Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Bürgermeister will sein Dorf mit Musikvideo retten

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Der kleine australische Ort Dubbo hat etwa 37.000 Einwohner, einen Bürgermeister namens Mathew Dickerson und ein Problem: Man soll mit der Nachbargemeinde Wellington zusammengelegt werden. Das stört viele Menschen im Ort. Aber nicht genug von ihnen so sehr wie den Bürgermeister. Was wiederum ein Problem für ihn ist – es steht nämlich eine Bürgerabstimmung an.

Von diesen Sorgen eines eher unbekannten Lokalpolitikers hätten nicht viele auf der Welt erfahren. Doch seit Sonntag steht ein Youtube-Clip von Dickerson online. Und seither ist alles ein bisschen anders. In dem Video "No Dubbington" macht sich der gestandene Mann komplett zum, naja, Affen: Mit schiefer Stimme singt er sein politisches Anliegen – keine Gemeindezusammenlegung! – über einen simplen, blechern eingespielten Beat. Er tanzt steif und ohne Rhythmus-Gefühl so etwas wie den "Macarena" – und zwar vor einem eingeblendeten Hintergrund, dessen Farben Tiere und Pflanzen in der Wildnis eigentlich zur Abschreckung nutzen. Von dem headbangenden Kind haben wir da noch gar nicht gesprochen.

Dass der Song "No Dubbington" Erwachsenen vielleicht wenig sagt, könnte daran liegen, dass er auf der Titelmusik für "Chuggington" basiert. Das ist eine britische Kinderserie in 3D, in der seit 2008 vermenschlichte Eisenbahnen, die etwa Wilson, Brewster oder Piper heißen, in ihrer beschaulichen Kleinstadt viel über Freundschaft lernen.

Hätte bis hierhin immer noch eines der unendlich vielen, im Grunde auch nicht überdurchschnittlich schlecht gemachten, DIY-Videos seien können (mit Kommentaren wie "Killl me please" immerhin…). Doch schon kurze Zeit nach der Veröffentlichung schaute die Huffington Post bei Dickerson vorbei. Und stellte Fragen. Und der Bürgermeister gab Antworten.

Seine eigenen Kinder würden den "No Dubbington"-Song hassen, sagte Dickerson ihnen etwa. Und dass sie sich wünschten, er nähme ihn offline. Es sei ihnen nämlich peinlich vor den Schulkameraden. Doch sie werden wohl weiter unter dem musikalischen Erguss ihres Vaters leiden müssen, denn der hält die Formel "Hauptsache Aufmerksamkeit" offenbar für eine Erfolgsformel. Haben wir schon gesagt, dass ein headbangendes Kind auftritt?

"Solange ich die Menschen damit daran erinnern kann, dass diese Gemeinde-Zusammenführung eine lächerliche Idee ist, mache ich mich gerne selbst lächerlich", sagte Dickerson der Huffington Post weiter. Fragt sich nur, ob die Bürger einen lächerlichen Mann nicht nur sehen, sondern auch wählen wollen. 

 

fran

  • teilen
  • schließen