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Immer mehr Briten wollen die deutsche Staatsbürgerschaft

Foto: Privat / Collage: Daniela Rudolf

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How to get a german citizenship? Becoming German. Why I became German.

Seitdem sich die Briten 2016 gegen den Verbleib in der EU entschieden haben, tauchen immer mehr Artikel mit diesen Überschriften auf. Denn nachdem der Brexit beschlossene Sache ist, fürchten sich viele Briten vor dem Austritt aus der EU. Davor, dass ihre Freiheiten im nächsten Jahr einfach so verpuffen: Auf dem Arbeitsmarkt, bei Studienplätzen, bei Reisen in der EU. Rund 2900 haben sich laut dem Statistischen Bundesamt bereits im Jahr des Referendums in Deutschland einbürgern lassen. 2017 waren es schon knapp 7500. Zwölf Mal mehr als 2015 und laut Daten der BBC mehr als in allen anderen EU Ländern. Damit sind die Briten innerhalb von 24 Monaten auf Platz zwei des Einbürgerungsrankings des statistischen Bundesamtes geklettert, hinter der Türkei und vor Polen. Vorher waren sie nicht einmal unter den Top 15.

Jack Stallworthy hat beim Brexit-Referendum für den Verbleib in der EU gestimmt und ist einer von denen, der den Pass mit dem Adler will. Er ist 25 und vor acht Jahren das erste Mal für ein Erasmus-Semester nach Deutschland gekommen. 2013 kam er wieder zurück und machte seinen Master in Eichstätt, danach folgten Praktika im Bundestag und der Britischen Botschaft – er wollte immer schon politiknah arbeiten. Der Vater war Beamter beim britischen Staatsdienst genau wie der Großvater und auch er wollte Beamter werden. Aber Europa-Beamter. „Es gab eine Sendung im britischen Fernsehen in den Achtzigerjahren. Yes, Minister: Da geht es um die Beziehungen von hohen Beamten, und schon mit elf, zwölf wollte ich dann Beamter werden, mit 14 für die europäische Kommission arbeiten“.

Jack Stallworthy will die deutsche Staatsbürgerschaft

Jack Stallworthy will die deutsche Staatsbürgerschaft

Foto: Privat

Das Programm zum Europa-Beamten, das er  in Großbritannien hätte machen können, wird es aber bald nicht mehr geben. Denn die Briten gehören ab 2019 nicht mehr zur EU und bilden dann auch keine Beamten mehr dafür aus. Für ihn war der Brexit deshalb doppelt bitter. Seinen Traum musste er hinschmeißen und sich stattdessen über eine zweite Staatsbürgerschaft in der EU Sorgen machen. „Auf jeden Fall bin ich wütend“, sagt er, „aber ich bin eher der stoische Typ, der auch die Prozesse dahinter versteht, die Politik hinter dem Brexit“.

Nach dem Votum hat Jack sofort über eine doppelten Staatsbürgerschaft nachgedacht: Er fühlt sich sowohl britisch als auch europäisch. Anders als seine Mutter, die sich nur als Britin sieht. „Sie ist eine stolze Engländerin und hatte schon ihre Bedenken damit, dass ich den deutschen Pass will“. Trotzdem denkt Jack erst einmal pragmatisch:„Hat man die deutsche Staatsbürgerschaft, dann kann man zurückkehren und immer wieder hier oder im Rest der EU arbeiten“.

Nicht nur er ist auf diesen Gedanken gekommen. Die BBC spricht von knapp 13.000 Briten, die im vergangen Jahr eine andere EU-Staatsbürgerschaft beantragten. Mehr als sieben Mal so viel, wie es noch 2015 waren. Der deutsche Pass ist am beliebtesten, vor dem französischen, belgischen und schwedischen.

Warum hat sich Jack gerade für Deutschland entschieden? „Es sind die Chancen, die man hier geboten bekommt“, sagt er. Hätte er Kinder, würde er sie am liebsten in Baden-Württemberg oder Bayern aufziehen. Die Schulen, die Krankenhäuser, die Vereinskultur, das Stadtleben, das Dorfleben, alles sei für ihn besser als zu Hause auf der Insel. Ein bisschen deutsch fühlt er sich bereits. „Ich bin schon direkter geworden“, außerdem könne er die Nationalhymne singen.

Nächstes Jahr kann er die Einbürgerung beantragen, denn dann sind offiziell sechs Jahre vergangen, die er fest in Deutschland wohnt. Andere müssen acht Jahre warten, Jack zählt aber zu denen mit sogenannter „besonderer Integrationsleistung“. Im Deutsch-Test hat er mit C2 abgeschlossen, also Muttersprachniveau, und gilt damit in Berlin als besonders gut integriert. Selbst B2 hätte gereicht. Andere sogenannte „besondere Integrationsleistungen“ können laut Migrationsgesetz sein: soziales Engagement, beruflicher Erfolg oder der ein abgeschlossenes Studium an einer deutschsprachigen Uni oder Fachhochschule.

Ob Jack den Pass im nächsten Jahr aber wie geplant beantragt, ist er sich seit kurzem nicht mehr sicher. Ein Angebot lockt ihn zurück nach England: Das Programm zum Beamten im britischen Staatsdienst. Was dann vielleicht Familientradition, aber doch ein bisschen ironisch wäre.

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