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Warum Sex an ungewöhnlichen Orten überbewertet ist
Dauernd erzählen mir Freunde, Filmcharaktere und Menschen im Internet, wie gern sie mal Sex am Strand oder im Park oder im Kino oder sonst wo hätten. Sie malen sich große Gefühle, maximale Erregung und knisternde Stimmung aus. Oder sie berichten stolz von ihren bereits beschlafenen Orten: „In den Dünen, mit dem Meeresrauschen im Hintergrund, das war schon geil!“ Klar, Sex außerhalb des eigenen Bettes klingt nach Spannung und Bauchkribbeln. Aber in der Realität klappt das einfach gar nicht. Denn: Es gibt Dinge, denen eilt ihr Ruf so weit voraus, dass die reale Erfahrung niemals mithalten kann. Sex an ungewöhnlichen Orten ist wahrscheinlich das Paradebeispiel dafür.
Heute Morgen bin ich über ein Video dazu gestolpert. Die Macher haben 100 Leute nach ihren ungewöhnlichsten Sex-Orten gefragt. „Im Bett meiner Großeltern!“, sagt der Typ mit dem rötlichen Bart und grinst. „In einer Kirche, also komme ich wahrscheinlich in die Hölle!“, stellt ein anderer mit dunklem Afro trocken fest. Und das Mädchen mit dem Pony und der schwarzen Hipsterbrille erzählt ein wenig stolz: "In einem Antiquitätenladen – ich glaube die Angestellten haben es gemerkt!"
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Vielleicht bin ich prüde und spießig, aber bei solchen Erzählungen schüttle ich nur müde mit dem Kopf. Haben diese Menschen etwa alle eine Liste? „Die abgefahrensten Orte, an denen ich Sex hatte“, oder so? Sex am Strand, in einem Minivan oder in einem Museum klingt für mich einfach nur anstrengend. Von Sex auf einer Flugzeugtoilette (Äh, habt ihr euch da mal umgeschaut? Das ist EKLIG!) ganz zu schweigen.
Für mich Problem Nummer eins: die Privatsphäre. Auch wenn ich verstehen kann, dass es einen gewissen Kick gibt, wenn man jeden Moment erwischt werden könnte: Tatsächlich erwischt werden, das will dann aber doch niemand. Problem Nummer zwei: die Logistik. Im Auto zum Beispiel ist die Bewegungsfreiheit einfach sehr eingeschränkt. Auch im Park, im Museum oder hinter der Schule ist der Sex wahrscheinlich alles andere als abwechslungsreich und entspannt. Problem Nummer drei: die Überwindung. Irgendwann hat wahrscheinlich jeder schon mal darüber nachgedacht, wie es wohl wäre, wenn einen spontan und unaufhaltsam die Leidenschaft in einem Kino überkommt, man einfach nicht mehr an sich halten kann und sich, ungeachtet der anderen Besucher, die Kleider vom Leib reißt. Aber ganz ehrlich: Wer macht das denn bitte wirklich?
Denn wenn man es nüchtern betrachtet, ist Sex an ungewöhnlichen Orten anfangs zumindest noch spannend – spätestens wenn aber der Sand wirklich in jeder Ritze deines Körpers scheuert, eine Horde Schulkinder um die Ecke kommt, wenn es gerade hinter einem Baum zur Sache geht oder du dir den Kopf an der Decke deines halt doch viel zu kleinen Autos angehauen hast – spätestens dann sehnst du dich nach deinem Bett. Nach einer Tür, die man zumachen kann. Nach weichen Kissen und einer Decke, nach maximaler Bewegungsfreiheit und Bequemlichkeit.
Also bitte, Leute: Hört auf, mit euren abgefahrenen Sex-Erfahrungen anzugeben und sagt mal ehrlich: So gut war’s dann doch nicht, oder?
tam