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Meine Oma fährt in Vietnam Motorrad

Foto: Screenshot / Instagram

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Ein klappriger Motorroller, vorne ein Vietnamese mit Helm - und hinten, als Mitfahrer, eine Oma mit weißer Haube und dicker Brille. Was man normalerweise als Motiv von Facebook- und Instagrambildern junger Leute kennt, ist das Urlaubsbild einer 89-jährigen Oma aus Sibirien - die mittlerweile selbst eine Bekanntheit in den sozialen Netzwerken ist.

Auf dem Instagram-Account babushka_1927 lädt ihr Enkel Dmitriy regelmäßig neue Urlaubsbilder von seiner Oma hoch. Dort folgen ihr über 13.000 Menschen. Bei Facebook hat Baba Lena Erkhova fast 2.000 Abonnenten. 

 

Baba Lena reist alleine und liebt es, auf ihren Reisen neue Leute kennenzulernen

Die 89-Jährige reist ohne Begleitung, die Urlaubsbilder machen Bekannte, die sie auf ihren Reisen trifft: „Viele Bilder bekommen wir von Baba Lenas neuen Freunden geschickt, andere von Reiseagenturen oder von Fernsehsendern. Sie hat ein gutes Netzwerk mit vielen Kontakten“, erklärt ihr Enkel.

Zunächst luden zwei Freunde, die Baba Lena während ihres Urlaubs in Vietnam kennenlernte, Bilder von ihr auf Facebook hoch. „Die Leute interessierten sich auf einmal für meine Oma und ihr Leben. Deshalb haben wir beschlossen, weitere Reisen für Baba Lena zu organisieren - und mehr Bilder zu zeigen,“ sagt Dmitriy. Es war schließlich seine Idee, einen eigenen Instagram-Account für seine Oma anzulegen. Später folgte Facebook: „Facebook nutzen wir vor allem dafür, um uns mit Freunden, Journalisten und Reiseagenturen zu vernetzen. Vielleicht hilft das, ein paar weitere Trips für meine Oma zu ermöglichen.“

Baba Lena war schon immer ein großer Fan vom Reisen: „Früher, in den 70er Jahren, war ich in Tschechien, Polen und Ostdeutschland. Danach war ich leider länger nicht unterwegs.“ Vor sechs Jahren kam dann nach langer Zeit der erste Urlaub: „Meine Freunde haben mich davon überzeugt, wieder zu reisen - obwohl ich eigentlich fand, dass ich zu alt dafür bin. Ich bin schließlich doch ins Reisebüro gegangen, habe einen Reisepass bekommen und ein Ticket gekauft.“

So sehen Baba Lenas Urlaubsbilder aus:

Ein Handy hat Baba Lena auf ihren Reisen nicht dabei. Das macht es oft schwierig, sie zu erreichen, erzählt Dmitriy. Angst um seine Oma hat er deshalb bei jeder Reise: „Viel wichtiger ist aber, dass sie sich wohlfühlt.“ Und das tut Baba Lena ganz offensichtlich: „Meine beste Reise bisher war ein Trip nach Thailand. Es war ein Geschenk des berühmten russischen Sängers Nikolyi Baskov. Ich hatte ein tolles Hotel, eine große Silvesterparty und habe viele schöne Orte gesehen,“ schwärmt sie.

 

Baba Lena selbst macht sich nicht viel aus „diesem Internet“, sagt Dmitriy: „Sie weiß zwar, dass die Internet-Projekte über sie existieren, aber sie sind von keiner großen Bedeutung: Sie kommt eben aus einer anderen Zeit. Für Baba Lena ist es wichtiger, die ‚echten‘ Fotos zu machen und neue Leute kennenzulernen. Trotzdem freut sie sich natürlich, wenn andere Menschen ihre Fotos sehen. Wir lesen ihr oft Kommentare vor, die Leute unter ihre Bilder schreiben. Und sie mag es, Videos von sich zu sehen.“

 

Warum sind Omas im Internet so beliebt?

 

Omas im Internet - das scheint ein Phänomen zu sein, für das junge Leute sich begeistern können: Memes von älteren Damen, die bei ihrer Google-Suchanfrage „Danke“ mit ins Suchfeld schreiben oder der Instagram-Hashtag „Bad Ass Granny“, der Bilder von coolen Omas zeigt, haben zahlreiche Fans. Und ganz besonders viele Follower haben eben offenbar Omas auf Reisen – wie auch Norma, die lieber Abenteuerurlaub machte, als ihre Krebserkrankung behandeln zu lassen.

 

Baba Lenas Enkel hat eine Erklärung für den Erfolg: „Es ist eben ungewöhnlich, Omas in solchen Situationen zu sehen. Eigentlich gehört es zum Leben junger Menschen, an exotischen Orten Abenteuer zu erleben. Unsere Oma bricht mit dem Stereotyp des alten Menschen, der mit Krankheit und Medikamenten lebt - und einsam ist.“ Im Gegenteil: Baba Lena strahlt auf ihren Bilder das pure Leben aus: glücklich, vital und umgeben von Reisebekanntschaften.

 

Mit ihren Bildern möchte Baba Lena zeigen, dass es möglich ist, im hohen Alter zu reisen: „In unserem Land können viele alte Menschen nur davon träumen. Sie haben wenig Geld, sie haben sehr viel Angst zu reisen, ohne Englisch zu sprechen. Und sie denken, es ist wichtiger, für die Familie und Enkelkinder da zu sein.“ Baba Lena zeigt, dass beides möglich ist. Wenn sie nicht gerade auf Reisen ist, trifft sie sich mit ihrer Familie, die sie jeden Tag besucht, ihr im Haushalt hilft - und sie dann und wann eben auch zum Flughafen begleiten, wenn Baba Lena mal wieder Bock hat, die Welt zu sehen.

 

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