Der Sticker kann zum Beispiel auf den Führerschein oder den Schülerausweis geklebt werden.
Foto: Sydney Sweat

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Am 20. April 1999 haben an der Columbine High School zwei Schüler aus der Abschlussklasse 13 Menschen getötet und weitere 24 verletzt. Heute, genau 20 Jahre später, fordern Schülerinnen der Columbine High School ein Ende der Waffengewalt. #MyLastShot ist der Name ihrer Kampagne, und ihre Forderung ist umstritten: Die Initiative möchte, dass genau die Bilder veröffentlicht werden, die in den Medien sonst aus Pietätsgründen nicht gezeigt werden: diejenigen der Getöteten. Jeder Mensch, der sich der Initiative anschließt, trägt einen Sticker bei sich, der explizit einwilligt, dass ein Foto veröffentlicht werden darf. Das Prinzip ähnelt also demjenigen des Organspendeausweises.

„Die Medien zensieren die Wahrheit“, steht auf der Website des Projekts. Doch nur die Wahrheit führe zu einem Wandel. Deswegen müssten die Fotos der Opfer von Waffengewalt gezeigt werden, in den sozialen Medien, aber auch in den traditionellen Medien. Die Kampagne ist der Ansicht, dass sich die Gesellschaft der Realität stellen müsse, die durch Waffengewalt entstehe.

Dabei bezieht sich die Kampagne auf Bilder, die einen Wandel bewirkt haben. Zum Beispiel das Foto des dreijährigen syrischen Flüchtlingsjungen Alan Kurdi, dessen Leichnam an der türkischen Mittelmeerküste angeschwemmt wurde. Die Aufnahmen des ertrunkenen Jungen erregten im September 2015 weltweites Aufsehen und lösten erhebliche Reaktionen in Politik, Medien und sozialen Netzwerken aus. Heftig war die Dikussion darüber, ob Medien das Bild zeigen sollen oder nicht – die Süddeutsche Zeitung zum Beispiel entschied sich damals dagegen.

Den Initiatorinnen, deren Vorsitzende Kaylee Tyner unter anderem Reuters ein Interview gab, ist klar, dass die Kampagne kontroverse Reaktionen provoziert. Es sei auch Kritik gekommen, sagte Kaylee Tyner in einem Interview, ohne genauer auf den Inhalt der Kritik einzugehen. Auf Twitter wenden einige Menschen ein, den Anblick getöteter Schülerinnen und Schüler könne man den Eltern und Großeltern der Opfer nicht zumuten. Andere finden die Aktion mutig und hoffen, dass so Politik und Waffenbefürworter aufgerüttelt werden könnten. David Hogg, Überlebender des Amoklaufs an der Stoneman Douglas High School in Parkland am 14. Februar 2018, unterstützt die Kampagne:

Von Beginn an habe die Initiative eng mit Überlebenden eines Amoklaufs zusammengearbeitet, heißt es in einer Mitteilung von #MyLastShot.

Die Schülerinnen hinter der Kampagne haben einen Aufkleber entworfen, den sich jeder und jede Interessierte auf den Führerschein, den Schülerausweis oder einen anderen persönlichen Gegenstand wie zum Beispiel das Handy kleben kann. Auf dem Sticker steht ein einfacher Satz: „Falls ich durch Waffengewalt sterbe, soll das Bild meines Leichnams veröffentlicht werden.“

Die Aufkleber können auf der Website der Kampagne bestellt oder selbst ausgedruckt werden. „Wir hoffen, dass es niemals zu diesem Punkt kommt. Wir wollen nicht, dass diese Bilder jemals wirklich genutzt werden“, so die Initiatorinnen in einer Mitteilung. Gerade gehe es vor allem darum, aufzurütteln: Die Menschen sollen sich explizit unwohl fühlen bei dem Gedanken an die Fotos. Die Kampagne richtet sich an an Politiker und Waffen-Lobbyisten. Nach Angaben von #MyLastShot sind bereits mehr als 10 000 Aufkleber geordert worden.

soas

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