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„Wir ziehen den Scheiß jetzt einfach zusammen durch“

Foto: Fabrizio Bensch / REUTERS / Bearbeitung: jetzt

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Am Mittwochabend ist der viel befürchtete und diskutierte Schritt nach der Ministerpräsident*innen-Konferenz verkündet worden: strengere Corona-Maßnahmen in ganz Deutschland. Einen „Lockdown“ nennen viele das Maßnahmen-Paket, auch wenn es hier bisher, im Gegensatz zu etwa Frankreich, keine direkten Ausgangsbeschränkungen gibt. Das deutsche Maßnahmenpaket, das ab Montag für vier Wochen gelten soll, ist trotzdem so streng, dass selbst der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) von einem differenzierten, milden Lockdown sprach. Bars, Clubs, Kneipen, Restaurants: geschlossen. Kinos, Theater, Schwimmbäder und Fitnessstudios: geschlossen. Soziale Kontakte nur noch in minimaler Form.

Bei 16 774 neuen Corona-Infektionen in den vergangenen 24 Stunden, war abzusehen, dass es zu neuen Maßnahmen zur Eingrenzung der Pandemie kommen würde. Das zeichnete sich auch in den sozialen Medien ab: Seit Tagen trendeten auf Twitter Hashtags wie #WellenbrecherShutdown, #Lockdown, #Gastronomie oder #Schulen. Und auch die neuen Maßnahmen werden und wurden im Netz viel kommentiert, gerade auch weil sich die Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Donnerstagmorgen in einer Regierungserklärung noch einmal geäußert hat.

Unter #Lockdown2 sind bereits 12 000 Tweets abgesetzt worden, dementsprechend vielfältig sind die Meinungen und Kommentare. Dabei wird debattiert, ob die Situation hätte abgewendet werden können, ob die Maßnahmen angemessen sind, was die Maßnahmen eigentlich konkret bedeuten und welche Partei oder Politiker*in sich derzeit wie falsch oder richtig positioniert haben. Oder ist unsere politische Spitze gerade vielleicht auch besonders gefordert?

Dass die neuen Maßnahmen in erster Linie für viele Menschen persönlich schlimm sind, war zu befürchten. Eine körperlich eingeschränkte Twitter-Userin schreibt etwa, dass sie sich fühle „als wenn jemand die Tür von innen abgeschlossen und den Schlüssel aus dem Fenster geworfen hätte“:

Einige Twitter-User*innen versuchten aber, anderen Mut zuzusprechen:

Ein Mechanismus, der offenbar manchen dabei hilft, mit der Situation umzugehen, ist die Schuldzuweisung. Auf Twitter werden vor allem die Coronamaßnahmen-Kritiker*innen aufgrund der hohen Infektionsrate angegriffen, aber auch Menschen, die in den vergangenen Monat etwa im Urlaub waren. Aber auch hier riefen Twitter-Userinnen dazu auf, die gegenseitigen Beschuldigungen sein zu lassen: „Mir ist übrigens völlig egal, wer jetzt am #Lockdown2 schuld ist und ob es überhaupt der zweite ist oder überhaupt einer“, schreibt etwa @vaterprunk. „Wir ziehen den Scheiß jetzt einfach zusammen durch und jammern bitte etwas weniger. Geht schließlich um uns alle.“

Eine Komponente des „differenzierten Lockdowns“ wurde auf Twitter besonders oft hinterfragt: Dass Gottesdienste noch stattfinden dürfen, Vereine oder Jugendzentren aber schließen müssen. Dabei muss man einschränkend sagen, dass die vor allem älteren Menschen, die Trost und Gemeinschaft in Gottesdiensten suchen, sich eher selten auf Twitter rumtreiben und somit auch schlecht widersprechen können. Der repräsentativen Umfrage „ARD/ZDF-Onlinestudie 2020“ zufolge benutzt nur ein Prozent der Menschen über 70 Jahre die Plattform. Demonstrationen mit Hygiene-Konzept sind übrigens ebenfalls weiterhin erlaubt.

Gerade über die Situation der Gastronomie und der Kulturbetriebe wurde und wird viel geschrieben: von Zweifeln, ob diese so bestehen bleiben, bis zu Überlegungen, wie man sie jetzt unterstützen kann.

Dass der sogenannte Lockdown nun tatsächlich beschlossen ist, sehen manche auch einfach nur als Startschuss dafür, dass die seltsame Klopapier-Horterei wieder „en vogue“ wird. Also, auf die Plätze, hortet, los!

Immerhin, eine gute Nachricht gibt es: Zumindest werden dieses Mal nicht die Friseur*innen-Salons geschlossen.

mpu

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