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Die Polytechnische Uni Hongkong nach der Belagerung

Einige der verbliebenen Demonstrierenden versammeln sich in einer Turnhalle der Polytechnischen Universität Hongkong.
Bild: reuters, Fotograf: Thomas Peter

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Der Campus der Polytechnischen Universität Hongkong war in den vergangenen Tagen Schauplatz erbitterter Kämpfe zwischen Polizei und Demonstrierenden. Viele Hundert von ihnen hatten sich auf dem Gelände der Universität verschanzt, die Polizei umstellte das Gebiet. 

Am Dienstagabend ging dann die viertägige Belagerung vorläufig zu Ende. Zwischen 800 und 1000 Protestierende haben seitdem das Gelände verlassen, einige Dutzend befinden sich noch in den Gebäuden. Viele der Studierenden, die das Gelände verlassen haben, taten dies zum Teil aus Angst, zum Teil auch aus medizinischen Gründen. Einige waren unterkühlt oder erlitten Augenverletzungen durch das Tränengas.

Die Umstellung des Campus war der vorläufige Höhepunkt der immer gewalttätigeren Proteste in Hongkong, die seit mehr als fünf Monaten die Metropole prägen.

Im Laufe der letzten Woche wurde der Uni-Campus zu einem zentralen Schauplatz des Konflikts zwischen den Demonstrierenden und der Polizei. Die Polizisten schossen mit Tränengas, Wasserwerfen und Gummigeschossen auf Student*innen, während die Protestierenden Molotow-Cocktails warfen und mit Pfeil und Bogen schossen.

Die Protestierenden kampierten innerhalb des Campus, durch Social-Media-Posts konnten sie immer wieder ihren Bedarf an Lebensmitteln, Wasser und anderen Dingen kundtun, die von Unterstützern dann angeliefert wurden.

Da die Polizei das Gelände umstellt hat, gelang es nur sehr wenigen Demonstrierenden, unerkannt zu fliehen. Die Polizei hat alleine am Dinestag ungefähr 1 100 Menschen in und um die Universität verhaftet. Minderjährige wurden identifiziert und registriert, aber nicht in Gewahrsam genommen. Die Erwachsenen hingegen wurden sofort verhaftet. Sollten sie wegen der Teilnahme an den Aufständen verurteilt werden, könnten sie bis zu zehn Jahre ins Gefängnis gehen. 

Der Auslöser für die Proteste war ein geplantes Gesetz der Hongkonger Regierung, das die Auslieferung von Verdächtigen an China erleichtert hätte. Viele befürchteten, dass dieses Gesetz den Sonderstatus der Stadt beeinträchtigen könnte. Das Gesetz wurde zurückgezogen, dennoch dauerten die Demonstrationen an und haben sich zu einem allgemeinen Protest gegen Polizeibrutalität ausgeweitet und gegen die Art, wie Hongkong von China behandelt wird.

Nachdem die ehemalige britische Kolonie 1997 an China zurückgegeben wurde, ist sie als Sonderzone definiert. Innerhalb einer 50-jährigen Übergangszeit werden den Bewohnern der Stadt Sonderrechte zugestanden. Unter anderem ist Versammlungs- und Redefreiheit in der Stadt viel weitreichender, als auf dem chinesischen Festland. Das ist der autoritären chinesischen Regierung ein Dorn im Auge.

Die Polytechnische Uni war die letzte von fünf Universitäten, die Demonstrierende besetzt hielten. Von dort aus organisierten sie ihre Protestaktionen in der Stadt. Schon am Wochenende kam es zu heftigen Zusammenstößen, bei denen mehr als 200 Menschen verletzt wurden.  

Nachdem sich die Universitäten zu Brennpunkten der Proteste entwickelt hatten, wurden die Studenten vorzeitig in die Semesterferien geschickt. Vor allem ausländischen Studenten wurde dringend nahegelegt, abzureisen. In der Stadt sind wegen der Unruhen weiterhin die Kindergärten und Schulen geschlossen.  

chwae

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