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Wo steckst du nur, Schlüssel?
Einmal war der Schlüssel im Mülleimer. Ich habe ihn völlig gedankenverloren da hineingeworfen, wahrscheinlich mit einer Handvoll gebrauchter Taschentücher, die in der Manteltasche waren. Das ist mir zum Glück wenige Sekunden später bewusst geworden, sonst wäre mein Schlüssel vielleicht mit der Müllabfuhr davongebraust. Auch in Hosen- und Jackentaschen, Jutebeuteln, Schubladen, im Bad, unter der Bettdecke oder von außen im Türschloss habe ich den Schlüssel schon gelassen und dann sehr lange danach gesucht. Manchmal bin ich dabei verzweifelt und immer habe ich mir gewünscht, ich könnte verlorene Gegenstände irgendwie orten.
Die beste Methode gegen die Sucherei ist natürlich und leider: Ordnung halten. Darum versucht man jahrelang, den Schlüsselbund beim Heimkommen sofort ans Schlüsselbrett zu hängen und für alles, das klein, aber wahnsinnig wichtig ist, einen Stammplatz zu etablieren. Weil das aber selten funktioniert, hat irgendein findiger Mensch mal einen Schlüsselanhänger erfunden, der auf Pfiffe oder Klatschen mit einem Signalton reagierte. Wenn jemand im Bekanntenkreis einen solchen Anhänger hatte, wollten den leider alle um ihn herum ausprobieren, sodass bald die Batterie leer und der helfende Ton im Ernstfall nicht mehr aus dem Gerät herauszulocken war.
Sucht man heutzutage seine Sachen zusammen, dann fragt man sich, warum es bisher noch keine App gibt, die die Sucherei für einen erledigt. Immerhin kann man sonst fast alles per Smartphone regeln. Drei Menschen aus Colorado hatten wohl genau den gleichen Gedanken. Darum haben sie ein Startup gegründet und den Traum aller Schussel erfunden: „U Grok It" (zu Deutsch etwa: „Du schnallst es").
„U Grok It" funktioniert mit einem Smartphone, einem Gerät namens „Grokker" und kleinen Tags, die man auf Gegenstände kleben, stecken oder bügeln kann. Mit der entsprechenden App kann man alle Sachen, die man getagt hat, verwalten. Wenn man zum Beispiel seine Sonnenbrille sucht, steckt man das Telefon in den Grokker (die Verbindung läuft über den Audioport), wählt die Brille an und marschiert mit der Gerätekombination durch die Wohnung, bis man ein Geräusch vernimmt, das nach Geigerzähler klingt. Das passiert, wenn man auf drei bis zwei Meter an den verlorenen Gegenstand herangekommen ist. Die Tags sind wie kleine Antennen, die auf das Radiosignal reagieren, das der Grokker aussendet. Im etwas altbackenen Demovideo finden die Menschen ihren Schlüssel, den Teddy oder das Ladegerät. Außerdem überprüfen sie, ob sie alles eingepackt haben, indem sie ihren Koffer per Grokker kontrollieren.
http://www.youtube.com/watch?v=hE8x5ZU6kVo
Schon kurz nach der Präsentation der Erfindung wurde erste Häme laut. Kommentatoren fragen „Now where did I put my U Grok?" oder „How do i find my cell phone?" Und vielleicht haben sie sogar Recht damit, das Ganze nicht so ernst zu nehmen. Denn die Idee an sich ist zwar gut, wirkt wie etwas, auf das wir alle gewartet haben, und entlockt einem im ersten Moment begeisterte „Wow, das brauch ich!"-Rufe. Aber dann schaut man das Video an und zweifelt daran, dass die Erfindung den Praxistest besteht. Angenommen man muss schnell los und findet seinen Geldbeutel nicht – dann hat man kaum die Geduld, sein Telefon mit einem Gerät zu verbinden (das wahrscheinlich wirklich gerade ganz woanders liegt) und anschließend wie mit der Wünschelrute durch die gesamte Wohnung zu streifen. Vermutlich käme man sich dabei sogar albern vor und müsste sich zudem eingestehen, dass man nicht in der Lage ist, seine sieben Sachen beisammen zu halten. Wenn man nach zehn Minuten schweißtreibender und eigenhändiger Suche triumphierend mit dem Schlüsselbund rasselt, kann man immerhin „Wer sagt's denn!" rufen.
Wer allerdings Kinder hat, die beschäftigt werden müssen, kann sich im „U Grok It"-Shop ja vielleicht trotzdem vormerken lassen, um einer der ersten zu sein, wenn der Verkauf startet. Denn sicher kann man damit super Schatzsuchen veranstalten.