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Spotifys anonyme Hipster-Armee

Johnny Smith / photocase

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Die Coolen saßen ja immer ganz hinten im Bus. Sie hatten keine Handys und keine Bluetooth-Speaker, sie hatten Discmans (oder noch früher: Walkmans). Auf der Vierer-Sitzreihe hörten sie nicht so laut Musik, dass der Fahrer sie noch mitbekam. Was sie hörten, bekam eigentlich keiner mit, außer sie teilten mal das eine Ende ihrer Kopfhörer mit ihrem Sitznachbarn. Denn, eh klar, sie hörten natürlich auch die coolste neue Musik, die sie vor allen anderen kannten. Und das sollte gefälligst auch so bleiben.

Woher sie ihre neuen CDs hatten, blieb ihr Geheimnis. Diese Geheimnistuerei wurde dank des Internets zu großen Teilen entzaubert. Über Twitter, Blogs und Facebook-Shares kriegt man in Süd-Ost-Tasmanien mit, wenn ein lettischer MC sein neues Mixtape dropt. Wenn jemand tatsächlich noch irgendwie irgendwas vor anderen kennt, reicht sein Vorsprung höchstens noch ein paar Klicks. 

Aber selbst dieser Vorsprung dürfte jetzt so zur Vergangenheit gehören wie diese unhandlichen, heute riesig scheinenden Discmans: Spotify versorgt mit seiner personalisierten Discover Weekly Playlist sowieso schon Millionen Nutzer mit Musik-Empfehlungen. Jetzt hat der Streaming-Dienst quasi ein Frühwarnsystem für Musik erfunden: Er hat beschlossen, seine Fresh Friends Playlists auszubauen. Die erscheinen künftig auch einmal pro Woche und orientieren sich zwar am Geschmack von Trendscouts orientiert. An den Leuten quasi, die im Spotify-Bus ganz hinten sitzen.

Und das System funktioniert so:

Illustration: Daniela Rudolf

"Eine algorithmische Art, neue Musik zu entdecken", sagt Brian Whitman, Spotifys Haupt-Wissenschaftler dem Online-Magazin Quartz. "Und wir meinen wirklich brandneu." Es gehe nicht um personalisierte Playlists, die jederzeit perfekt passen, "sondern darum, unsere Hörer ein bisschen zu fordern."

 

Wer diese 50.000 Trendsetter sind, verrät das Unternehmen nicht. Die Nutzer kriegen nicht mal mit, dass ihr Geschmack andere inspiriert. Die Fresh Finds Playlist gibt es schon seit vergangenem Juli, sie beinhaltete aber bislang einen Mischmasch an Genres. Seit dem 2. März gibt es fünf Genre-spezifische Playlists.

 

Spotify hofft, dass Fresh Finds ein Segen für unbekannte Künstler wird. Bislang sind ein paar Bands in den Listen gelandet, nachdem sie vielleicht höchstens zehn Mal gestreamt worden waren. Zumindest eine Band hat davon schon profitiert: TK Muna hat bei einem Major-Label unterschrieben.

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