- • Startseite
- • Netzteil
-
•
Friedliche Yoga-Pants-Parade
Ach, Alan... Was hast du dir dabei bloß gedacht? Nicht viel wahrscheinlich.
In Barrington, einer Kleinstadt in Rhode Island, USA, wollen sich am Sonntagabend hunderte Frauen zu einer Parade in Yoga Pants, also enganliegenden Sporthosen beziehungsweise Leggings, treffen – und das zu Ehren eines einzigen Mannes. Oder besser gesagt: zum Leid dieses Mannes und zu Ehren des weiblichen Körpers in all seinen Formen.
Anlass ist ein Brief von Alan Sorrentino, der vergangenen Mittwoch in der Barrington Times abgedruckt wurde. Er trägt den Titel „Frauen, bitte packt die Yoga Pants weg“. Was darauf folgt, ist sehr viel Hass auf „das absolut Schlimmste, was jemals in der Damenmode passiert ist“: Nämlich dass Frauen Yoga Pants tragen – und das außerhalb eines Yoga-Studios! Der Trend zu den elastischen und super bequemen Leggings, der in Deutschland noch nicht ganz so verbreitet ist wie in den USA, scheint dem armen Herrn Sorrentino wirklich zuzusetzen.
Seit dem Minirock sei nichts mehr von so vielen Frauen getragen worden, die es von vornherein niemals hätten tragen dürfen, schreibt Sorrentino. Was er meint: Frauen über 20 seien zu dick und zu alt für die Hosen. „Tut euch selbst einen Gefallen, werdet erwachsen und hört auf sie in der Öffentlichkeit zu tragen.“
Seinen Brief beendet er mit einem Appell: „An alle Yoga-Pants-Trägerinnen, ich kämpfe mit meinem eigenen Körper, weil ich älter werde. Ich will nicht auch noch mit eurem kämpfen müssen. Danke.“ Das alles gezeichnet mit seinem Namen und seiner Adresse in Barrington.
Die jetzt-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von facebook angereichert
Um deine Daten zu schützen, wurde er nicht ohne deine Zustimmung geladen.
Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von facebook angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit findest du unter www.swmh-datenschutz.de/jetzt.
Dieser externe Inhalt wurde automatisch geladen, weil du dem zugestimmt hast.
Was in diesen 29 Zeilen steckt, ist weit mehr als nur die Kritik an einem Kleidungsstück oder die Frage nach Stil und Geschmack. Über Geschmack kann man nicht streiten – über Sexismus, Body Shaming und die Bevormundung von Frauen schon. Und genau so haben viele Frauen den Brief verstanden: Dass da ein Mann sitzt, der glaubt, ihnen sagen zu können, was sie anzuziehen und wie sie auszusehen haben. Und dass sie sich dafür schämen müssten, nicht mehr den Körper einer 20-Jährigen zu haben.
Und das wäre vielleicht noch halb so schlimm, wenn Sorrentino nur ein einzelner Mann mit einer verirrten Meinung wäre, für die sich niemand interessiert. Aber so wie die Yoga Pants in dieser Geschichte mehr sind als nur ein bisschen Polyester oder Nylon, so steht auch Alan Sorrentino für mehr. Für eine Gesellschaft, in der sich Frauen immer noch viel zu häufig rechtfertigen müssen, wenn sie nicht hübsch zurecht gemacht sind, oder wenn ihre Figur oder ihr Alter nicht dem Idealvorstellungen anderer entsprechen. Und in der diese Idealvorstellungen von Fernsehsendungen, Magazinen und der Barrington Times in den Köpfen der Menschen verankert werden.
Deshalb rufen Jamie Patrice aus Barrington und fünf weitere Frauen zu der „Peaceful Yoga Pants Parade“ auf. 500 Frauen haben zugesagt, um 14 Uhr Ortszeit in ihren engsten Hosen loszuziehen. Wohin? Durch Sorrentinos Nachbarschaft natürlich. Den Organisatorinnen ist allerdings wichtig, dass es kein hasserfüllter Protest gegen den Verfasser des Briefes ist, sondern einfach eine „wundervolle Gruppe von Menschen, die ihre Köper feiern und das Recht, sie so zu bedecken, wie auch immer sie es für passend halten“.
Nur leider scheinen nicht alle Reaktionen auf den Brief so friedlich zu sein wie die Parade. Laut einer Lokalzeitung habe Sorrentino seit der Veröffentlichung sogar Morddrohungen erhalten. Jamie Patrices Einladung am Umzug teilzunehmen habe er „sehr unfreundlich abgelehnt“.
tf