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Interview Plakat-Wettbewerb G20
Der G-20-Gipfel spaltet Hamburg. Nicht nur Befürworter und Gegner stehen einander gegenüber. Die Protestler zeigen auf sehr unterschiedliche Weisen, welche Standpunkte sie vertreten: Etwa bei der Demo „Welcome to Hell” erwartet die Polizei rund 8000 gewaltbereite Demonstranten. Direkter Gegenpol: der Plakat-Wettbewerb „Plakastrophe“. Im Stillen, ohne viel Aufruhr, nur am Computer oder mit einem Stift in der Hand kritisieren Künstler, Designer und Illustratoren aus ganz Deutschland das Treffen, ohne überhaupt rausgehen zu müssen.
Initiator ist das Designbüro „giraffentoast”, das Holger Markewitz Peters und Philip Braun leiten. Im Aufruf auf ihrer Webseite schreiben sie: "Da wir von Natur aus zu blass und schmächtig sind, um Sachen ins Büffet zu schmeißen, greifen wir gemeinsam zu den Waffen, die wir am besten beherrschen: Unsere Ideen. Und Photoshop. Oder Pinsel. Egal wie." Und weiter heißt es: "Gestaltet jetzt eure Forderung an die Mächtigen, euer trotziges Aufstampfen oder euer empörtes Jetztaber – als Plakat!"
Aus den Einsendungen werden die 20 besten ausgesucht und gedruckt. In den nächsten Tagen werden die Sieger-Poster in der Sternschanze und St. Pauli frei plakatiert und am Donnerstag, 6. Juli, von 18 bis 23 Uhr in den Räumlichkeiten von „giraffentoast” (Kleiner Schäferkamp 28) ausgestellt.
jetzt: Herr Markewitz-Peters, was macht der G-20-Gipfel mit Hamburg?
Holger Markewitz-Peters: Ich finde den Effekt, den der Gipfel auf die gesamte Stadt hat, sehr spannend. Man merkt, dass sich ganz Hamburg irgendwie zu diesem Event positioniert. Manche Firmen nutzen das zwar nur zur Werbung, letztendlich entsteht dadurch aber auch ein richtiges Gemeinschaftsgefühl.
Wie enstand die Idee zur „Plakastrophe“?
Wir wollten schon länger einfach mal Haltung beziehen. Gleichzeitig sind wir aber nicht gerade die Menschen, die ständig zum Protestieren auf die Straße rennen. So entstand Anfang dieses Jahres die Idee zu einem Plakat-Wettbewerb. Aber wie das mit vielen Sachen so ist, vergisst man sie im Alltag halt wieder. Der G-20-Gipfel beschäftigt dann aber doch ganz Hamburg, also haben wir das zum Anlass genommen und den Aufruf gestartet haben.
Was genau soll die Aktion bezwecken?
Wir habe die Möglichkeit gesehen, damit unsere Botschaften zu visualisieren. Und vor allem, andere Menschen für unsere Ideen und gutes Design zu begeistern. Die meisten Designer stecken eine Menge Zeit und Energie in ihre Arbeit, machen dabei aber oft „nur“ Werbung oder andere Aufträge.
Wie viele Menschen machen bei Ihrem Plakat-Protest mit?
Wir haben gut 100 Plakate von Künstlern, Designern und Illustratoren aus ganz Deutschland zugeschickt bekommen.
Und welches Meinungsbild vermitteln die Einsendungen?
Bei vielen Plakaten merkt man schon, dass der Grundgedanke des Gipfels, also das „Im Gespräch bleiben“, positiv aufgenommen wird. Gemischte Gefühle zu der Veranstaltung überwiegen, denke ich. Ich schätze aber auch, dass ungefähr ein Viertel unserer Teilnehmer den ganzen Politikern einfach sagen will: „Haut ab!“.
Gab es bei der Plakatgestaltung ein besonders beliebtes Motiv?
Viele Teilnehmer haben sich für Trump entschieden. Der polarisiert zur Zeit einfach am meisten. Nur einer hat in seinem Plakat einen Politiker dargestellt, der nicht Trump war: Er hat Putin genommen. Viele der anderen Plakate beschäftigen sich mit Themen, die auf dem Gipfel besprochen werden.