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Tua veröffentlicht neues Album - ein neuer Klassiker?
Tua hat ein ganzes Genre revolutioniert. Vor zehn Jahren hat der heute 33-jährige Johannes Bruhns deutschen Hip-Hop gemeinsam mit Künstlern wie Marteria und Casper von einer Subkultur zum Pop der Neuzeit gemacht. Heute bringt das „Die Orsons“-Mitglied sein zweites Album heraus. Auf der nach ihm selbst benannten Platte zeichnet Tua in einer losen Chronologie den Weg eines verkopften Künstlers nach, der seit Jahren einzigartige Musik macht. Das Album stellt ein wohltuendes Gegenstück zum Afrotrap-Einheitsbrei sämtlicher Playlists auf Spotify dar. Genau deshalb liefert die Konzept-Platte Stoff für einen neuen Klassiker.
Der Deutschrap der vergangenen Monate war geprägt von wummernden Bässen und Mitgröl-Parolen. Songs wie „Benzema“ von Capital Bra, die sich beim Autofahren und im Club auch auf jeden Fall gut hören lassen. Inhaltlich geht es darin jedoch selten um mehr als die Formen und Farben der neuen Markenklamotten und wie diese mit Champagner im platinbeschichteten Waschvollautomaten gespült werden. Tuas Gegenangebot: noch mehr Bass. Und Texte mit Tiefgang. Zum Beispiel über den Tod seines Vaters. Aber ohne, dass es kitschig oder abgedroschen wirkt. Deutscher Hip-Hop ist derzeit ohnehin so erfolgreich wie nie, das zeigt sich bei Streamingzahlen und Chartplatzierungen. Jetzt kommt eine Platte dazu, die endlich auch wieder mit Inhalt überzeugt.
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„Ich habe kein Problem damit, über Gefühle zu reden“, sagt Tua im Gespräch mit jetzt. „Ich interessiere mich für meine Emotionen, aber auch für die der anderen. Das ist ein völlig zu Unrecht ins Hintertreffen geratener Teil unserer Realität.“ Auf zwölf Songs erzählt er vom Aufwachsen in der Vorstadt, vom Prügelkassieren, vom Stärkerwerden und selbst Prügel verteilen sowie von Liebe und Selbstzweifeln. Alles ehrlich und glaubhaft. Es lohnt sich, wie es eigentlich bei allen LPs zumindest einmal gemacht werden sollte, das Album am Stück durchzuhören.
Trotz des Independent-Charakters des Albums gibt es auf „TUA“ auch poppigere Songs. Aber sie stehen im Hintergrund. „Zu den Songs wie ‚Liebe lebt’ oder ‚Dana’ habe ich eine regelrechte Hassliebe“, sagt Tua, „da, wo es offensichtlich am leichtesten wäre, fällt es mir am schwersten.“ Die zwei Lieder bieten zwischen Songs wie „Vater“ und „Gloria“, einer knapp siebenminütigen Auseinandersetzung mit dem ewigen Streben nach Ruhm und Erfolg, ein bisschen Raum zum Durchatmen.
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„TUA“ ist ein Album, das einem dem Künstler Johannes Bruhns näherbringt. Die Musik klingt dabei oft düster und melancholisch. Er holt etliche Wegbegleiter und Freunde mit ins Boot, ohne aber das Steuerrad aus der Hand zu geben. Mini-Features mit Afrob, Chefket und Bausa sind in der Hook des Songs „Vorstadt“ zu hören, auf dem Tua beschreibt, wie aus dem Kind, das er war, der Mann wurde, der er dachte sein zu wollen, und schließlich der Mensch, der er heute ist. Auf „FFWD” steuert RAF Camora ein paar Lines bei.
Die vor zehn Jahren erschienene LP „Grau“, Tuas Debütalbum, ist ein Klassiker. Das attestieren Szenegrößen wie Max Herre oder Samy Deluxe. „Als ich das Album damals herausgebracht habe, war die Resonanz erstmal gar nicht so groß. Das hat sich über Jahre entwickelt und das freut mich natürlich“, erzählt Tua. Damals hat er Deutschrap revolutioniert. Das erreicht sein neues Album vielleicht nicht ganz. Statt einfach Streaming-Hits mit ein paar Füll-Songs zu verbinden, belebt er jedoch ein ganzes Format neu: Das Konzept-Album. Dabei bleibt Tua selbst ganz bescheiden: „Es wäre einfach schön, wenn die Leute sagen: ‚Das Album hat mich berührt und mir auch etwas gegeben.’“ Und das wäre ja deutlich mehr, als der Rest zur Zeit liefert.