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Das ist... Bahtiyar Duysak, der Mann, der Trumps Twitter-Account deaktiviert hat
Das ist ...
... Bahtiyar Duysak. Er hat am Mittwoch in einem exklusiven Interview mit dem US-amerikanischen Magazin Techcrunch seine Identität enthüllt. Darin gab er sich als der Mann zu erkennen, der am 2. November 2017, seinem letzten Arbeitstag im Hauptsitz von Twitter, Donald Trumps Twitter-Account gelöscht hatte. Der war zwar bereits nach elf Minuten wieder von Twitter hergestellt worden, trotzdem fragte sich wenige Stunden nach der Stilllegung der halbe Globus: Wer war das? Viele Menschen feierten den Unbekannten für die Aktion und stilisierten ihn zum Helden.
Der kommt ...
... ursprünglich aus Deutschland, ist für Studium und Arbeit aber ins englischsprachige Ausland gegangen. Seinen Master in Banking and Finance hat Bahtiyar Buzzfeed News zufolge an der University of Birmingham in England abgeschlossen. Danach habe er an einem Programm der California State University in den USA teilgenommen und sich dort – als Mann mit türkischen Wurzeln – unter anderem in einem Zusammenschluss türkischer Studenten engagiert. 2017 arbeitete er als befristeter Mitarbeiter im Twitter-Hauptquartier in San Francisco – als Teil der „Trust und Safety Division“ im Kundendienst. Dort war er dafür zuständig, auf Meldungen von Twitter-Accounts wegen Beleidigung, rassistischer Äußerungen oder anderer Regelverstöße im sozialen Netzwerk zu reagieren. Inzwischen ist Bahtiyar wieder zurück nach Deutschland gezogen.
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Der kann ...
... und will nicht von sich behaupten, dass er mit seiner Aktion politisch sein wollte. Er erzählt stattdessen, dass er einen Fehler gemacht habe und das Ganze nur das Ergebnis einer Abfolge von „unwahrscheinlichen Zufällen“ gewesen sei. Was genau es mit diesen Zufällen auf sich hat, lässt er im Gespräch aber im Unklaren. Gegen Ende seiner Schicht habe jemand Trumps Account gemeldet. Als letzte „Ach-was-solls“-Geste habe er dann den Account tatsächlich deaktiviert, seinen PC zugeklappt und das Gebäude verlassen. Weil er sich dabei nichts weiter gedacht habe, will er im Interview eines klarstellen: Er sehe sich hier als „unglückliches oder glückliches Opfer“ – wie man das eben so sehen wolle – „das sich in einer Situation wiederfindet, in der Millionen von Amerikanern gerne wären.“ Immerhin gebe es viele Menschen, die gerne etwas gegen Trump unternehmen würden. In seinem Fall allerdings sei die Aktion tatsächlich nur „random“ gewesen.
Der geht ...
... jetzt mit seiner Geschichte an die Öffentlichkeit, weil er keine Lust mehr hat, vor den Medien zu fliehen. Während Geheimdienste wie das FBI anscheinend nicht gegen Bahtiyar ermitteln, hätten Reporter ihn regelrecht gestalkt, Freunde und Familie kontaktiert. Dabei wolle er einfach ein normales Leben führen: „Ich will mit meinen Nachbarn sprechen, ich will mit meinen Freunden sprechen. Ich musste Hunderte von ihnen löschen“, sagte er Techcrunch dazu. Den Hype um die Person, die Trumps Account stillgelegt hat, verstehe er währenddessen gar nicht so richtig. Hier spricht er in der dritten Person von sich selbst – denn mit dem Menschen, den die Leute für eine politische Aktion in den sozialen Medien feierten, habe er wenig zu tun. Tatsächlich nutzt Bahtiyar das Interview in keinem Moment dazu, gegen Trump zu wettern, sondern lieber, um immer wieder zu betonen: „Ich habe einen Fehler gemacht. (...) Ich habe gegen keine Regeln verstoßen. (...) Ich habe kein Gesetz gebrochen.“
Daraus lernen wir ...
... dass die halbe Welt in Bahtiyar offenbar etwas sehen wollte, was gar nicht da war. Denn ganz so heldenhaft wie sie interpretiert wurde, war seine Aktion gar nicht gemeint. Jedenfalls wirkt seine Darstellung der Dinge so. Statt einer Erzählung, wie aufregend es für ihn war, einen großen politischen Coup zu landen, bekommen alle Neugierigen eine wenig spektakuläre Erklärung für seinen Fehler: „Ich hatte eine wilde Zeit in Amerika, ich war manchmal müde.“
Nur Facebook weiß ...
... dass Bahtiyar ganz andere Vorlieben hat als politisches Engagement. Anstatt irgendwelche Statements über Trumps Politik zu posten, zeigt er viel lieber, was er in Sachen Lifestyle gut findet: Muskeln, Autos, Zigarrerauchen am Strand.