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Polarnacht-Kolumne: Ein Vorweihnachtstag in Tromsö

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  Woche 6
Temperatur: -6 bis -12°C
Schneehöhe: ca. 30 cm
Stimmung: entspannt
Schneechaosbedingte Verspätung auf dem Weg nach Deutschland: ca. 12 Stunden

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Dezembermittag in der Nähe meines Hauses.
Nach einer abenteuerlichen Reise auf dem Landweg durch Norwegen, Schweden und Dänemark bin ich gerade in Deutschland, um die Weihnachtstage mit Familie und Freunden zu verbringen. Vor meiner Abreise habe ich aber noch einen Tag in der vorweihnachtlichen Innenstadt von Tromsö verbracht. 1. Station: die Einwanderungsbehörde überzeugen

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Die Behörde ist Teil des Polizeipräsidiums, aber immerhin recht hübsch gelegen.
 Mein Arbeitsvertrag habe zu wenige Wochenstunden, hieß es beim letzten Mal, so könne man mir keine Registrierungserlaubnis erteilen. Ich müsse nachweisen, dass ich mein Leben hier finanzieren könne. Also hatte ich Rechnungen für Übersetzungs-, Korrektur- und Schreibaufträge gesammelt, Excel-Tabellen erstellt, Währungen umgerechnet und seriöses Auftreten geübt, um es jetzt noch einmal zu versuchen. Die Dame am Schalter war verwirrt und überfordert von meinem Papierkram, ich erläuterte geduldig. Warum ich denn überhaupt nach Tromsö gekommen sei, wollte sie wissen. "Weil es mir hier so gut gefällt", erklärte ich strahlend. Sie schüttelte lächelnd den Kopf und murmelte etwas von Kälte und Dunkelheit. Ich lachte und fragte, ob sie denn jetzt lieber woanders wäre. "Yes!", lachte sie, und erstellte mir kapitulierend meine Genehmigung.  2. Station: meine offizielle Existenz beantragen

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Ein Weihnachts-Kobold steht etwas perplex im Amt herum.
Auf dem Finanz- und Einwohnermeldeamt, auf dem man mich durch meine bürokratische Odyssee  auch schon kannte, präsentierte ich triumphierend den Schrieb der anderen Behörde. Nun konnte ich endlich meine "Personennummer" beantragen - die Nummer, die mich hier offiziell zu einer vollwertigen Person machen würde. Die Schalterdame fragte, wie lange ich plante hierzubleiben. "Für immer!", rief ich, sie gab mir amüsiert das entsprechende Formular und wünschte zum Abschied frohe Weihnachten.   3. Station: Stadtbummel

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

In der Innenstadt. Ja, wir haben einen H&M.
Nachdem ich den Kampf gegen die Bürokratie gewonnen hatte, suchte ich in der Innenstadt nach Weihnachtsgeschenken. Es war ein schmaler Grat zwischen Touri-Kitsch und "das könnte ich auch in Deutschland kaufen, und zwar für die Hälfte". Schließlich landete ich in dem Laden, den ich (laut Einwanderungsbehörde viel zu selten) putze. Die nette Managerin kam auf mich zu und fragte nach meinen Weihnachtsplänen. Falls ich im Laden fündig würde, solle ich doch an der Kasse bescheidsagen, dass ich Rabatt bekomme. Ich kaufte ein paar hoffentlich stilvolle Dinge, die ich hier noch nicht verraten kann, und lustiges Kobold-Geschenkpapier. 4. Station: ein besonderes Café

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Die Café-Besitzer.
Zufrieden mit meinen Einkäufen entschied ich mich für eine heiße Schokolade in einem Bäckerei-Café mit dem für Deutsche wenig einladenden Namen "Klo". Ich fragte wenig hoffnungsfroh, ob es denn etwas Glutenfreies für mich zu essen gäbe. Der Chef wurde gerufen und zeigte mir drei Arten von frischem Gebäck und ein paar Tütchen mit Mandelstangen zum Mitnehmen. Ich erstand überrascht ein Stück Kuchen und Mandelstangen, probierte noch an der Theke stehend und kam währenddessen mit dem redseligen Chef ins Gespräch. Ich erfuhr von norwegischen Weihnachtsbräuchen ("Essen! Essen! Essen! Mit der ganzen Familie!" - "Oh, also genau wie in Deutschland..."). Ich fragte ihn nach seiner Meinung zu meinem Eindruck, dass die Menschen in Nordnorwegen besonders freundlich und offen seien, und er stimmte mir zu. Er meinte, es gebe hier immer mehr Leute, die im Süden des Landes Arbeit annehmen, aber nach ein paar Jahren zurückkommen, weil sie es dort nicht aushielten. Ich fragte, ob er hier glücklich sei. "Yeah, I love it here!", rief er aus. "You can take me out of Tromsø, but you can't take Tromsø out of me!". Der Winter? Ach, die Dunkelheit falle ihm gar nicht auf, meinte er schulterzuckend. Seine Frau, die erst vor drei Jahren aus Thailand hierhergezogen sei, die beklage sich darüber, aber sie lebe trotzdem sehr gerne hier. Er erzählte von Thailand, von der Hitze dort (die er gerne mochte) und der Kälte hier (die sie bevorzuge), von Langstreckenflügen, Familienfeiern, Kuchenbestellungen, seinen anderen Jobs... Eigentlich sei er ja Schlosser, und er habe auch noch zwei Schlossereien. Mit seiner Frau habe er außerdem einen Klamottenladen gehabt - bis die zwei Bäckereien in der Nachbarschaft geschlossen wurden. Da habe er ihr gesagt: "Let's open a bakery!", und innerhalb von drei Wochen haben sie den Laden in diese Bäckerei umgewandelt. Die Bäckerei, in der ich nun meinen gesamten Nachmittag verbracht hatte. Zum Schluß musste ich aber doch noch fragen, was denn eigentlich der Name bedeute - Klo? Er lachte,  auf diese Frage habe er gewartet. Es sei ganz einfach sein Nachname. "We've had a lot of fun with German tourists here!"

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