- • Startseite
- • Politik
-
•
Fridaysforfuture-Streik: Schüler wehren sich gegen Bußgeld für Demo-Teilnahme
350 Euro Bußgeld bezahlen, nur weil sie mit „Fridays For Future“ für den Klimaschutz streiken? So wie es ihr Direktor kürzlich in einem Rundbrief forderte? Die Schülerinnen und Schüler am staatlichen Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium wollen das nicht hinnehmen. An diesem Freitag werden sie im Pausenhof gegen diese Sanktionen demonstrieren, sagt Schülersprecher Marius Antonini. Man wolle sich mit Mitschülern solidarisieren, die trotzdem zu den Freitagsdemonstrationen gehen wollten. „Es wäre uns wichtig, dass wir das freundschaftlich lösen können“, versichert der 17-Jährige. Er wünsche sich dazu ein Gespräch mit der Schulleitung. „Aber es wäre angebracht, dass die Schule von Strafen absieht.“
Am Montagnachmittag hatte der Schulleiter in einem Rundbrief an Schüler und Eltern angekündigt, dass die Schule ihren bisher „verständnisvollen“ Kurs verschärfen wolle – und brachte dabei auch mögliche Bußgelder für Eltern ins Spiel. Schülerinnen erzählen, sie seien am vergangenen Freitag bereits im Direktorat gewarnt worden, wenn sie erneut dem Unterricht fernblieben, müssten ihre Eltern bezahlen; die Rede war von 350 Euro.
„Die Schüler fanden das ziemlich krass“, sagt Antonini. „Die hatten das Gefühl, dass da die scharfen Messer auf den Tisch geschmissen werden. Dass es nicht einmal Verweise gibt, sondern dass plötzlich die Eltern Bußgeld zahlen müssen. Das ist ein ziemlich heftiger Schritt.“
Wie Schulen auf die Schulboykotte reagieren, ist den einzelnen Schulleitungen überlassen. Das bayerische Kultusministerium gibt keine klaren Sanktionen vor. „Es gilt die Schulpflicht“, heißt es aus dem Ministerium. Die Schulleiter sollten aber weiterhin eigenverantwortlich entscheiden. Das Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium habe im übrigen nicht mit Bußgeld gedroht, sondern „lediglich korrekt über die Rechtslage aufgeklärt“.
Viele haben Angst, dass ihre Eltern zahen müssen
Warum die Schule gerade jetzt einschreite, sei wohl eine Art Notbremse, glaubt Antonini. „In letzter Zeit sind immer mehr Leute hingegangen.“ Auch er selber. Der Schülersprecher sagt, er fühle sich ungerecht behandelt: Den Schüler werde unterstellt, dass sie einfach nur keine Lust auf den Unterricht hätten. „Viele Schüler haben ihre eigene Einstellung, ihr Verhalten schon lange geändert“, sagt er. „Wir haben zum Beispiel viele Vegetarier an unserer Schule und viele, die jetzt nicht mehr in den Urlaub fliegen wollen, sondern mit dem Zug fahren.“ Fast alle demonstrierenden Mitschüler seien auch bereit, Unterricht nachzuholen oder sich nebenbei für Umweltprojekte einzusetzen, sagt er. „Wir sind ja keine Schulschwänzer, wir haben Ziele“, sagt er und zählt auf: den Kohleausstieg, eine konkrete Umsetzung der Klimaziele, und „dass Wirtschaft und Politik endlich reagieren und aus dieser Abwärtsspirale rauskommen. Sonst haben wir einfach keine Zukunft, die mit dem Leben unserer Eltern vergleichbar ist.“
Durch die angedrohten Sanktionen bekomme die Bewegung nun noch mehr Aufmerksamkeit, glaubt Antonini – obwohl einige Angst hätten, dass ihre Eltern bezahlen müssen. Dabei seien Bußgelder für andere Fälle gedacht, findet er. Sie sollten Eltern davon abhalten, mit ihren Kindern noch vor Ferienbeginn in Urlaub zu fahren, um billigere Flüge zu bekommen – und nicht Schüler davon abhalten, für den Klimaschutz einzutreten. „Die Sanktion wird jetzt einfach angewendet, weil das Gesetz halt da ist.“ Dabei sei Demonstrieren ein Grundrecht. Jetzt aber werde den Schülern vermittelt, dass Demonstrationen nicht gut sind.