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Verein "I-Slam" aus Berlin
Der erste Anrufer blieb noch relativ pauschal: "Geht zurück in eure Heimat, ihr Moslems", sagte er. Der zweite wurde schon konkreter:"Wir bringen euch alle um, wartet nur ab." Beim dritten wurde es dann richtig persönlich: "Hallo Youssef. Ich weiß genau, wer du bist. Ich werde dir auflauern. Und dich erwischen."
Youssef Adlah, 26, sitzt in einem Café in Berlin Mitte, im Nebenzimmer raucht eine Männerrunde Wasserpfeifen. Youssef bleibt sehr entspannt, wenn er von den insgesamt sechs anonymen Drohanrufen vom vergangenen Wochenende erzählt - kurz nach den Anschlägen in Paris und Beirut. Er sagt: "Die meisten dieser Anrufer waren vermutlich verängstigte Menschen, die einfach irgendwen beschimpfen wollten. Aber der dritte, der hat sich so klar ausgedrückt, das hätte auch ein Anwalt oder Arzt sein können."
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
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Mit zehn Jahren kam Youssef aus Syrien nach Deutschland. Er ging hier in Berlin zur Schule, studiert gerade und gründete nebenbei mit Freunden den Verein. „In der arabischen Kultur hat Dichtkunst schon immer eine wichtige Rolle gespielt hat und Poetry Slam ist eine geniale Brücke zwischen unterschiedlichen Menschen“, sagt er. Dementsprechend ist i-Slam nicht nur für die muslimische Community. Die Poeten treten auch auch bei offenen Wettbewerben und auf der Straße auf. Sie wollen diskutieren, gesellschaftliche Debatten aufgreifen und werden dafür auch bereits von diversen deutschen Institutionen unterstützt. Und trotzdem muss Youssef gerade beobachten, dass er als Muslim, unabhängig davon, was er für die Gesellschaft tut, bei manchen Menschen nicht willkommen ist.
„Wir haben ein Problem mit Rechten hier in Deutschland", sagt er und wird auf einmal sehr ernst. "Diese Anrufer denken vermutlich selbst, dass sie keine Rassisten seien. Diese ganzen Bewegungen mit „ida“ am Ende behaupten das ja auch. Dabei ist der Islamhass salonfähig geworden.“
Irgendwann gibt er zu: "Ich würde lügen wenn ich jetzt sage, dass mich die Drohungen im ersten Moment nicht gekratzt haben. Dass ich nicht erstmal die Straße gescannt hätte als ich danach das Haus verlassen habe. Aber ich werde denen nicht den Gefallen tun und mir Angst einjagen lassen." Er will die Dinge weiterhin positiv sehen. Hoffnung und Vertrauen stiften, anstatt Hass. Also redet er darüber, warum die vielen Menschen aus Syrien, die gerade zu uns kommen, eine großartige Chance für Deutschland seien. Wie er sich gefreut hat als Angela Merkel sagte „Wir schaffen das“. Und weniger darüber, was die Terrormiliz Islamischer Staat in seiner Heimat Aleppo angerichtet hat.
Gegen die unbekannten Anrufer hat er Anzeige erstattet. Auch wenn die Polizei ihm sagte, man könnte da nicht viel machen und die Anrufe auch nicht zurückverfolgen. Und er hat einen Text geschrieben, den er in einem Facebook-Video vorliest. Er heißt „Todesangst“ und die letzte Zeile lautet: „Egal, wie sehr ihr mir auch droht – ich werde mich niemals vor euch fürchten, denn ich fürchte nicht mal meinen Tod.“ Die Leute haben ihm ermutigende Kommentare darunter geschrieben. Dinge wie: „Starke Antwort, weiter so!“ und „Ihr seid super“.
Youssef will sich jetzt ein Diensthandy zulegen und diese Nummer auch wieder auf die Webseite stellen. Damit derartige Anrufe nicht auf seinem Privathandy landen. Ansonsten ist die Sache für ihn erledigt. „Es gibt eine arabische Redewendung, die so etwas besagt wie ‚Man soll im Abflussrohr nicht rühren‘. Daran halte ich mich. Sonst ernte ich eh nur Gestank.“
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