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[i]Die "Parade der Gleichheit" in Warschau (Foto: privat)[/i] In einigen Berliner Szene-Clubs war dazu aufgerufen worden, zur Gleichheitsparade nach Warschau zu fahren. Gleichberechtigung für Schwule und Lesben ist für mich eine Selbstverständlichkeit und so beschloss ich mitzufahren. Aber etwas Zweifel hatte ich auch: Ist es wirklich richtig in eine fremdes Land zu reisen, nur um dort zu demonstrieren? Darf man sich von außen einmischen? Muss so etwas nicht aus der Gesellschaft selbst kommen? Warschau war voller Polizisten. Sie trugen schwarze Uniformen, kugelsicherer Westen, und Schlagstöcke. 2000 Mann waren zusammengezogen worden um unserer Parade die rechtsradikalen Gegendemonstranten vom Leib zu halten. Es ist schon eine extreme Erfahrung fünf Stunden Bahnfahrt von Wowereits Berlin entfernt, auf einmal zu einer Gruppe zu gehören, die ohne Polizeischutz zusammengeschlagen werden würde. Die Warschauer Gleichheitsparade unterschied sich sehr vom Berliner Christopher-Street-Day. In Berlin sieht man viele muskulöse braungebrannte nackte Oberkörper. Die Demonstranten tragen Partyoutfit und es wird geflirtet was das Zeug hält. Es ging in Warschau um eine politische Botschaft, um Freiheitsrechte, nicht um Party. In Warschau wirkten die Demonstranten zwar unauffälliger aber so schien es, auch heterogener. Vor mir in der Parade lief ein junges Hetero-Pärchen – Händchen haltend. Schwule oder Lesben, die sich an der Hand hielten oder einander küssten, sah ich auf der Parade nicht. An einer Stelle stand ein Mann am Straßenrand mit einem Schild: „Homo-nazi go home!“, stand darauf. Ich war irritiert und getroffen. Mir ist schließlich bewusst, dass Warschau von den Nazis völlig zerstört wurde. Der Mann schimpfte uns an. Aber da kam eine junge Polin angelaufen und rief uns zu: „It´s great what you are doing here“ und das wir nicht auf den Mann hören sollen. Die Menschen um mich herum begangen zu jubeln und von mir fiel eine Last ab. Heute weiß ich, dass es richtig und wichtig war in Warschau zu demonstrieren: Weil man diejenigen Polen unterstützen muss, denen Gleichberechtigung wichtig ist. Und weil ich nicht nur Deutscher bin, sondern auch Europäer. Nach Warschau zu fahren war für mich gelebte „europäische Öffentlichkeit“. Autor: Oliver Brandt

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