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Christchurch-Prozess: Die bewegende Rede von Sara Qasem, Tochter eines der Opfer
„Mein Name ist Sara Qasem: Tochter eines Helden. Tochter eines strahlenden Mannes… Tochter eines Märtyrers: Abdelfattah Qasem. Merkt euch seinen Namen“. Mit diesen Worten beginnt die bewegende Rede von Sara Qasem, 24, im Gerichtssaal von Christchurch in Neuseeland. Ihr Vater wurde bei dem terroristischen Anschlag auf zwei Moscheen am 15. März 2019 getötet. Das Verbrechen gilt als eines der schlimmsten in der Geschichte Neuseelands. Der Täter T. überlebte und wurde nun zu lebenslanger Haft ohne Bewährung verurteilt. Bei dem Gerichtsprozess hielten 91 Hinterbliebene Reden und richteten sich an den Täter.
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So auch Sara Qasem. Sie hatte gerade ihren Beruf als Lehrerin begonnen, als ihr Vater von dem Attentäter in Christchurch beim Freitagsgebet in einer Moschee getötet wurde. Ihre Schwester Rawan brachte weniger Tage später ein Baby zur Welt, das sie nach dem Vater benannte. Sara Qasem entschloss sich laut SBS News spontan dazu, bei dem Prozess zu sprechen. In ihrer Rede erzählte sie zunächst vor allem von der Beziehung zu ihrem Vater. Von dem Schmerz, den der Mord an ihm bedeutet. „Ich will noch mehr Roadtrips mit ihm machen. Sein hausgemachtes Essen riechen. Sein Parfüm… Ich will die Stimme meines Vaters hören. Die Stimme von meinem Baba“. Sie fragte sich, wie die letzten Momente seines Lebens ausgesehen haben mögen: Hatte er Angst? Hatte er Schmerzen? Was waren seine letzten Gedanken? „Ich wünsche mir mehr als alles andere auf der Welt, dass ich hätte da sein können, um seine Hand zu halten und ihm zu sagen, dass alles gut wird. Das konnte ich nicht.“
Als sie zu weinen beginnt, hält Sara Qasem inne, dreht sich in die Richtung des anwesenden Attentäters und sagt: „Nur um eins klarzustellen: Diese Tränen sind nicht für dich!“. Von da an wird aus einer emotionalen und traurigen Rede über Verlust und Trostlosigkeit immer wieder ein starkes und wütendes Statement. Sie geht in die direkte Konfrontation mit dem Mann, der ihren Vater und 51 weitere Menschen umbrachte. Immer wieder nennt Sara Qasem den Attentäter „Feigling“, und wirkt dabei so, als würde sie mit jedem Mal mehr Kraft gewinnen – und Kontrolle über die schmerzhafte Situation. „Du weißt, dass du nicht stark bist. Du weißt, dass du schwach bist. Schau dich nur an“, sagt sie und verzieht dabei verächtlich das Gesicht. Dann fordert sie ihn auf, sich im Gerichtssaal umzusehen, in dem zahlreiche Angehörige und Mitglieder der muslimischen Community in Christchurch sitzen. Sie fragt: „Wer genau ist der „andere“ hier? Wir oder du? Ich denke, die Antwort ist klar.“
Den Heilungsprozess ihrer Community vergleicht Sara Qasem am Ende ihrer Rede mit der japanischen Kintsugi-Kunst, eine Reparaturmethode, bei der fehlende Keramikteile aus einer Masse von feinem Pulvergold zusammengeklebt werden: „Unsere Herzen mögen gebrochen sein… doch langsam aber sicher werden wir jeden Riss mit etwas Gold reparieren“, sagte sie. Gold, das sei die Liebe, die neuseeländische Community, ihre Freund*innen, Nachbar*innen und die Regierung. Und ihr Vater, der habe „ein Herz aus Gold“ gehabt.
fsk