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Warum so viele Instagramer gleich aussehen
"Star-Blogger: Warum seht ihr alle so gleich aus?" – seit ein Artikel der österreichischen Tageszeitung Kurier vor einigen Tagen diese Frage aufgeworfen hat, tobt in den sozialen Netzwerken unseres Nachbarlands eine Diskussion, die so auch in Deutschland stattfinden könnte.
Seit der Artikel erschienen ist, wird er tausendfach geteilt und kommentiert. Der Tenor ist durchgehende Zustimmung. „Ist echt so“, schreiben viele. Oder: „Alles nur Einheitsbrei, was die posten.“ Der Kurier-Artikel liefert als Beleg seiner These Fotos großer Blogger-Namen. Novalanalove, Caro Daur oder Xeniaoverdose, zum Beispiel. Klar, dass bei so einer These die Motive als Beleg sich alle ähneln. Outfits, Wohnungseinrichtungen, Urlaubsziele und Essen. Was der Artikel aber nicht liefert, ist eine Antwort. Er wirft seine Frage in den unendlichen großen Raum der sozialen Netzwerke, ohne eine Erkenntnis zu bieten.
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Nun erscheint gerade Instagram heutzutage ja wie die goldene Kuh, die nur gemolken werden muss. In Form von ein paar Fotos, Filtern und Hashtags. Kaum hast du ein paar tausend Follower, scheffelst du Kohle, indem du dich in bestimmten Klamotten fotografieren lässt oder bestimmte Produkte in die Kamera hältst – denken viele. Was sie nicht beachten: Hinter einem erfolgreichen Instagram-Auftritt steckt viel mehr als nur diese paar Klicks. Jeder, der schon mal versucht hat, seine Followerzahlen zu steigern, dürfte das bemerkt haben.
Also haben wir mal nachgefragt. Vicky Heiler ist mit heute mehr als 100.000 Followern mit die einflussreichste Fashion-Bloggerin Österreichs. Vor sieben Jahren, in einer Prä-Instagram-Zeit, startete sie ihren Blog „Bikinis and Passports“. „Eigentlich nur zum Spaß“, sagt sie heute. „Als digitales Reisetagebuch für Familie und Freunde in den USA.“ Vicky bloggte immer mal wieder was, im „echten Leben“ studierte sie Publizistik und Kommunikationswissenschaft an der Uni Wien. Kaum hatte sie ihren Bachelor, arbeitete sie zwei Jahre lang im Digital-Marketing-Team eines großen Modehauses und wurde nebenher zur Instagram-Pionierin und ihrer eigenen Marke. Ihren Blog betreibt sie heute hauptberuflich, dazu einen zweiten mit einer Freundin, für den die beiden gerade eine Mitarbeiterin eingestellt haben.
„Alles, was auf Instagram nach einem tollen Leben aussieht, bedarf viel Disziplin“
Um die große Zustimmung zum Vorwurf des mangelnden Individualismus zu verstehen, müsse man die Grundhaltung zum Bloggen miteinbeziehen, sagt Vicky Heiler. „Es gibt viele Leute, die frustriert sind über die Blogger-Entwicklung.“ Was sie damit meint: Die meisten negativen Kommentare dürften von Menschen kommen, die nicht wirklich Einblick in die Szene haben. Die den Instagram-Stars vorwerfen, ein stets glückliches, immer einfaches Leben zu führen, für das sie nichts groß tun müssen.
„Alles, was auf Instagram nach einem tollen Leben aussieht, bedarf aber viel Disziplin“, sagt Heiler. Die oben erwähnte Caro Daur zum Beispiel bewundert sie – einerseits. Denn Daur ist 22 Jahre alt, hat mehr als eine Million Follower und grüßt zwar aktuell von vielen Werbeplakaten an Bushaltestellen und U-Bahnhöfen, ist dafür aber andererseits quasi rund um die Uhr rund um die Welt unterwegs. „Und dabei muss sie 24/7 gut gelaunt sein, immer lächeln und hat teilweise längere Arbeits- und Shootingtage als die meisten anderen in ihrem Alltag jemals begegnen“, sagt Heiler.
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Klar, das klingt erst mal nach Luxus-Problemen. Aber wer zur Top-Riege der Blogger gehört, ist seine eigene One Man (oder Woman) Show. „Wir müssen uns um viel mehr kümmern, als nur ein paar Fotos“, sagt Heiler. Reise- und Terminplanungen oder der finanzielle Aspekt zum Beispiel. „Aber wenn du es schaffst, mehr als eine Million Leute mit deinen Inhalten zu inspirieren, machst du ja auch irgendwas richtig.“
Sie persönlich empfindet ihre Kolleginnen schon alle als individuell, „und für mich auch privat als sehr inspirierende junge Frauen“. Irgendwas richtig zu machen bedeutet da aber auch, sich den Wünschen seiner Kunden anzupassen. Wie überall, wenn man etwas verkaufen will, bestimmt das Angebot die Nachfrage und umgekehrt. Die unzähligen Follower, die den großen Fashion-Girls auf Instagram folgen, tun das ja, weil sie das Angebotene sehen wollen. „Und umgekehrt bieten wir natürlich ab einem gewissen Punkt an, was von uns gefordert wird“, sagt Vicky.
Das ist der eine Punkt, durch den dieser Einheitsbrei-Vorwurf entstanden sein mag. Heiler kann ihn sogar nachvollziehen, sie hört ihn immer wieder, wenn sie über ihren Job redet. Aber die 28-Jährige sagt auch: „Man muss sich halt bewusst sein, dass man sich da in einer bestimmten Szene befindet.“ Als Teil einer solchen postet man eben das, was bei den Szene-Fans in Form von Likes gut ankommt. Wie bei Fußballern, die Fotos von sich beim Training oder Spiel posten. Wie bei Popstars, bei denen man Auftritts-Bilder sieht. Oder wie bei Landschaftsfotografen, die immer wieder Sonnenuntergänge, das Meer oder die Berge ablichten. „Was für die Spielfeld, Bühne oder Landschaft sind, sind für uns eben die Fashionshows“, sagt Heiler.
Für sie und ihre Kolleginnen hat die Diskussion übrigens auch etwas Gutes: Ihre Klick- und Follower-Zahlen steigen seit einigen Tagen beträchtlich.