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Musik: Celina Bostic' neuer Song „Nie wieder leise“ könnte die neue „Black Lives Matter“-Hymne aus Deutschland werden
Für viele könnte er die neue Black-Lives-Matter-Hymne sein: Der Song „Nie wieder leise“ von der Berliner Sängerin Celina Bostic. Genau genommen ist es sogar eine empowernde Hymne von und für die Schwarze Community in Deutschland. „Ich habe den Song explizit für Schwarze Menschen und People of Color geschrieben“, sagt Celina Bostic. Im Songtext heißt es: „Ich lach’ bei Witzen mit, die auf meine Kosten gehen. Senke den Blick, schlucke die Tränen. Ich war so lange leise. Betonung auf: war“ und: „Ich beiße mir auf die Zunge, obwohl mir nach Schreien ist.“ Es geht also darum, sich endlich zu trauen, die eigene Stimme gegen Unterdrückung und Ungerechtigkeit zu erheben: Sich zusammenzutun gegen Rassismus, ihn als Betroffene nicht mehr hinzunehmen, sich nicht mehr um jeden Preis an die Normen der Gesellschaft anzupassen. Die Message steht also im Titel: „Nie wieder leise“ sein.
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„Mein Fokus lag mein ganzes Leben lang auf der weißen Gesellschaft“
Celina Bostic ist zwar schon seit Jahren im Musikgeschäft – hat als Backgroundsängerin mit Udo Lindenberg, Max Herre oder Herbert Grönemeyer gearbeitet und ihr eigenes Label „Lagerfeuer-Records“ gegründet. Aber bei „Nie wieder leise“ gehe es schließlich nicht nur um sie: 43 Schwarze Menschen haben bei dem Musikvideo zum Song mitgewirkt. Und zwar so ziemlich die 43 bekanntesten Schwarzen Persönlichkeiten in Deutschland: Künstler*innen, Anti-Rassismus-Aktivist*innen, Filmemacher*innen, Musiker*innen, Schauspieler*innen, Autor*innen und Komiker*innen. Mit dabei sind zum Beispiel Alice Hasters und Tupoka Ogette. Sie haben die zwei wichtigsten deutschsprachigen Bücher über Rassismus geschrieben. Oder Musiker*innen wie Samy Deluxe, Roger Reckless und Nura. Sowie die Moderator*innen Aminata Belli, Tarik Tesfu und Hadnet Tesfai. Und die Politikerin Aminata Touré und Comedian Teddy Teclebrhan. Die Liste an bekannten Namen und Gesichtern ist also lang. „Mein Fokus lag mein ganzes Leben lang auf der weißen Gesellschaft“, sagt Celina Bostic im Gespräch mit jetzt, „Wie kann ich gefallen? Wie kann ich nicht auffallen? Jetzt will ich den Blick auf uns richten und sagen: Ich bin nicht alleine, ihr seid nicht alleine.“
Die Idee zu dem Song kam der Sängerin und Songwriterin schon vor anderthalb Jahren. „Der Mut, laut zu sein, kommt eigentlich durch meine Kinder“, sagt sie. Bei einem Treffen mit dem Leadsänger der Münchner Band „Moop Mama“, Keno Langbein, wurde die Idee dann konkreter. Sie habe seine politischen Texte schon immer toll gefunden, so Celina Bostic. Aus 20 Seiten Textmaterial haben sie dann gemeinsam erste Entwürfe für den Song gewickelt. Denn sie hat gemerkt: Es bringt nichts, leise zu sein, wenn einem Unrecht getan wird. „Das ist der ehrlichste, persönlichste Ich-Mach-Mich-Nackig-Song, den ich jemals geschrieben hab“, sagt sie. Auf ihrem Instagram-Account haben sich auch die Menschen, die in dem Video vorkommen, zu der Frage geäußert: Warum sollten wir nie wieder leise sein? Die Journalistin und Autorin Alice Hasters antwortet darauf zum Beispiel mit einem Zitat der Schwarzen und queeren Dichterin Audre Lorde: „Your silence will not protect you“ – also: „Dein Schweigen wird dich nicht schützen“.
Sängerin Celina Bostic.
„Dann hatte ich all diese wundervollen Schwarzen Menschen bei mir zu Hause“
Das Musikvideo zu „Nie wieder leise“ hat Celina Bostic bei sich zu Hause aufgenommen – das Equipment hat ihr Mann eingerichtet. Sie wollte es im Stil von dem legendären Video zu Sinéad O’Connors „Nothing Compares 2 U“ drehen – also die Emotionen in den Vordergrund stellen. Schwarzer Hintergrund und Porträtformat. „Ich habe dann meine Traumliste von Leuten geschrieben, die ich gerne dabei haben würde “, sagt sie. Manche von ihnen kannte sie schon: Autorin Tupoka Ogette oder Rapperin Nura zum Beispiel. Zu manchen hatte sie aber auch keine Verbindung. Trotzdem wurde ihre Wunschliste Wirklichkeit. Eine Person nach der anderen kam zu Besuch, um für das Video vor der Kamera zu stehen. „Dann hatte ich all diese wundervollen Schwarzen Menschen bei mir zu Hause“, sagt sie und klingt dabei noch ein wenig ungläubig. „Ich habe durch die Wohnung geschaut und mir nur gedacht: Wow, was passiert hier gerade?! Das war eine krasse Erfahrung. Und wahnsinnig heilsam.“
fsk