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Spicey bläst unter Röcke und Unwahrheiten

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Der Streit ums Kaugummi geht bei Saturday Night Live (SNL) in die nächste Runde. Melissa McCarthy, die in der neuesten Episode wieder als Donald Trumps Pressesprecher Sean Spicer auftritt, möchte etwas klarstellen. Sie (beziehungsweise natürlich: er) habe sich beruhigt, jetzt. Er, der neue "Spicey", werde auch ruhig bleiben. Naja, zumindest so lange die Presseleute vor ihm, die "sons of b******", ihn nicht nerven würden. "Und mir wurde gesagt, ich solle es mit dem Kaugummi kauen nicht übertreiben", sagt Spicey. "Deswegen werde ich von nun an nur noch ein einziges Kaugummi kauen." Spricht es und steckt sich eine komplette, riesige Rolle in den Mund.

In der Woche zuvor hatte McCarthy Spicer zum ersten Mal parodiert. Punktgenau, furios und vernichtend. In der Parodie schüttet sich Spicer eine Dose voller Kaugummis in und über den Mund - für den echten Sean Spicer war das zu viel. "McCarthy könnte sich ein bisschen zurücknehmen" urteilte er. Die Sache mit den vielen Kaugummis sei eins drüber. 

Saturday Night Live ist, auch dank Donald Trump, zur aktuell relevantesten Satire-Show der USA geworden. Es gibt sie schon ewig, aber seit sie versucht, dem schon in der Realität wahnwitzigen Trump mit noch überzogenerem Witz zu begegnen, regt der neue US-Präsident sich über jeden Sketch auf. Auf Twitter tut er regelmäßig kund, was er von der Show hält (gar nichts, man sollte sie absetzen, fordert er). Dadurch verschafft er der Satireshow eine bislang verkannte Macht - sie kann ihn nämlich noch lächerlicher machen, ihn noch offensichtlicher enttarnen und ihm so auch in der Realität gefährlich werden. Das schafft SNL inzwischen so detailgetreu, dass eine Zeitung aus der Dominikanischen Republik Moderator Alec Baldwin in seiner Rolle als Donald Trump-Parodie nicht erkannte. Bei der Berichterstattung über den Besuch von Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu beim echten US-Präsidenten druckte El Nacional ein Foto des falschen Präsidenten. Statt Donald Trump zeigte sie Alec Baldwin.

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Foto: AP

Seit Melissa McCarthy seinen Pressesprecher parodiert, ist Donald Trump (der echte) auf Twitter still geworden. Kein Kommentar zur letzten SNL-Episode, keiner zur neuen. Gut, man könnte ihm zugutehalten, dass er sich um Wichtigeres kümmern muss. Seine Tochter Ivanka zum Beispiel, deren Mode aus dem Sortiment einer US-Kaufhauskette genommen wurde. Darüber echauffierte sich der Präsident höchstselbst, seine wichtigste Beraterin machte außerdem in einem TV-Interview Werbung für Ivankas Mode. Das ist natürlich verboten. Und noch natürlicher dankbar für die Macher der SNL-Satire.

Dass Ivankas Mode aus den Regalen genommen wurde, sei "light terrorism", sagt Spicey - und präsentiert dann stolz ein funkelndes Armband von Ivankas Marke (samt eingeblendetem Tele-Shopping-Hinweis) und bunte High Heels, die er selbstverständlich trägt.

Der achtminütige Auftritt endet dann mit Spiceys neuer Waffenwahl. In der letzten Show ließ McCarthy ihn mit einer Wasserpistole auf die Journalisten schießen. Jetzt, als eine Reporterin mit den echten Mord-Statistiken von Chicago auf die falschen Statistiken von Spicey entgegnet, zückt der Pressesprecher einfach einen Laubbläser - und bläst der Reporterin erst ihre Papiere aus der Hand und dann unter ihren Rock. "Wisst ihr was das war?", fragt Spicey. "Das war ich, wie ich ihre Lügen weggeblasen habe." Als dann ein Reporter fragt: "Geht's Ihnen gut?", ist es mit Spiceys Ruhe auch schon wieder vorbei. Er fährt mit seinem Rednerpult laut fluchend und schimpfend auf die Journalisten los. 

max

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