Müllmann vor Dom. (Foto:ddp)
Einige Jugendliche mit Oberlippenflaum und Londsdale-Bekleidung interessieren sich vor allem für jene Figuren aus Computerschrott: „Wo is’ ´en die Grafikkarte?“. Dann spekulieren sie über die Entflammbarkeit der Installation: „Ich werf` jetzt meine Kippe darein, geil!“
Rentner machen angesichts des Kunstwerks vor allem Rentnerwitze, das heißt, sie weisen Damen aus ihrer Reisegruppe mit einem spöttischen Lachen an, sich doch bitte zu den Müllleuten – „höhö“ – zu gesellen, höhö, damit man Fotos machen könne. Andere Großväter nutzen die moderne Kunst ganz praktisch und bringen ihren Enkeln das große Einmaleins bei. „Wenn das genau 1.000 sind und in einer Reihe stehen 50, wie viel Reihen sind das dann?“
Eine Mutter möchte Sohn und Tochter zum Mitdenken anstiften und stellt pädagogische Aufgaben: „Guckt doch mal, wie unterschiedlich die alle sind. Was für Materialien könnt ihr denn entdecken?“ Auch ein kundiger Einlass zu den verbauten Coladosen fehlt nicht: „Die sind ganz schlimm, weil die ja nie verrotten.“ Die Kinder heucheln Interesse und entdecken, wie befohlen, Materialien.
Die meisten Besucher fotografieren und halten das Kunstwerk für Daheimgebliebene fest. Eine adrette Frau im Kostüm lässt sich vor den Müllfiguren ablichten; ein Vater mit Kinderwagen ebenso, aber erst nachdem er den Nachwuchs dazu bringen konnte, Richtung Kamera zu sehen. Bleibt die Frage, wie man Müll eigentlich am besten fotografiert. „Ich mach jetzt mal mit Rote-Augen-Reduktion.“
Zwei ältere Hosenanzugsträgerinnen mit strengen Frisuren finden vor allem jene „ganz ganz dumm, die sagen, sie hätten so was ja auch gekonnt“.
Eine Anfangzwanzigjährige ärgert sich. „Wenn ich sowas gemacht hätte, hätte es sicher niemand Kunst genannt.“
Ein Mann in Trekkingschuhen weiß, dass Beuys gesagt hat, dass jeder Künstler sein kann.
Kritische Stimmen bleiben in der Minderheit. Man zeigt sich begeistert oder belustigt von den verbauten Gegenständen.
„Der hat ´nen Eimer am Fuß!“
„Da, eine Tastatur!“
„Hier guckt ja noch das Kabel raus!“
Die Männer der Strenge-Frisuren-Damen fasziniert der technische Apsekt, die „logistische Leistung“, eine Vokabel, die an den Absperrungen oft fällt.
„Da brauch` man ein großes Auto, um die so weit zu transportieren.“
Nicht wenige möchten den Dominoeffekt test und spielen laut mit dem Gedanken, eine Figur zu schubsen.
„Dann fallen sie alle um. Klackklackklackklack“.
Andere vermuten aus lautmalerischer Sicht eher ein „Buffbuffbuffbuff“.
Ein wirklich sehr dicker Mann ruft zu seiner wirklich sehr dicken Frau: „Komm, mir laufen einma’ rund, dann ham’ wir wat für die Figur getan“.
An anderer Stelle ist man in Diskussionen vertieft.
„Für misch is’ datt Müll, knippsen tu` isch et trotzdem“ widerspricht ein untersetzter Kölner seiner rothaarigen Frau, die alles „Klasse!“ findet. Er kontert: „Wo kommt dat denn nachher allet hin? Hier bei uns in Köln auffe Müllkippe.“