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11-Jähriger interviewt Kollegah
Sitzt ein kleiner Junge mit Schiebermütze und Hosenträgern zwischen vier muskelbepackten, tätowierten Typen – was beginnt wie ein blöder Witz, endet in einem ziemlich erfrischenden Interview. Der Kleine ist elf Jahre alt und heißt James, er ist Schüler in Leipzig. Und der Sohn eines Kumpels von Robert Junge. Deswegen ist er zwischen Kollegah und dessen Rap-Crew gelandet.
"Wer von euch ist jetzt dieser Kollegah?", fragt James zum Start. Jeder seriöse Musikjournalist, achwas, wahrscheinlich jeder erwachsene Mensch, hätte für diese Frage vermutlich mindestens eine Schelle vom selbsternannten Boss-Rapper kassiert. James bekommt dessen Respekt.
Aber der Reihe nach. Robert Junge ist einer der Gründer von Takadimi, einer Online-Plattform für Musik-Lehrer, denen sie Schüler vermitteln will. Weil das seit ein einhalb Jahren noch immer recht langsam wächst, haben sich Junge und seine Kollegen etwas überlegt. "Wir dachten, es wäre eine gute Idee, Musiker zu interviewen", erzählt Junge am Telefon. "Sie zu fragen, wie sie zur Musik kamen, damit sie Kinder motivieren, Interesse am Instrumenten-Lernen zu entwickeln."
Problem: Sie brauchten einen Interviewer. Und da die Zielgruppe eben eher jünger ist, täte auch ein junger Fragesteller nicht schlecht, dachten die Takadimi-Gründer sich. So kam James ins Spiel. "Wir hatten vorher keine Ahnung, ob er das überhaupt kann", sagt Junge. "Also haben wir ihn einfach ins kalte Wasser geworfen."
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Das kalte Wasser war dann tatsächlich eisig, um im Sprachbild zu bleiben. Denn der erste Gesprächspartner des bilingual aufgewachsenen James wurde der US-Singer / Songwriter Adam Green. Der hat goldene Schallplatten, war schon für den Echo nominiert – und redet mit James über Tubas, deren Töne wie "Furzgeräusche" klingen.
Wie Takadimi gleich eine große Nummer wie Green für seine Idee bekam? "Wir haben Adam Green ganz normal über sein Management angefragt und er hat ja gesagt", erzählt Junge.
Das Video von James erstem Interview sammelte bislang nur ein paar hundert Klicks, doch entmutigt hat das weder ihn noch seine Auftraggeber. Die fragten weitere Künstler an, die auf ihrer Tour Halt in Leipzig machten. Viele sagten ab oder reagierten gar nicht – bis Kollegah Mitte März kam. Sein Konzert in Leipzig erlangte schmeichelhafte Berühmtheit, weil er einen Fan auf der Bühne verprügelte.
Vor diesem Vorfall saß er mit dem schiebermützigen James auf der Couch. Und beantwortete Fragen wie: "Ein Song von dir heißt 'Nero', der hat während seiner Herrschaft angeblich auf seiner Kithara gespielt. Spielst du als 'Imperator' auch ein Instrument?" Oder: "Wurdest du schon mal verhaftet? In welchem Zustand? Was für ein Bier war’s denn?"
Kollegah ist beeindruckt. "Ich habe selten so ein smartes Kerlchen gesehen, wie dich", sagt der Rapper. Diese Ansicht hat er offensichtlich nicht exklusiv. Nachdem das Takadimi-Team einige Zeit für’s Schneiden brauchte und das Video vergangene Woche postete, wurde es schon mehr als 60 000 Mal geklickt.
James wurde dadurch zu einer kleinen Berühmtheit an seiner Schule. Die älteren Jungs klopfen ihm respektvoll auf die Schulter. Er soll, natürlich, weitere Interviews führen. Robert Junge hat schon weitere Künstler angefragt – bei denen das unbedarfte Gespräch mit Kollegah ein Türöffner sein dürfte.