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Dave Christison erklärt wie er virale Fake-Videos produziert
Gemeinsam mit seiner Firma „The Woolshed Company“ hat Dave Christison in den vergangenen zwei Jahren acht Youtube-Hits produziert. Mehr als 200 Millionen Klicks gehen auf seine Kanal-Konten, Medien weltweit berichteten über die Clips – dabei sind alle seine Videos Fälschungen. Jetzt hat Woolshed ihren Coup aufgelöst. Im Interview spricht er über die Formel für den Erfolg, Wahrheit und die Verschiebung der Fake-Grenze.
jetzt: Dave, kennst du den deutschen Satiriker Jan Böhmermann?
Der Name sagt mir nichts. Aber nehmt das bitte nicht persönlich.
Kurze Erklärung: Er hat die deutsche Politik und Medienlandschaft an der Nase herumgeführt. Er hat behauptet, ein Video, das für viel Debatten sorgte in Deutschland, sei von ihm gefakt worden. Tatsächlich war das Video aber wahrscheinlich doch echt. So richtig, weiß das immer noch keiner. Wir haben uns gefragt, ob ihr dasselbe mit uns gemacht habt. Einen Doppel-Hoax. Ein Fake von einem Fake.
(lacht) Gute Frage. Nein, ich kann sicher sagen, es ist kein Fake eines Fakes. Die Videos sind echt, also gefakt.
Wie kann man überhaupt noch mit Gewissheit sagen, ob Videos echt sind?
Das ist wirklich schwierig. Und genau der Punkt, der uns zu unserem Experiment inspiriert hat. Wir sind jeden Tag von Inhalten umgeben. Sei es unser Facebook-Feed oder Nachrichtenseiten. Wir sehen Videos, die so unglaublich sind, das man ihre Echtheit anzweifeln muss. Je mehr Videos wir gefälscht haben, desto mehr ist mir aufgefallen, wie wichtig es ist, Dinge in Frage zu stellen.
Wie kamt ihr auf die Idee das erste Video zu machen?
Einer unserer Kreativdirektoren hatte die Idee dazu. Er spielt auch in zwei der Videos mit. Die Parallele ist aber niemandem aufgefallen.
Genau so, wie niemandem aufgefallen ist, das fünf der Videos auf demselben Youtube-Channel erschienen sind. Wie erklärst du dir das?
Das Tornado-Video war sogar Teil einer Kampagne für einen Film. Drei Wochen nachdem wir das Video veröffentlicht hatten, erklärten wir, dass das Video gefakt und Marketing ist. Es war die letzten zwei Jahre auf unserer Website. Es wurde in den Medien veröffentlicht. Danach haben wir noch drei weitere Videos auf exakt demselben Youtube-Channel veröffentlicht und niemand hat die Verbindung gesehen.
Was hast du gedacht, als das erste Video durch die Decke ging?
Wir waren fasziniert von den Möglichkeiten. Was würde passieren, wenn wir die Grenze noch weiter verschieben. Meistens machen Leute solche Videos und der Erfolg ist einfach nur ein Zufall. Das letzte, was ich wollte, war ein One-Hit-Wonder. Also haben wir alle Mühe darein gesteckt, diesen zu Erfolg wiederholen.
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Wann habt ihr gesagt: Acht Videos sind genug. Warum habt ihr nicht einfach immer weiter gemacht?
Irgendwann war es einfach eine Entscheidung aus Zeit- und Budget-Gründen. „The Viral Experiment“ war ja auch immer nur ein Neben-Projekt. Wir arbeiten an vielen verschiedenen kommerziellen Projekten. Mit unseren Mitteln kamen wir irgendwann an den Punkt, dass wir gesagt haben: acht Videos sind das Maximum. Das war unser Ziel. Ohne Zeitdruck, aber so zwei Monate nach dem letzten Video haben wir uns entschieden, alles aufzulösen.
Acht virale Hits sind eine beachtliche Anzahl. Gibt es so was wie einen Code, eine Formel, nach der ihr die Videos produziert habt?
Du brauchst einen Aufhänger. Und den musst du in einem Bild und einer Schlagzeile rüberbringen. Es muss etwas versprechen, das Leute dazu bringt draufzuklicken und die ersten zehn Sekunden anzugucken. Und abschließend: Erschaffe eine Debatte. Egal, worum sie sich dreht. Ob um die Echtheit oder die Art der Produktion. Und dann wird das Video viral gehen.
Das ist doch super Werbung für euch oder?
Wir haben viel gelernt durch die Produktion der Videos. Natürlich ist es ein Service, den wir anbieten. Aber ich möchte betonen, dass wir mit unserem Wissen auch gerne etwas Bedeutsames erschaffen würden. Zum Beispiel für Non-Profit-Organisationen. Ich würde mich freuen, wenn sich welche bei uns melden, um gemeinsam etwas zu realisieren.