- • Startseite
- • O-Ton
-
•
Berlusconi machts
Berlusconi mit seiner Ehefrau Veronica Lario in Rom (Foto: dpa) „Ich werde versuchen, ihre Erwartungen zu erfüllen und verspreche, von jetzt an zwei Monate absolut abstinent zu leben, bis zum 9. April." Dies versprach der italienische Premierminister Silvio Berlusconi vergangene Woche dem in Italien populären TV-Seelsorger Massimiliano Pusceddu, nachdem der ihn für seine Verteidigung traditioneller Familienwerte lobte. Dass die Äußerungen des italienischen Premierministers Silvio Berlusconi viel Interpretationsspielraum offen lassen, war vielen bekannt. Mit dieser Äußerung schien sich das geändert zu haben. Nun erklärte Berlusconi gestern Abend: “ Es war ein Scherz. Ich habe gescherzt. Ich will mich überhaupt nicht enthalten.“ Skeptiker vermuten nun, dass diese Äußerungen nur weiteres Blendwerk sind, dass Berlusconi benutzt, um bis zu den Wahlen im Gespräch zu bleiben. Seine Umfragewerte sind schlecht, und in diesen Tagen fährt der Noch-Premier eine Medienoffensive, die an eine Dauerschleife erinnert. Non-Stop Talkshowhopping in seinen TV-Sendern, in denen er über neapolitanisches Liedgut, seine Mamma und seine Kinder redet. Es darf also nicht verwundern, wenn nun auch sein Sexleben zum Diskursobjekt wird. Nur ein weiterer Wahlkampftrick also, denn negative Publicity, das weiß mit Sicherheit auch Medienpotentat Berlusconi (ein Schelm, wer dabei Schlechtes denkt), gibt es ja bekanntermaßen nicht. Auch die jugendliche Verve, die nun aus seinem fast übermütig zu nennenden Dementi spricht, sollte den Beobachter nicht verwundern. Energie hat Berlusconi auch in der vergangenen Legislaturperiode eifrig bewiesen. Nicht nur an sich selbst (Berlusconi rühmt sich gerne seiner enormen Physis und sieht nach Facelifting und Haartransplantation jünger aus als bei seiner Wahl 2001) sondern immer wieder auch an Gesetzesreformen. So verlangte er von Staatspräsident Carlo Ciampi eine Verschiebung der für den 11. Februar geplanten Parlamentsauflösung um zwei Wochen. Das sei „absolut notwendig, um Gesetze zu verabschieden“. Vor allem eine Justizreform, die vorsieht, bei in erster Instanz frei gesprochenen Angeklagten die Möglichkeiten einer Berufung einzuschränken. Einmal freigesprochen muss man den Staatsanwalt nicht mehr fürchten. Das birgt selbstverständlich enorme Vorteile, zumal, wenn man wie Berlusconi in einem Richterbestechungsprozess im Dezember 2004 in erster Instanz freigesprochen wurde. Bereits in der Vergangenheit stand der italienische Premier wegen anzüglicher Äußerungen in der Kritik. Im Juni vergangenen Jahres hatte er beispielsweise mit der Bemerkung, er habe „Playboy-Taktiken" benutzt, um die finnische Präsidentin Halonen von einer Standortfrage zu überzeugen, für Verärgerung gesorgt. Bei einer Konferenz 2002 hatte er dem dänischen Ministerpräsidenten Anders Fogh Rasmussen öffentlich gutes Aussehen bescheinigt und angefügt, er denke darüber nach, Rasmussen seiner Gattin vorzustellen. Zu dieser Zeit kamen immer wieder Gerüchte auf, Berlusconis Frau habe eine Affäre mit einem bekannten linksliberalen Politiker.