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Junge Südkoreaner über die Kooperation mit Nordkorea zu den Olympischen Spielen
Am Freitag wurden die Olympischen Winterspiele in Pyeongchang, Südkorea eröffnet. Zum ersten Mal seit 2006 marschierten dabei Nord- und Südkorea gemeinsam ins Stadion ein. Und im Frauen-Eiskockey werden Athletinnen beider Länder in einem gemeinsamen Team antreten. Ein Symbol für den Weg zu einer Wiedervereinigung der verfeindeten Nationen? Oder doch nur politisches Kalkül?
Wir haben junge Südkoreaner gefragt: Was haltet ihr von der Kooperation mit Nordkorea zu den Olympischen Spielen? Und was von den Spielen allgemein?
„Wir nennen die Spiele schon ‚Pyongyang Olympics‘ nach der Hauptstadt Nordkoreas“
Kwon Chul-su*, 23, Student aus Incheon
„Wir in Südkorea nennen die Spiele schon ‚Pyongyang Olympics‘ nach der Hauptstadt Nordkoreas (im Deutschen: Pjöngjang). Die Regierung konzentriert sich nicht auf die Probleme der Spiele, sondern nur darauf, mit Nordkorea zu kooperieren. Die Örtlichkeiten der Olympischen Spiele in Pyeongchang sind nicht gut, es gibt nicht genügend Toiletten und die Verpflegung für die, die am Bau mitgearbeitet haben, war schlecht.
Obwohl unsere Regierung Frieden als Resultat der Spiele erwartet, wird es den nicht geben. Nordkorea hat das Patent zum Lügen. Sie sagen ‚Lasst uns zusammen auftreten‘, ‚Lasst uns Frieden schaffen‘ und ‚Wir denken über eine Wiedervereinigung nach‘ – und kurz darauf starten sie Geschosse und provozieren Krieg. Das bestätigen meiner Meinung nach Zwischenfälle wie die beiden Seegefechte von Yeonpyeong 1999 und 2002, das Bombardement von Yeonpyeong 2010 und die Provokation mit Landminen in der demilitarisierten Zone im Jahr 2015. Ich glaube nicht, dass die Spiele irgendetwas an der Haltung Nordkoreas ändern werden.
Die, die jetzt zwischen 40 und 50 Jahre alt sind, wollen eine Wiedervereinigung. Ich denke, die junge Generation will das nicht. Wir sind nicht bereit dafür. Vor zwanzig Jahren hat unsere Regierung Nordkorea astronomische Summen an Geld gegeben, im Namen des ‚Friedens‘. Wir in Südkorea haben damals die Wiedervereinigung erwartet, doch von Nordkorea kam nichts zurück – außer Gefechte auf See, die Opfer gefordert haben.
Nordkorea ist nicht nur Südkoreas Feind, sondern der der ganzen Welt. Aber wir tragen trotzdem alle ihre Kosten für die sportliche Kooperation. Momentan übt die ganze Welt Druck auf Nordkorea aus. Natürlich sollte auch Südkorea das tun! Aber Präsident Moon will diese Politik nicht mehr verfolgen: Er kümmert sich mehr um Nordkorea als um Südkoreaner.“
*Chul-su möchte anonym bleiben, darum wurde sein Name geändert. Er ist der Redaktion aber bekannt. „Die Menschen könnten denken, ich sei ein Faschist. Aber alles, was ich will, ist meine Nation retten und dieses Land vor Nordkorea beschützen“, sagt Chul-su.
„Diese Politik wird unsere Beziehung zu den USA verschlechtern“
Kim Jae-wan, 25, Student aus Goseong
„Momentan befinden sich Nord- und Südkorea nur in einem Waffenstillstand. Doch die Teilnahme an den Olympischen Spielen in einem gemeinsamen Team macht sie zu Friedensspielen.
Andererseits hat Nordkorea eine Militärparade am Tag vor der Eröffnungszeremonie gehalten. Das widerspricht sich.
Viele Länder, die USA eingeschlossen, verhängen Sanktionen gegen Nordkorea, aber Südkorea hilft Nordkorea. Warum? Das wird unsere Beziehungen zu den USA verschlechtern.“
„Wir sind immer noch im Krieg mit Nordkorea“
Park Chan-su, 25, Büroangestellter aus Ulsan
„Bei den Olympischen Spielen geht es darum, Menschen zusammenzubringen. Südkorea hat einen hohen Aufwand betrieben, um Gastgeber für die Spiele sein zu können. Obwohl die meisten das bejubelt haben, gab es einige Probleme während der Vorbereitungen. Etwa 2400 freiwillige Helfer haben zum Beispiel bereits gekündigt, aufgrund ihrer schlechten Unterkunft und der Lebensbedingungen vor Ort. Die Republik Korea ist nicht bereit für die Spiele. Deswegen hätte ich gewollt, dass sie nicht hier stattfinden.
Ich weiß nicht, warum wir für die Spiele ein gemeinsames Team mit Nordkorea gegründet haben. Wir sind immer noch im Krieg mit diesem Land. Aufgrund der jüngsten nordkoreanischen Provokationen sind südkoreanische Soldaten – mich eingeschlossen – bereit, für unser Land gegen Nordkorea zu kämpfen (in Korea gilt für Männer zwischen 20 und 30 Jahren die Wehrpflicht, nach der Ausbildung sind sie automatisch Reservisten; Anm. der Red). Ich hasse Kim Jung-un. Er ist skrupellos.“
„Dass wir gemeinsam antreten, ist von großer Bedeutung“
Yang So-jung *, 23, Studentin aus Deajeon
Viele Länder haben sich positiv zur Teilnahme Nordkoreas an den Olympischen Spielen geäußert. Das Ziel der Spiele ist für mich der weltweite Frieden. Deshalb denke ich, dass es von großer Bedeutung ist, dass Korea, das einzige geteilte Land der Welt, vereint antritt. Ich hoffe, diese Olympischen Spiele werden die Beziehungen zwischen unseren beiden Ländern verbessern.
Zu einer Wiedervereinigung werden sie aber noch nicht führen. Obwohl die eines Tages schön wäre, ist die Zeit dafür noch nicht gekommen. Fürs Erste wünsche ich mir, dass sich der nukleare Streit klärt. Und ich denke, die Spiele könnten ein Schritt in Richtung der Lösung dieses Konflikts sein.“
*So-jung möchte anonym bleiben, darum wurde ihr Name geändert. Er ist der Redaktion aber bekannt.
„Die Menschen von Nord- und Südkorea sind ein Volk“
Lee Young-bin, 24, Student aus Busan
„Die Olympischen Spiele sind ein internationales Event für Sportliebhaber. Auch ich mag sie. Obwohl Südkorea ein kleines Land ist, erzielen wir immer gute Ergebnisse im Sport. Ich bin stolz auf all unsere Spieler und unterstütze sie. Obwohl Freiwillige, die für die Spiele hier gearbeitet haben, nicht gut behandelt worden sind.
Aber: Warum sollte Südkorea Nordkorea unterstützen? Nordkorea fragt bei Südkorea um Öl für ihre Schiffe an, um in den Süden anreisen zu können. Dabei sind wir kein Ölproduzent!
Ja, die Menschen von Nord- und Südkorea sind ein Volk. Aber beide Länder gehen unterschiedliche Wege. Und ich bin zufrieden, dass das so ist.“