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„Egg Boy“ Will Connolly gibt erstes Interview

Screenshot: Twitter / The Project

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Der 17-jährige Australier Will Connolly ist als „Egg Boy“ bekannt. Vor gut zehn Tagen hat er Senator Fraser Anning wegen dessen islamophoben Äußerungen vor laufenden Kameras ein Ei auf den Kopf geschlagen. Der Senator hatte nach dem Anschlag auf zwei Moscheen in Christchurch, bei dem mindestens 50 Menschen getötet wurden, die Einwanderungspolitik des Landes für das Attentat verantwortlich gemacht. Nun hat „Egg Boy“ das erste Interview gegeben. In der australischen Talkshow The Project sieht er seine Attacke durchaus kritisch, bereut aber nicht viel: „Ich verstehe, dass es nicht richtig war, das zu tun. Trotzdem hat dieses Ei Menschen vereint und es wurde Geld gesammelt.“ Nach Wills Eier-Attacke wurde eine Spendenkampagne für ihn eingerichtet, bei der mehrere Zehntausend Dollar gesammelt wurden. Will bestätigt, dass er das Geld an die Opfer und die Hinterbliebenen der Terrorattacke von Christchurch weitergeben möchte. Als politischer Aktivist sehe er sich aufgrund seiner Aktion jedoch nicht.

„Nach der Tragödie in Christchurch dachte ich, die Welt sollte all die Opfer unterstützen und ihnen Liebe und Leidenschaft zeigen“, erklärt Will seinen Gefühlszustand nach dem Anschlag. „Aber der Senator hat ein Statement veröffentlicht, das eher eine spaltende Hassrede war. Er wollte den Opfern die Schuld für die Attacke geben.“ Will, der eigentlich zur Pressekonferenz gekommen war, um Senator Anning zuzuhören und ihm die Möglichkeit zu geben, seine Einstellung zu ändern, war angewidert. „Ich bin eine verzeihende Person und ich wollte ihm vergeben“, sagt er, „aber dann hat er angefangen, noch mehr Dinge zu sagen, die ich hier nicht zitieren möchte.“

Das war Will dann doch zu viel und er entschloss sich, dem Senator ein Ei auf den Kopf zu klatschen. Dieser wiederum schlug ihm danach mit der Faust ins Gesicht und seine Sicherheitsleute brachten den 17-Jährigen zu Boden. Er wurde von der Polizei abgeführt, im Laufe des Tages aber wieder aus dem Arrest entlassen. „Ich dachte nicht, dass er reagiert“, zeigt sich Will von der Reaktion des Senators überrascht. „Ich dachte, ich würde da einfach wieder rausgehen und nicht, dass es eskalieren würde.“ Das tat es dann aber doch. 

Will bekam weltweite Unterstützung. Aber es geht ihm nicht um die Aufmerksamkeit: „Es ist völlig aus den Fugen geraten. Bis zu einem Punkt, an dem es fast schon peinlich ist. Zu viel Aufmerksamkeit lenkt vom Leid der wahren Opfer ab – wir sollten uns auf sie konzentrieren.“ Politischer Aktivismus lag Will zu jeder Zeit fern: „Daran habe ich nicht gedacht. Ich wollte das Video nur meinen Kumpels zeigen und ein paar Lacher dafür kriegen.“

Auch Wills Mutter hat die Aufnahmen gesehen. Sie sei nicht sehr begeistert davon, erzählt der Teenager: „Sie ist froh, dass ich mich für das eingesetzt habe, woran ich glaube. Aber sie ist definitiv nicht einverstanden mit der Art und Weise, wie ich es getan habe.“ Der Name „Egg Boy“ ist übrigens nicht neu für Will. Er wurde bereits vor seiner Aktion so genannt, da er in der Mittagspause immer gekochte Eier isst. „Die Mädchen sagen dann immer: ‚Geh weg von mir, das stinkt.’“, erzählt er.  Letztendlich sagt Will jedoch, dass er erstmal kein Protein-Fan mehr sei: „Ich bin jetzt offiziell von den Eiern befreit.“

mse

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