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Eine Tüte Hipster-Luft für 20 000 Dollar

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Stellen wir uns kurz eine Szene vor: Wir sitzen irgendwo und atmen. In einem Café, in der U-Bahn, in einem Park. Ganz egal, Hauptsache wir atmen. Jetzt stellen wir uns vor, jemand würde an uns herantreten, und uns bitten, ihm 20 000 Dollar für die Luft zu geben, mit der wir gerade unsere Lungen füllen. Wir würden diesem Menschen einen Vogel zeigen, oder? Luft ist umsonst. Dafür bezahlt doch niemand!

Doch. Es muss nur ganz besondere Luft sein. Dann sind Leute bereit, dafür zu bezahlen. Das konnte man diese Woche auf Ebay sehen.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Ein anonymer Verkäufer bot dort eine kleine Plastiktüte voll Luft an. Luft aus Williamsburg, Brooklyn. Der Hipsterhauptstadt der Welt. Dem Lena-Dunham-Girls-Viertel mit der kultgewordenen Postleitzahl 11211, dem Pilgerziel Nummer eins der Holzfällerhemdenträger des Planeten.

Mittlerweile ist die Lufttüte auf Ebay nicht mehr zu finden, „The listing has been removed“ ist unter dem Link zu lesen. Zuletzt lag das höchste Gebot für die Luft bei 20.000 Dollar, wirklich verkauft wurde sie aber offensichtlich nicht.

Doch das ist auch unerheblich. Denn es ging hier ja offensichtlich nicht darum, ein Geschäft zu machen. Sondern darum, den Hype zu karikieren, der um „The Burg“ gemacht wird. Darum, den Menschen, die dort hinfahren, um sich hip und cool zu fühlen, den Spiegel vorzuhalten.

Das lässt sich auch ziemlich deutlich in der Produktbeschreibung herauslesen. Wo genau in Williamsburg die Luft geerntet wurde, ließ der Verkäufer offen: Vielleicht, schrieb er, stamme die Luft von einem der Sets von Lena Dunhams HBO-Show "Girls". Vielleicht aber auch aus dem Laden in der Bedford Avenue, der nur Fedora-Hüte verkauft.

Ganz neu ist die Idee, Luft zu einem Statement zu machen, nicht. Schon der Künstler Marcel Duchamp füllte 1919 50 ccl Luft in eine Apothekerampulle und nannte das Werk „Air de Paris“. Und erst vergangenes Jahr importierte der chinesische Künstler Liang Kegang französische Luft in seine Heimat und versteigerte sie für umgerechnet etwa 770 Euro, um auf die Luftverschmutzung in Peking aufmerksam zu machen.

Insofern darf man sich anlässlich dieser Geschichte eigentlich nur noch über eine Sache wundern: dass noch niemand in Kreuzberg auf die Idee gekommen ist, Berliner Luft zu versteigern.

christian-helten

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