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Faceswap mit MSQRD
Ich war ziemlich neidisch auf einen guten Kumpel. Er hatte ein Facebook-Profilfoto, auf dem er sein Gesicht täuschend echt in das des jungen Oliver Kahn (mit beeindruckendem blonden Vokuhila) gephotoshopt hatte. Dafür kassierte er Dutzende Likes. Man musste schon genau hingucken, um den Fake zu erkennen. Das wollte ich auch. Erst machte ich etliche Fotos von mir, auf denen ich möglichst genau die Maße traf, die Maurizio Gaudino (auch Fußballer, auch mit Vokuhila aber in brünett) bei meinem zukünftigen Profilbild hatte. Dann versuchte ich, Gaudinos Gesicht durch meins zu ersetzen.
Ich habe echt viele Youtube-Anleitungen für Photoshop geguckt, habe locker zwei, drei Stunden vor meinem PC verbracht und irgendwelche Foto-Ebenen bearbeitet. Hat nicht geklappt. Ich wurde nie Maurizio Gaudino, gab irgendwann enttäuscht auf. Das war vor ein paar Jahren. Und heute? Gibt es MSQRD ("Masquerade"). Eine kostenlose App, mit der man sein eigenes Gesicht täuschend echt auf andere Körper bauen kann. Dauert ein paar Sekunden, ein Selfie reicht. Der Fotograf Paul Ripke zum Beispiel (zugegeben, er wäre auch mit Photoshop schnell gewesen) wurde gerade erst zu Lukas Podolski.
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Millionen von Nutzern fluten mit ihren getauschten Gesichtern soziale Netzwerke, MSQRD dominierte wochenlang die Downloads in verschiedenen App-Stores. Und wurde für wahrscheinlich sehr viel Geld von Facebook gekauft – über den genauen Preis wird geschwiegen. MSQRD steht nun in einer Reihe mit Whatsapp und Instagram – ein Big Player.
Das Prinzip der App ist nicht neu, vergleichbare Funktionen hatten schon andere viel früher. Auch Snapchat hat inzwischen einen solchen Filter eingebaut. Man kann auf erstaunlich viele Arten in erstaunlich guter Qualität "faceswapen", Gesichter tauschen.
Man braucht dafür nicht mal Freunde. Man kann sich auf auf Magazine swapen, auf Barbie-Puppen oder auf seinen Hund.
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Aber: Warum? Gibt es so viele Menschen, die wie ich damals, unbedingt ihr Gesicht in das von Fußballern bauen wollen?
"Man kann mit dieser App genauso kindisch rumalbern, als sei man noch im Kindergarten", sagte neulich ein Kumpel zu mir. Er ist Anwalt für Steuerrecht und schickt mir ständig neue Fotos von sich. Er als Harry Potter, als Leonardo di Caprio oder als der Joker. "Die normalen Filter von Foto-Programmen kennt doch schon jeder", meint mein Bruder. "'Sierra', 'Hudson' oder 'Valencia' sind einfach langweilig geworden."
Ein Anwalt faselt vom Kindergarten und mein Bruder von Valencia? Der Instagram-Filter-Hype dauert schon eine ganze Weile an. Es gibt mehrere Studien, die ihr Nutzungsverhalten untersucht haben. Deren übereinstimmendes, wenig überraschendes Ergebnis: Fotos, bei denen ein Filter angewendet wurde, haben mit höherer Wahrscheinlichkeit ein signifikant erhöhtes User Engagement hervorgerufen. Der Einsatz des richtigen Filters kann Views um ein Viertel, Kommentare um fast die Hälfte steigern.
Das dürfte auch für geteilte Fotos gelten, auf denen man sein Gesicht getauscht hat. Ob dieser Hype ein langfristiger sein kann, oder recht schnell seinen Reiz verliert, muss sich zeigen. Bis dahin dürfte gelten, was eine Freundin von mir meint: "Man macht das einfach, weil man es kann", sagt sie, richtet schnell ihren Pony, knipst ein Selfie und verwandelt sich zu Barack Obama.
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