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Italiener fordern mit roten T-Shirts ein Ende des Sterbens im Mittelmeer

Foto: Screenshot/Twitter

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Italiens Politik rückt seit Jahren immer weiter nach rechts, die Regierung ist in der Hand von Populisten. Innenminister Matteo Salvini beispielsweise führt einen harten Kurs gegen illegale Einwanderung: Am Sonntagabend gab er bekannt, dass er die Hafensperre noch weiter ausweiten wolle und Italien damit keine Migranten, die im Mittelmeer aus Seenot gerettet werden, mehr aufnehmen werde. Das unterstützen viele Italiener, andere allerdings sind entsetzt.

Zu Tausenden demonstrieren sie gegen die strenge Politik ihres Landes, indem sie rote T-Shirts tragen. Viele fotografieren sich darin und teilen die Bilder davon in Sozialen Netzwerken mit dem Hashtag #magliettarossa, also #rotestshirt.

Rote T-Shirts nämlich ziehen Eltern ihren Kindern an, bevor sie in die Boote Richtung Europa steigen. Sie hoffen, dadurch die Überlebenschancen ihrer Kinder zu erhöhen, weil sie so von eventuellen Rettern besser gesehen werden könnten. Auch der gestrandete Junge Aylan Kurdi, dessen Bild um die Welt ging, trug ein rotes T-Shirt, als er ertrank.

Die Initiative #magliettarossa wurde vom Anti-Mafia-Priester Luigi Ciotti, von der katholischen Arbeiterorganisation ARCI und vom Umweltschutzverband Legambiente gestartet. Innerhalb kürzester Zeit wurde der Hashtag dann zum Twittertrend in Italien. 

Zum Erfolg dürfte auch beigetragen haben, dass viele bekannte Persönlichkeiten ebenfalls Bilder von sich im roten T-Shirt teilten. Darunter auch der Bestseller-Autor und Mafia-Enthüllungs-Journalist Roberto Saviano.

Innenminister Salvini hält währenddessen an seiner „Politik der geschlossenen Häfen“ fest und zeigt sich wenig beeindruckt von der Aktion. Er twitterte ein Bild von sich im weißen T-Shirt – im Gegenschnitt zu Menschen im roten T-Shirt, darunter auch Saviano, mit dem er regelrecht verfeindet ist. Auf dem T-Shirt des Innenministers steht: „Verboten, links abzubiegen“. Er grinst dazu in die Kamera, über dem Bild schreibt er: „Die Italiener haben gewählt und ich bleibe bei ihnen, findet euch damit ab.“

Vor diesem Statement übrigens hatte er schon in einem anderen Tweet höhnisch auf die Initiative reagiert: Er twitterte das Bild eines Mannes im roten T-Shirt, der eine Rolex am Arm trägt, und schrieb dazu: „#MagliettaRossa und Rolex, fantastisch!“ Damit reitet Salvini einen Running-Gag der Rechten, die wohl finden, dass es sich widerspricht, gleichzeitig Seenotrettung von Migranten zu befürworten und Kapitalist zu sein. 

Mit Salvini machen sich viele weitere Italiener lustig über die Aktion, besonders den Mann mit der Rolex haben sie sich auserkoren. Der Innenminister kann also auf die Unterstützung großer Teile der italienischen Bevölkerung vertrauen. Was allerdings nicht bedeutet, dass der andere Teil seiner Aufforderung, sich mit seiner Politik abzufinden, Folge leisten will. Auch heute noch werden minütlich neue #magliettarossa-Beiträge gepostet.

lath 

Auch Deutsche engagieren sich für Seenotrettung: 

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