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Letzte Folge Pärchenkolumne. Heute: Warum wir zusammen sind
Dominic sagt: Warum ich mit Michèle zusammen bin? Eigentlich sind wir ja nur zusammen rumgehangen, anfangs - verdächtig oft. Sind ein paar Minuten früher dort erschienen, wo der jeweils andere anzutreffen war. Hatten besonders gute Laune deswegen und haben davor immer noch mal ein frisches Outfit angelegt, vielleicht sogar extra Zähne geputzt. Und natürlich versucht, möglichst ungestylt zu wirken. Das könnte ich jetzt auch ganz nüchtern weiter analysieren. Allein, wozu? Es sind vielmehr die kleinen Momente unserer Beziehung, die sie mir lieb und teuer machen. Momente, in denen mich Michèle immer wieder überrascht. Das begann schon damit, dass sie mich exakt drei Sekunden früher zum ersten Mal geküsst hat, bevor ich mir ein Herz dazu gefasst hatte. Glaubt Michèle mir natürlich bis heute nicht. Sie ist seither schließlich meine persönliche Chefkritikerin, aber auch mein größter Fan. Wo Michèle ist, weiß ich, dass nichts schief gehen kann. Selbst, wenn sie nur so da steht, mit ihren pechschwarzen Haaren, weiß ich, dass ich nichts falsch machen kann, was ich anpacke. Und falls doch, ist sie die beste Souffleuse der Welt, die mir einflüstert, wie es besser ginge. Gelegentlich zeigt sie mir deswegen, wo der Hammer so hängt und das darf man ruhig wörtlich nehmen. Zugegeben, an eine handwerklich weitaus kompetentere Freundin musste ich mich auch erst gewöhnen. Inzwischen will ich den Anblick meiner Michèle im sexy Heimwerker-Kampfanzug mit nicht viel mehr als Unterwäsche, einer Bohrmaschine in der Hand und Nägeln zwischen den Zähnen nie mehr missen. Auch nicht die Samstagabende, an denen ihr mein Essen mal wieder besser schmeckt oder die verkaterten bis immer noch betrunkenen Café-Frühstücke, geschweige denn ihr Gesicht, wenn sie dabei aus Versehen den halben Tisch abräumt. Schlimm wäre auch, wenn wir nicht mehr nebeneinander einschlafen und aufwachen, uns nicht über das halb volle und jetzt leere Wasserglas neben dem Bett ärgern könnten und uns nach fünf Minuten gegenseitigen Blödfindens doch wieder angrinsen müssten. Wenn wir einander nicht mehr die Sportschau und die Golden Girls erklären würden, weil „Sophia doch in Wirklichkeit die jüngste von denen ist!“ Michèles Archipel an gesammeltem Inselwissen muss ich einfach lieben und überhaupt, das ganze Drumherum auch. Warum ich also mit Michèle zusammen bin? Vielleicht, weil ich mit ihr keine Angst mehr haben muss. Nicht vor Klischees, nicht vor dem Hungertod und ganz sicher nicht vor Langeweile. Und weil ich sie liebe. dominic-holzer
Michèle sagt: Es gibt Tage, da ist man emotionaler Sondermüll. Als ich Dominic kennen lernte, hatte ich nicht nur ein paar Tage davon, sondern gleich ein paar Wochen. Das Letzte, was mir zu diesem Zeitpunkt in den Sinn kam, war eine Beziehung. Konnte ich doch von Glück sagen, dass sich der letzte Fehlgriff aus dem Staub gemacht hatte. Drei Kreuze dafür. Dominic aber ließ nicht locker, wollte unbedingt literweise Kaffee mit mir trinken, neben mir in der Unibibliothek sitzen und meine Telefonnummer auswendig lernen. Irgendwann bin ich weich geworden, habe meine Coolness an der Garderobe eines Nachtclubs abgegeben und stattdessen Gin Tonics mit Küssen runtergespült. Den Nummernzettel für meine Abgebrühtheit, habe ich leider nicht wieder gefunden, deswegen musste ich eine Ersatzcoolness besorgen. Leider war das eine vom Wühltisch und qualitativ unter aller Kanone. Somit hatte mich Dominic da wo er mich haben wollte: ich hatte mich in ihn verliebt. Er ist der erste Kerl, der weiß wie man ein komisches Gewächs wie mich pflegen muss. Normaler Dünger reicht da nämlich nicht. Deshalb ertrage ich gerne, dass mein Freund ein Supermarktrandalischen ist, öfters mal begriffsstutzig Auto fährt und total bescheuerte DVDs ausleiht. Ich würde ihn gar niemals nicht hergeben wollen. Wer sonst soll mich denn in den Arm nehmen, wenn ich wieder mit dem Kopf durch die Wand wollte und in selbiger hängen geblieben bin? Wer soll mich zum Lachen bringen, mich nachts zudecken und mit kiloweise Mixtapes zupflastern? Es gibt nur ein Augenpaar auf dieser Welt, in das ich schauen will, um zu wissen, dass alles gut wird. Und das ist Dominics. Da kann die Welt getrost um mich herum zusammenbrechen. Solange Dominic währenddessen neben mir sitzt, kann es so schlimm nicht werden. Er würde dann einfach sagen: „Ach Michèle, lass die mal zusammenbrechen. Wahrscheinlich simuliert die eh nur und wenn nicht, kann’s uns auch egal sein. Gib mal den Aschenbecher, ich will eine rauchen, während das so schön explodiert.“ Dann würde ich mich an ihn hinkuscheln und sagen: „Hm, hast wohl recht. Dann ist es jetzt auch wurscht, dass ich dein Auto im Halteverbot hab stehen lassen.“ „Hmja, ist wurscht jetzt.“ „Dominic!“ „Ja?“ „Ich liebe dich.“