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Musik, die keiner hören will

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Wenn man Musik im Internet hört, gibt es normalerweise wenig Überraschungen. Man kann auf Spotify Songs hören, die auf der Seite gerade viel gehört werden, die Freunde oder Musikredakteure in Playlists gepackt haben, oder welche, die so klingen wie die Musik, die man sonst hört. Aber das wars auch schon. Mit iTunes hört man die Songs, die man gekauft hat. Und auf YouTube und anderen Videoplattformen steuert man fast immer bestimmte Titel oder Musiker an.

Überraschungen, wie sie einen zum Beispiel erfreuen, wenn man auf dem Flohmarkt oder im Keller eine fremde CD-Kiste durchstöbert, gibt es im Internet eher selten. Die Website Forgotify.com könnte das ändern.  

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



„Forgotify“ ist natürlich ein Wortspiel mit Spotify, der Musikplattform mit den 24 Millionen aktiven Nutzern, den 20 Millionen Songs und 1,5 Milliarden Playlists. Spotify ist aber auch die Musikplattform mit den vier Millionen ungehörten Songs.  

Diese Tatsache brachte den Mediengestalter Lane Jordan im Oktober 2013 auf die Idee, Forgotify zu programmieren. Zum fünfjährigen Jubiläum verkündete Spotify, dass 20 Prozent der Songs auf der Plattform noch nie abgespielt wurden. Diese verdienen es aber auch, gehört zu werden, dachte Lane Jordan. Mit den Entwicklern J Hausmann und Nate Gagnon startete er die recht einfache Website Forgotify.com: Auf einem eingebetteten Spotify-Player wird nach dem Zufallsprinzip ein Lied abgespielt, das noch niemand auf Spotify gehört hat. Dann gibt es noch einen Share-Button, um das Lied, das man hört, auf Facebook oder Twitter zu teilen, und einen, um weiterzuzappen, falls einem der Song nicht gefällt. Danach kommt der nächste unentdeckte Titel. Sobald ein Lied gespielt wurde, verschwindet es von der Seite.  

Aber warum wollte diese vier Millionen Songs bisher niemand hören, wenigstens nicht auf Spotify? Das soll eine Hörprobe beantworten. Der erste Titel: „Ciel! Mio padre!“ aus dem dritten Akt von Verdis „Aida“, interpretiert von Maria Callas. Danach etwas aus dem Soundtrack eines indischen Films aus den Achtzigern. Ein unerhört unwitziges Bühnenstück von einem Münchner Kabarettisten. Eine belgische Heavy-Metal-Band.
Das Zappen durch die Genres macht ziemlich viel Spaß, auch wenn sich der Impuls, ein Album fertig oder mehr von einem Interpreten zu hören, nicht einstellt. Die unentdeckten Songs sind meistens älter bis alt oder sprechen das typische Spotify-Publikum einfach nicht an, Stichwort Callas.

Die wilde Mischung ist kein Zufall. Im Atlantic sagte Lane Jordan, er und seine Kollegen hätten ihre Website so programmiert, dass beim Durchzappen jeder Song aus einer anderen Zeit und einem anderen Genre ist.

Die Zahl aus dem Oktober, vier Millionen ungehörte Spotify-Songs, stimme inzwischen nicht mehr so ganz, sagte Jordan im Time Magazine. Aber nicht, weil die Forgotify-Nutzer so viele Songs hören, sondern weil die Zahl der ungehörten Songs ganz leicht steigt, weil Spotify immer neue Musik aufnimmt. Die meiste kürzlich hinzugefügte ungehörte Musik ist allerdings nicht auf der Forgotify-Liste, weil neue Songs dazu tendieren, mindestens ein paar Mal gehört zu werden, so Jordan. Darum nimmt er sie nicht voreilig bei Forgotify auf.   

Jordan faszinieren die unentdeckten Songs nach wie vor.  „Manche haben mir gesagt, dass es einen Grund gibt, aus dem diese Songs noch nicht gespielt worden sind, ich neige dazu zuzustimmen“, sagte er dem Atlantic. Trotzdem ist es ein erhebendes Gefühl, einen Song mit einem Klick irgendwie gerettet zu haben. Und eine, wenn auch sehr kleine, Möglichkeit, der Entwicklung gegenzusteuern, dass auf Plattformen wie Spotify und YouTube am Ende doch wieder vor allem die davon profitieren, die ohnehin schon sehr erfolgreich sind. Und: „Wenn man nur auf ein Juwel zufällig stößt, glaube ich, war es das wert“, sagt Lane Jordan weiter. Und das ist es irgendwie immer. Wie das Wühlen in der Plattenkiste.

Text: kathrin-hollmer - Screenshot: Forgotify.com

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