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Die zweite Staffel von "Jessica Jones" wird nur von Frauen verfilmt
„Jessica Jones“, der erste weibliche Superheld mit eigener Netflix-Serie, wird noch weiblicher: Alle Folgen der zweiten Staffel, die voraussichtlich 2018 ausgestrahlt wird, sollen von Regisseurinnen gedreht werden. Das hat die ausführende Produzentin der Serie Melissa Rosenberg am Samstag auf der Tagung „Transform Hollywood“ verkündet. Und damit sprintet die Serie, die im November 2015 erstmals auf Netflix ausgestrahlt wurde, noch ein Stück weiter nach vorne auf der Rangliste der Feminismus-Vorzeige-Serien.
Vorreiter ist sie da ja längst: Mit der Titelheldin kam eine sehr komplexe weibliche Charakterstudie im Comic-Universum an, wo Frauen sonst vor allem dazu da sind, um gerettet zu werden und sich dann dankend an den Helden zu schmiegen. Und in der Serie wurden auf erstaunlich komplexe Art und Weise dezidiert weibliche Themen verhandelt. Diese sind harter Tobak: Es geht um Abhängigkeit, die Verarbeitung erlittener Traumata, den Umgang mit sexuellen Übergriffen und sexuellem Missbrauch.
Auch an der ersten Staffel waren schon überdurchschnittlich viele Frauen beteiligt – von Drehbuchautorinnen über Regisseurinnen, die ein Drittel der Folgen drehten, bis hin zur ausführenden Produzentin Rosenberg.
Braucht’s des? – fragen sich vermutlich nicht wenige Menschen angesichts dieser Meldung, die stark nach Quoten-Generve riecht. Doch es zeigt sich auch im ausgehenden Jahr 2016, dass es „des“ tatsächlich zu brauchen scheint. Die Entertainment-Industrie hat genauso wie der Rest der Welt ein massives Problem damit, Frauen und Minderheiten in angemessener Weise zu repräsentieren.
Das zeigt sich zum Beispiel in einer desillusionierenden Studie der „Director’s Guild of America“, für die der amerikanische TV-Markt durchleuchtet wurde: In der vergangenen TV-Saison wurden gerade mal 17 Prozent aller Folgen sämtlicher TV-Serien von Frauen gedreht. Nur 19 Prozent der Regisseure gehörten einer Minderheit an. Betrachtet man die Zahlen nach den produzierenden Studios, zeigt sich, dass vor allem Sony und HBO auf Regisseurinnen keinen Wert legen. So wurden zum Beispiel von den 60 Folgen, die bislang in der Serie „Game of Thrones“ ausgestrahlt wurden, gerade mal vier von Frauen gedreht.
Der Schritt der „Jessica Jones“-Macherinnen mag vielleicht zunächst ziemlich bemüht anmuten, doch wie Melissa Rosenberg auf der Tagung sagte, hat dieser Schritt in Richtung Diversity auch sehr viel mit Qualitätssicherung zu tun: "Wenn ein Autor zum Vorstellungsgespräch kommt, interessiert mich weniger, was derjenige beruflich erreicht hat, sondern woher er kommt, was seine Eltern machen, wie er sein Leben bis jetzt gelebt hat und was derjenige persönlich einbringen kann. Ich habe keinerlei Interesse daran, eine Runde von Leuten am Tisch zu haben, die genauso aussehen und klingen wie ich und die selben Erlebnisse in ihrem Leben hatten."
chwa