Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Die hippen Waldmeister

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Ein Baumhaus im Wald, eine abgelegene Hütte am See oder ein Stück Wiese auf der Ökofarm: Das alles ist dank der Website mit dem treffenden Namen Hipcamp jetzt – schön übersichtlich – im Netz verfügbar. Nach dem Vorbild von Airbnb präsentieren auf der Seite eine Reihe von Privatleuten ihre fotogenen Flecken Erde.

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Hast du dich schon gefunden? Vielleicht noch nie mit Hipcamp verreist.

Für 50, 80 oder mehrere 100 Dollar kann man sich die in 36 Staaten der USA mittlerweile buchen. Nach dem großen Erfolg in den USA will das Unternehmen weiter expandieren: Auf über 200 000 Plätzen bieten User den Campern schon ein stylisches Zuhause. Bald sind vielleicht auch Wiesen, Wälder und Felder in Europa im Angebot.

Eigentlich war das nur eine Frage der Zeit. Der Campingurlaub passt längst auf die Liste der Dinge, die zu stylischen Statussymbolen der Generation Y geworden sind. Mein Singlespeed, mein selbstgerösteter Bio-Kaffee, meine Wiese in Südkalifornien. Airbnb und Hipcamp verkaufen kein Produkt, sie verkaufen einen Lifestyletraum. Der Slogan des Kampagnenvideos von Hipcamp: "Find yourself outside".

http://vimeo.com/132244795

Dabei ist die Erfindung ja eigentlich praktisch: Man navigiert nicht mehr mit einem Riesenschinken auf den schweißnassen Schenkeln durch die Ödnis und sucht auf 200 Seiten Campingführer den passenden Platz, in der Hoffnung, er sei noch nicht ausgebucht. Stattdessen tippt man auf dem iPhone ein paar Stellen an, die nach Wildnisromantik aussehen und die auch schon Sally und George „super awesome“ fanden. Praktisch. Zumindest für Menschen, die ihren Zelturlaub Instagram-kompatibel gestalten wollen.

Trotzdem verfehlt dieses durchdachte System ein bisschen das Ziel. Das Schöne am Zelturlaub ist die Freiheit, dort zu bleiben, wo man eben jetzt gerade bleiben will. Weil die Füße drücken, es dunkel wird, die Sonne gerade jetzt so durch die Bäume fällt. Die Plätze, an denen man bleibt sind zufällig. Mal wunderschön, mal das Gegenteil, genau wie ein solcher Urlaub sein sollte. Und das findet man auf keiner Karte.

sina-pousset

  • teilen
  • schließen