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Gut an der Uni, aber kein Geld für Essen

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Wer in den USA die Chance hat zu studieren, der träumt meist von der Ivy League. Die acht US-Universitäten, die unter diesem Label zusammengefasst werden, gelten als besonders prestigeträchtig. Von einem Abschluss in Havard oder Princeton erhofft man sich einen sehr guten Job und ein Leben im Wohlstand. Entsprechend streng sind die Aufnahmekriterien und entsprechend gering die Anzahl an Plätzen. Lange studierte dort nur, wer aus einem wohlhabenden Elternhaus mit Akademiker-Hintergrund kam.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Ein Studium an einer Elite-Uni kommt mit dem Versprechen, später mal gut zu verdienen – vorher kostet es aber erstmal eine ganze Menge. Und für manche zu viel.

In den letzten Jahren hat sich das System langsam geöffnet. Immer häufiger können zum Beispiel jetzt auch Arbeiterkinder an einer Ivy-League-Uni studieren. Man möchte mehr Diversität in den Hörsälen und damit auch mehr Diversität auf dem Arbeitsmarkt. Das Problem: So ein Studium kostet Geld. Geld, von dem Kinder aus weniger wohlhabenden Familien nicht so viel haben. Und diese Kinder fühlen sich zwischen den betuchten Studenten oft als Außenseiter. Die Folge ist meist, dass sie schweigen, wenn ihnen das Geld ausgeht. Dass sie nichts essen, sich keine Materialien für ihr Studium leisten können. Und sich dafür auch noch schämen.

Eine Studentenorganisation der Columbia University, die ebenfalls zur Ivy League gehört, will das ändern. Die Organisation nennt sich „First Generation Low-Income Partnership“, kurz FLIP, und unterstützt, unter anderem per Crowdfunding, Studenten aus nicht-Akademiker-Familien und/oder mit niedrigem Einkommen. FLIP hat im März eine Facebook-Seite und einen Tumblr gestartet, um auf die Probleme dieser Studenten aufmerksam zu machen: Columbia Class Confessions. Dort werden Geschichten aus dem Unialltag gesammelt, in denen es um Geldsorgen und Außenseitergefühle geht. Die Beiträge sind nummeriert, mittlerweile sind es mehr als 550. Ein Beispiel:

#551: I only had $5 in my bank account one week and I had to figure out how to eat before my next paycheck came. I subsisted off of plain noodles for the whole week. Finally, around Thursday, I passed out in class (due to lack of nutrients, I guess?) and I had to beg them not to call an ambulance because I couldn't afford it. So humiliating.

Die Geschichten können anonym veröffentlicht werden, es geht um die reine Aufmerksamkeit für das Thema. Die Studenten wollen nicht wirken, als bettelten sie um Almosen. Trotzdem nimmt nicht jeder ihre Nöte ernst. Darum findet man auf der Seite auch kleine Plädoyers wie dieses:

Please please please recognize that this page isn't about people "complaining." Some of us are literally in such shitty situations that we have to do things like literally not eat for days because we are so broke.

Laut BBC planen weitere Elite-Unis ähnliche Aktionen. Die Studenten der Columbia hoffen, durch die Class Confessions etwas zu bewegen: Dass neue Hilfs- und Unterstützungsprogramme für Studenten entstehen, die finanzielle Schwierigkeiten haben. Sodass sie auch wirklich studieren können und nicht nebenher (oder vielmehr: stattdessen) Vollzeit arbeiten müssen. Und dass auch der soziale Druck nachlässt und sich Arbeiterkinder zwischen Akademikerkindern nicht mehr als Außenseiter fühlen müssen.

nadja-schlueter

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