Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Von „Martin Router King“ bis „Kackvögel“

Screenshot: Berlin Wi-Fi Project

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

 Federico Prandi (31)  ist der Erfinder des "Berlin Wifi-Project": Seit einer langen S-Bahnfahrt versucht er, die besten Wlan-Namen auf einer interaktiven Karte zu dokumentieren, und lernt so die Stadt und ihre Bewohner auf eine ganz neue Art kennen.

jetzt: Jeder stolpert ja ab und an mal über einen lustigen Wlan-Namen. Was hat dich dazu gebracht, sie auf einer Karte zu dokumentieren?

Federico Prandi: Das war auf der Heimfahrt nach einer langen Nacht. Ich saß in der S-Bahn und mir war langweilig, weswegen ich, wie wohl jeder Mensch in diesem Fall, auf meinem Smartphone rumtippte. Als ich sah, wie sekündlich neue Wlan-Namen auf meinem Display aufploppten und sich mit jedem zurückgelegtem Meter wieder veränderten, dachte ich mir: Das ist ja eine ganz neue Art, die Stadt zu entdecken, ich muss das irgendwie festhalten und vielleicht auch die Geschichten hinter den Namen herausfinden.

Und, hast du bereits etwas herausgefunden?

Das ist natürlich alles noch sehr vage, aber ich glaube bereits herausgefunden zu haben, dass sich Westberlin in puncto Kreativität mehr Mühe gibt als der Osten. Es gibt auch Namen, die sozusagen "in" sind, wie zum Beispiel "pretty fly for a wifi" oder "i can hear you have sex". Ein ziemlich fieser Trend ist es auch, mit seinem Wifi-Namen Geschehnisse in "Game of Thrones" zu spoilern.

fede2

Federico Prandi (31), Macher des Berlin Wi-FI Project

Foto: privat

Warum geben sich die Leute eigentlich so viel Mühe bei der Benennung ihr Wlan-Netze? Bis auf sie selbst weiß ja so gut wie niemand, dass sie die Schöpfer des Namens sind.

Das finde ich auch ziemlich faszinierend. Das ist wirklich schwer zu sagen. Die Nachrichten, die sie damit senden, sind ja eigentlich für jeden in der Umgebung verfügbar – rein theoretisch also schon ein ordentliches Publikum. Aber allzu viele Menschen lesen sich die Wlan-Listen ja auch nicht regelmäßig durch. Oft wollen die Leute mit ihrem Wlan-Namen aber tatsächlich eine  Nachricht an ihre Nachbarn schicken, zum Beispiel bei einem Namen wie "Bitte leiser geigen!". Da kommt ihnen die Anonymität sogar zugute.

Hast du es denn trotzdem schon geschafft, mit einigen der Leute hinter den Wlans auf deiner Karte Kontakt aufzunehmen?

 

Mit den Schöpfern direkt noch nicht, das Projekt läuft ja auch noch nicht so lange. Allerdings haben mir bereits viele Menschen ihre eigenen Interpretationen der Wlan-Namen in ihrer Nachbarschaft geschickt oder mich korrigiert. Ein Mädchen zum Beispiel lebt in der Nähe des Wlans "Die Pizza schmeckt nicht!", das ich auf meiner Karte dokumentiert habe. Sie erklärte mir, dass die Besitzerin des Wlans damit nicht ihre eigene Pizza oder sowas meinte, sondern Passanten vor der Pizzeria im Erdgeschoss warnen wollte, die anscheinend die schlechteste aller Zeiten ist.

Nach so viel kreativem Wlan-Input: Wie hast du eigentlich dein eigenes Wlan genannt?

Ich muss zugeben: Ich weiß gar nicht, wie das geht.

Und in welche Richtung würde es gehen? Hast du Favoriten in deiner Sammlung?

Klar, das sind momentan meine Top 5:

Martin Router King

Obi W-Lan Kenobi

I shower naked

Modem Moralia

Deine Mudda ist ein Hotspot.

Mehr Nachbarschaftsgeschichten:

  • teilen
  • schließen