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Dorothee Bär reagierte auf Sexismus – mit weitreichenden Folgen

Foto: Jens Schicke / imago images

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Das ging schnell: Nachdem Dorothee Bär am Mittwoch die Ludwig-Erhard-Stiftung verlassen hat, um sich klar gegen Sexismus zu positionieren, gab nun Roland Tichy bekannt, sein Amt als Vorsitzender der Stiftung im Oktober abgeben zu wollen. Er wolle sich nicht wieder zur Wahl stellen. Die beiden CDU-Politiker Carsten Linnemann und Jens Spahn wollen ihre Mitgliedschaft vorerst ruhen lassen. Der Grund ist wohl eine Debatte, die Bär am Mittwoch anstieß.

In einem Interview mit dem Handelsblatt sagte die CSU-Politikerin: „Grund für diese Entscheidung ist eine Publikation in dem Magazin Tichys Einblick, die frauenverachtende und in höchstem Ausmaß sexistische Äußerungen gegenüber meiner Kollegin Sawsan Chebli enthält“, so Bär. Publizist Roland Tichy ist seit 2014 Vorsitzender der Ludwig-Erhard-Stiftung und Betreiber des Meinungsportals Tichys Einblick. Das Portal überschreitet aus Sicht von Kritiker*innen regelmäßig die Grenze zum Rechtspopulismus.

In dem betreffenden Text, der nicht von Tichy selbst verfasst wurde, wurde die Berliner SPD-Staatssekretärin Sawsan Chebli sexistisch beleidigt und diffamiert. Die Politikerin äußerte sich selbst bereits auf Twitter dazu und schrieb: „Ein besonders erbärmliches, aber leider alltägliches Beispiel von Sexismus gegen Frauen in der Politik.“

Chebli bedankte sich nach Bärs Rückzug aus der Stiftung auf Twitter bei ihrer Kollegin: „Fauenverachtung und Sexismus bei Tichy bleiben nicht ohne Konsequenzen. Und das ist gut so!“, schrieb die SPD-Politikerin. Außerdem hoffe sie, dass auch Männer künftig mit ihnen „an einem Strang ziehen“ würden. Denn Sexismus sei kein reines Frauenthema. Am Donnerstag folgten auch Jens Spahn und Carsten Linnemann ihrer Parteikollegin Dorothee Bär und gaben bekannt, aus der Stiftung auszutreten, solange Tichy Vorsitzender sein sollte. Der Publizist reagierte nun wohl.

Bärs Austritt alleine hatte bereits für zahlreiche Reaktionen gesorgt. Auf Twitter trenden seit Mittwochabend sowohl Roland Tichys Name als auch der von Sawsan Chebli. Viele Menschen bedanken sich bei Bär für ihre klare Haltung. „Chapeau für diese Solidarität trotz unterschiedlichster Parteizugehörigkeit“, schreibt eine Nutzerin. 

Jetzt zeigen sich Politikerinnen wie Chebli und Renate Künast erleichtert über den angekündigten Rücktritt von Roland Tichy – und betonen gleichzeitig, dass Sexismus so natürlich nicht verschwinde:

Viele fragten sich außerdem, wieso am Mittwoch nur Bär aus der Stiftung ausgetreten war. Auch die FDP-Politikerin Linda Teuteberg ist Mitglied der Ludwig-Erhard-Stiftung. Dabei bekam Teuteberg selbst erst vor wenigen Tagen viel Aufmerksamkeit, weil sie sexistisch behandelt worden war. FDP-Chef Christian Lindner hatte auf dem Bundesparteitag in Berlin in einer Rede einen sexistischen Witz auf Kosten der Politikerin gemacht: „Ich denke gerne daran, Linda, dass wir in den vergangenen 15 Monaten ungefähr 300 Mal, ich hab mal so grob überschlagen, ungefähr 300 Mal den Tag zusammen begonnen haben“, sagte er, und nach einer Kunstpause dann weiter: „Ich spreche über unser tägliches, morgendliches Telefonat zur politischen Lage. Nicht was ihr jetzt denkt.“ Auf massive Kritik hin entschuldigte sich Lindner – er habe es so nicht gemeint.

Andere fragen sich, wie es überhaupt möglich sein kann, dass Roland Tichy, der immer wieder in der Kritik steht, seit sechs Jahren Vorsitzender der Ludwig-Erhard-Stiftung ist. „Erst jetzt treten Leute aus Protest aus“, schreibt ein User. Das sei unverständlich.

Schon 2018 hat sich auch Friedrich Merz gegen Roland Tichy positioniert, indem er den Ludwig-Erhard-Preis ablehnte – wohl, weil er nicht mit Tichy auf einer Bühne stehen wolle.

Altbundeskanzler Ludwig Erhard gründete die nach ihm benannte Stiftung 1967. Die Stiftung hat sich bisher noch nicht öffentlich zu dem Vorfall geäußert.

soas

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