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Rapper Tua über sein emotionales Musikvideo für die Seenotrettung

Foto: Max Threlfall

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„Kein Musikvideo. Sondern tödliche Realität“ – das steht am Ende des Videos, das der Rapper Tua in dieser Woche veröffentlicht hat. Es ist ein Musikvideo zu seinem Song „Wenn ich gehen muss“, das letzte Lied auf dem im März veröffentlichten Solo-Album des 33-Jährigen. Tua, der mit bürgerlichem Namen Johannes Bruhns heißt, ist Mitglied der Hip-Hop-Gruppe „Die Orsons“ und außerdem auch als Solokünstler aktiv. Sein neues Musikvideo ist viel mehr als nur ein Musikvideo. Der Clip entstand in Kooperation mit der Seenotrettungsorganisation Sea Eye und der Agentur Jung von Matt und ruft zu Spenden für die Organisation auf. Wir haben mit Tua darüber gesprochen, wieso ihm das Video so wichtig ist, wie er es erlebt hat, auf dem Mittelmeer zu drehen – und warum er ausgerechnet den Song „Wenn ich gehen muss“ gewählt hat, der direkt nach dem Tod seines Vaters entstanden ist.

jetzt: Worum geht es dir in deinem Musikvideo zu „Wenn ich gehen muss“? 

Tua: Um etwas ganz Grundsätzliches: Wenn Menschen auf dem Mittelmeer ertrinken, dann muss man ihnen verdammt nochmal helfen. Dass sie tausende Kilometer von uns entfernt sind, heißt nicht, dass uns ihre Situation nichts angeht. Während des Projekts habe ich mich immer wieder gefragt: Darf ich mich in diesem Video so darstellen, als deutscher Musiker, der selbst nicht auf dem Mittelmeer ist und wirklich Menschenleben rettet? Aber ich kann so ein paar mehr Menschen darauf aufmerksam machen, was passiert. Die Ertrinkenden sind Menschen wie du und ich. Wir müssen ihnen helfen. 

In deinem Song „Wenn ich gehen muss“ geht es eigentlich nicht um das Schicksal von Geflüchteten im Mittelmeer. Warum passt er trotzdem so gut? 

Ich habe das Lied geschrieben, als mein Vater verstarb. Der Song ist für mich also ohnehin sehr emotional aufgeladen. Ich habe das Gefühl, dass es da nicht um meine persönliche Geschichte geht, sondern um eine grundsätzliche Beschäftigung damit, was nach dem Tod bleibt. Und das passt ja auch zur Arbeit von Sea Eye. Er ist mein Lieblingssong auf dem Album. Und noch aus einem anderen, ziemlich verrückten Grund, passt er sehr gut: In „Wenn ich gehen muss“ war schon immer ein Wellenrauschen mit in der Musik drin. Jetzt ist es Teil dieses Videos, das ist wie eine Bestimmung.

Inwieweit ist Seenotrettung für dich sonst ein Thema? 

Ich verfolge, was da auf dem Mittelmeer passiert. Ich bin jetzt nicht der allerpolitischste Mensch, der sich ständig positioniert, aber natürlich habe ich dazu einen Standpunkt: Ich finde es sehr wichtig, dass sich dort Menschen engagieren und Ertrinkende retten.

Ihr habt in Berlin gedreht, aber auch auf dem Mittelmeer. Wie war das für dich vor Ort? 

Intensiv, beängstigend und schön – alles zusammen. Ich war beim Dreh ja immer in sicherer Umgebung, aber ich habe da schon gemerkt, wie krass das ist, auf so einem Boot auf dem offenen Meer. Und: Es war super schön, die Aktivisten vor Ort zu treffen. Ich wäre so gern noch länger geblieben und hätte auch auf der „Alan Kurdi“ geholfen. 

Welche Geschichte, die du dort gehört hast, hat dich besonders beschäftigt?

Ein Mann hat mir erzählt, dass er mal bei einer Mission war, bei der die Retter sehr viele Leichen bergen mussten. Und wie schrecklich das Schweigen der Geretteten war, die gemeinsam mit diesen Leichen auf dem Boot saßen. Das hat mich sehr getroffen. 

Das klingt furchtbar. 

Ja. Beeindruckt hat mich auch, dass die Helfer sehr routiniert und pragmatisch sind. Sie wissen genau, was sie tun, wie sie es tun, warum sie es tun. Es geht darum, wie man möglichst schnell einen möglichst großen Bereich überwachen kann. 

Wie hast du die Reaktionen auf das Video erlebt? 

Größtenteils sehr positiv, was mich total gefreut hat. Aber ich habe auch Emails bekommen, in denen Menschen mir Links geschickt haben zu Artikeln, die angeblich beweisen, dass NGOs mit Schleppern kooperieren würden. Das war krass zu sehen, dass Menschen das überhaupt versuchen, mir das einzureden. Es ist ein universelles Gesetz, dass wir Ertrinkende retten müssen. Das ist einfach so. 

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