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Holocaust-Gedenktag: Wie man der Opfer des Nationalsozialismus heute gedenken kann
Am 27. Januar gedenken Deutschland und die Welt der Opfer des Nationalsozialismus. Denn an diesem Datum im Jahr 1945 wurde das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau befreit. Mehr als 17 Millionen Menschen starben wegen des NS-Regimes zwischen 1933 und 1945. Zwar fallen in diesem Jahr aufgrund der Corona-Pandemie viele Gedenkveranstaltungen aus, aber auch jetzt ist es möglich, einige KZ-Gedenkstätten zu besuchen oder mithilfe digitaler Angebote gemeinsam zu gedenken. Eine Übersicht.
KZ-Gedenkstätte Auschwitz
Die Gedenkstätte auf dem Gelände des größten Vernichtungslagers des NS-Regimes ist aufgrund der Pandemie geschlossen. Die Gedenkfeier am 27. Januar wird ab 16 Uhr online abgehalten und wird einen Fokus auf die mehr als 200 000 Kinder richten, die von den Nazis in Auschwitz ermordet wurden. Außerdem bietet die Gedenkstätte einen virtuellen Rundgang an. Die Gedenkstätte ist zusätzlich auf Twitter sehr aktiv. Auf dem Social Media Account @AuschwitzMuseum werden täglich Opfer des Lagers mit Fotos und einem kurzen Lebenslauf portraitiert. Wie viele Menschen in Auschwitz ermordet wurden, kann bis heute nur geschätzt werden, da viele Gefangene unmittelbar nach ihrer Ankunft umgebracht und daher nicht einmal registriert wurden. Schätzungen beziffern die Zahl der Ermordeten zwischen 1,1 und 1,5 Millionen.
Gedenkstätte Vernichtungslager Belzec
Im Gegensatz zu Auschwitz wurde das Vernichtungslager Belzec im Osten von Polen noch von den Nationalsozialisten selbst zerstört. An die etwa 450 000 Juden, die hier ermordet wurden, sollte nichts mehr erinnern. Aber die Erinnerung blieb. 2004 wurde die Gedenkstätte eröffnet. Online angeboten wird eine 360-Grad-Führung, bei der man die enormen Ausmaße des Lagers zumindest erahnen kann.
Yad Vashem in Jerusalem
Gegründet wurde Yad Vashem im Jahre 1953 als Weltzentrum der Dokumentation des Holocaust, seiner Erforschung und Lehre, sowie seines Gedenkens. Ein Besuch der Gedenkstätte in Jerusalem ist momentan nicht möglich. Aber auch online ist ein großes Angebot verfügbar, etwa die Datenbank mit Namen und biografischen Daten von rund 4,7 Millionen Menschen, die im Holocaust ermordet wurden sowie die Datenbank „Righteous Among the Nations“, in der jene Personen geehrt werden, die Verfolgten geholfen haben. Speziell zum 27. Januar startet Yad Vashem die IRemeber Wall, eine Gedenkmöglichkeit, bei der eine digitale Gedenktafel erstellt wird und der Name jedes und jeder Teilnehmenden mit einem Namen eines Opfers des Holocaust zusammengefügt und auf die Wand geschrieben wird.
KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen
Das Konzentrationslager nahe Berlin wurde 1936 von Häftlingen errichtet. Das KZ diente unter anderem als Ausbildungs- und Schulungsstätte für KZ-Kommandanten und Wachen. Mehr als 200 000 Menschen waren hier interniert, mussten zur Zwangsarbeit täglich vor den Augen der Bevölkerung in das nahegelegene Klinkerwerk marschieren, wo sie Ziegel für die Bauvorhaben Albert Speers produzieren mussten. Zehntausende Menschen wurden in dem KZ ermordet, darunter mindestens 13 000 sowjetische Kriegsgefangene. Für die Opfer der Verbrechen des Nationalsozialismus hält die Stätte eine Gedenkveranstaltung ab, die von 10 Uhr an auf dem eigenen Youtube-Kanal zu sehen ist. Außerdem gibt es auf der Internetseite ein digitales Totenbuch, in dem die Namen von mehr als 20 000 Opfern stehen.
KZ-Gedenkstätte Dachau
Erst kürzlich rückte die KZ-Gedenkstätte Dachau wieder in den Blick der Öffentlichkeit, als bekannt wurde, was der US-Präsident von ihr hält. 2015 hatte Joe Biden die Gedenkstätte mit seiner Enkelin besucht, nun las man in seiner Autobiografie dazu: „Es schien, als hätte man umgeräumt, um es für die Besucher weniger bedrückend zu machen.“ Tatsächlich wurden die originalen Häftlingsbaracken schon in den 1960er Jahren abgerissen. Bei den beiden Baracken, die sich heute auf dem Gelände befinden, handelt es sich um Nachbauten. Eindrücklich ist ein Besuch des ehemaligen KZ dennoch. Auch wenn die Gedenkstätte zur Zeit geschlossen bleiben muss, lassen sich dutzende virtuelle Führungen auf dem Youtube-Kanal der KZ-Gedenkstätte machen.
KZ-Gedenkstätte Flossenbürg
Das Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers im Oberpfälzer Wald ist trotz der Corona-Pandemie begehbar. Doch das Museum, die Bibliothek, das Archiv und Ausstellungen sind nicht zugänglich. Dafür gibt es die Ausstellung „Ende der Zeitzeugenschaft?“ auch online. Das Konzentrationslager Flossenbürg war von 1938 bis 1945 aktiv. Von den insgesamt 100 000 Gefangenen starben mindestens 30 000.
KZ-Gedenkstätte Hamburg-Neuengamme
Bis 1945 war das KZ Hamburg-Neuengamme das zentrale Konzentrationslager Nordwestdeutschlands. Im Verlauf des Krieges wurden hierhin Zehntausende Menschen aus den besetzten Ländern Europas deportiert. Gründe waren hierfür unter anderem Widerstand gegen die deutsche Besatzungsherrschaft oder Auflehnung gegen Zwangsarbeit. Mindestens 42 900 Menschen kamen ums Leben. Das Gelände der Gedenkstätte ist auch jetzt zugänglich. Online sind außerdem 360-Grad-Rundgänge möglich, die über das Gelände und durch die aktuell geschlossenen Ausstellungen führen.
KZ-Gedenkstätte Buchenwald
Die Dauerausstellungen sind momentan geschlossen, Führungen von Guides nicht erlaubt. Allerdings ist der Großteil des offenen Geländes des ehemaligen KZ Buchenwald auch jetzt begehbar. Neben Informationstafeln vor Ort gibt es ein breites digitales Angebot, zum Beispiel eine App, die über 60 historische Orte der Gedenkstätte und mit historischen Fotos und Erinnerungsgeschichten über das KZ informiert, in dem zwischen 1937 und 1945 etwa 56 000 Menschen getötet wurden. Zu den Opfern gehörten 11 800 Juden sowie eine hohe Zahl politisch Verfolgter.
KZ-Gedenkstätte Bergen-Belsen und JVA Wolfenbüttel
Das Konzentrationslager wurde 1940 gegründet – damals noch als Kriegsgefangenenlager, vor allem für belgische, französische und russische Soldaten. Ab April 1943 wurden auch jüdische Menschen in das Lager deportiert. 52 000 Menschen aus ganz Europa starben hier. Die JVA Wolfenbüttel wurde vom NS-Regime genutzt, um politisch Andersdenkende, Homosexuelle und Zeugen Jehovas einzusperren und hinzurichten. Beide Gedenkstätten sowie das Dokumentationszentrum sind geschlossen. Die Stiftung niedersächsische Gedenkstätten veranstaltet jedoch während der Pandemie zahlreiche Vorträge zum Thema: Aktuelle Demokratiegefährdungen in historischer Perspektive, in denen aktuelle Geschehnisse und gesellschaftliche Entwicklungen in Deutschland besprochen werden.
Mahnmal Gleis 17 in Berlin
Während des Holocaust wurden aus Berlin von 1941 bis Kriegsende mehr als 50 000 deutsche Juden deportiert. Der erste Deportationszug rollte am 18. Oktober 1941 von den Gleisen des Bahnhofs Grunewald. 1013 Menschen befanden sich in dem Zug in Richtung Osten. Das Mahnmal Gleis 17 in Berlin-Grunewald wurde 1998 eingeweiht und soll mit seinen in den Bahnschotter eingelassenen Stahlgussplatten daran erinnern. Auch jetzt ist es zugänglich. Teil des Mahnmahls ist die Vegetation, die zwischen den Schienen gewachsen ist. Sie soll symbolisieren, dass nie wieder einen Zug den Bahnhof verlassen soll.
KZ-Gedenkstätte Mauthausen
In Mauthausen war das größte Konzentrationslager Österreichs. Von 1938 bis 1945 waren in dem Lager etwa 195 000 Menschen interniert, mehr als die Hälfte von ihnen kam während dieser Zeit um. 4500 Juden wurden durch Gas ermordet, 95 000 Inhaftierte starben, vor allem an den unmenschlichen Haftbedingungen und an den Arbeitsbedingungen in den Granitwerken, die von der SS neben dem KZ betrieben wurden. Die Gedenkstätte ist derzeit geschlossen, doch hatte bereits während des ersten Covid19-Welle über 50 Kurzvideos erstellt, in denen Mitarbeiter*innen Ausstellungsstücke der Gedenkstätte vorstellen und deren Geschichten erzählen. Außerdem gibt es eine virtuelle Karte des Geländes mit Informationen, Fotos und Audioguide.
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