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Endlich: Ein Algorithmus erkennt Sarkasmus

Illustration: Daniela Rudolf

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Die Algorithmen durchschauen die Menschheit langsam. Schon jetzt sagen sie Wahlergebnisse oder Oscar-Gewinner voraus. Dafür scannen sie des Menschen Geschreibsel im Netz, denn wenn da etwas ein großes Thema ist, checkt der Algorithmus: Hier sind starke Gefühle im Spiel, die Menschen lieben das hier.

Dumm nur, wenn jemand etwas ganz anders, also sarkastisch meint. Damit könnte es bald vorbei sein. Am Ziel, dass Computer nicht nur den Inhalt, sondern auch die Stimmung eines Textes erkennen, wird hart gearbeitet. Sentiment analysis heißt das Fachgebiet. Die US-Forscher David Bamman und Noah A. Smith haben nun einen Algorithmus präsentiert, der Sarkasmus erkennen soll, und zwar mit einer Trefferquote von 85 Prozent. 

Trainiert haben sie das Programm mit Tweets unter #sarcasm oder #sarcastic. Mit diesen beiden Hashtags behilft sich die Menschheit, weil viele Menschen Sarkasmus genauso wenig verstehen wie die meisten Maschinen. Am ehesten klappt das noch, wenn sie ihren Gesprächspartner sehr gut kennen.  

Das erging dem Algorithmus genauso: Er wurde besser, wenn die Forscher Kontext zu einem Tweet lieferten: Was ist das Thema? Wie viele reagieren auf den Tweet? Wer ist der Autor (Geschlecht, Nationalität)? Männliche US-Amerikaner zum Beispiel, die anonym auf Twitter unterwegs sind, tendieren zum Sarkasmus, sagen die Forscher (wer sich ihr Paper genauer ansehen will, hier ist es als Pdf). 

Das Projekt ist noch ein work in progress, aber wird im Alltag sehr nützlich sein. Eine kostenlose Extension für den Browser, den Messenger und –falls die Spracherkennung dann schon mitmacht – für das Telefon wäre fast eine Verpflichtung gegenüber der Menschheit: Nie mehr Missverständnisse! 

Und wenn die Algorithmen den Sarkasmus erst erlernt haben, können sie sich endlich gegen uns wehren und selbst sarkastisch werden. Eine Suchmaschine etwa, die nicht ganz ernst gemeinte Treffer liefert? Muss man dann eben aushalten.  

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