Was bedeutet der Tod von al-Qaidas Top-Terroristen?
Was bedeutet der Tod von al-Qaidas Top-Terroristen?
Abu Musab al-Zarqawi, einer der meistgesuchten Terroristen der Welt und Osama Bin Ladens Stellvertreter im Irak, ist tot. Nach Angaben der irakischen Regierung kam er durch einen Angriff der US-Luftwaffe 60 Kilometer nördlich von Bagdad ums Leben. US-Präsident George W. Bush sprach von einem schweren Schlag gegen das Terrornetzwerk al-Qaida und einem «Sieg im weltweiten Krieg gegen den Terror». Mit dem «Mörder Al-Zarqawi» sei einer «der sichtbarsten und aggressivsten Terroristen» getötet worden, der persönlich für Enthauptungen von Geiseln, Autobomben und Selbstmordanschläge verantwortlich gewesen sei.
christoph-koch
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Der 26-jährige US-Amerikaner Evan Kohlmann kämpft im Internet gegen al-Qaida. Er berät CIA und Pentagon, sagt in Gerichtsverfahren gegen Terroristen aus und hat ein Buch über das al-Qaida-Netzwerk veröffentlicht, das als Standardwerk gilt: Evan Kohlmann ist mit seiner Firma Global Terror Alert einer der führenden Anti-Terrorexperten der USA. Dabei ist er erst 26 Jahre alt. Aus seinem Büro in New York hat Evan Kohlmann eine kurze Einschätzung zum Tod von al-Zarqawi in die jetzt.de-Redaktion gemailt:
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Illustration: Julia Schubert
Screenshot von globalterroalert.com
"Ich bin sehr froh, dass Abu Musab al-Zarqawi aus dem Verkehr gezogen wurde und ich denke man kann die Relevanz seines Todes kaum überschätzen. Trotzdem möchte ich vorsichtig sein, denn viele meiner Kollegen, besonders in den USA, tun so, als bedeute sein Tod das Ende einer ganzen Bewegung oder sogar das Ende der Aufstände im Irak.
Zarqawi wusste immer, dass er unter Lebensgefahr steht. Nachdem er im letzten Jahr in mehreren Kämpfen verwundet worden war, legte er großen Wert darauf, einen Stellvertreter zu ernennen sowie einen unabhängigen Kommandeur für al-Qaidas militärischen Flügel.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Illustration: Julia Schubert
Kurz gesagt: er hat sich seit mindestens einem Jahr, wenn nicht länger, darauf vorbereitet, dass jemand anderes al-Qaida leiten können wird. Es gibt genug junge Männer im Netzwerk von al-Qaida, die hungrig sind und sich einen Namen machen wollen, wie al-Zarqawi es getan hat. Sogar während sie Zarqawis Tod bekannt gaben, hat seine Gruppe – das Mujahideen Shura Council – neue militärische Aktionen im gesamten Irak angekündigt. Dieses Hydra-köpfige Monstrum ist definitiv noch nicht am Ende. Abgesehen davon sind al-Zarqawi und al-Qaida auch nicht der einzige Bestandteil der Unruhen im Irak."
Ein ausführliches Interview mit Evan Kohlmann, das wir vergangenen Dezember für die jetzt.de-Zeitungsseite geführt haben, kannst du hier nachlesen.