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Jay-Z schreibt Gastbeitrag in der New York Times
Jay-Z ist längst nicht mehr nur Rapper, Celebrity und Geschäftsmann. Er ist auch wichtiges Sprachrohr des afroamerikanischen Amerika. Als solches ist er am Freitag wieder medienwirksam in Erscheinung getreten. In einem Gastbeitrag im Meinungsteil der New York Times erhebt er schwere Vorwürfe gegen das US-Justizsystem und fordert dessen Reform. Das „kriminelle Justizsystem fängt und schikaniert jeden Tag hunderttausende Schwarze“, schreibt Jay-Z.
Anlass ist der Fall seines Rap-Kollegen Meek Mill. Der wurde am 6. November zu zwei bis vier Jahren Gefängnis verurteilt, weil er seine Bewährungsauflagen verletzt hatte.
Der Umgang mit Bewährungsauflagen ist der zentrale Punkt in Jay-Z’s Kritik. Er vergleicht Bewährung mit einem Minenfeld: Ein beiläufiger Fehltritt während der Bewährungszeit habe größere Konsequenzen als das ursprüngliche Verbrechen. Ein Bürger auf Bewährung könne im Gefängnis landen, weil er gegen formale Regeln wie eine Ausgangssperre verstoßen habe. Das führe dazu, dass Leute über einen langen Zeitraum im Justizsystem gefangen bleiben.
Bei Meek Mill war das tatsächlich der Fall. Der Rapper wurde 2007 im Alter von 19 Jahren das erste Mal festgenommen und wegen sieben Vergehen mit Drogen- und Waffenbezug verurteilt, zu elf bis 23 Monaten im Gefängnis, plus sieben Jahre Bewährung. Es folgten mehrere Verstöße gegen die Auflagen, die neue Strafen nach sich zogen, gipfelnd schließlich im Urteil Anfang November. „Jetzt ist er 30“, schreibt Jay-Z, „er war also quasi sein gesamtes Leben als Erwachsener auf Bewährung.“
Direkt nach dem jüngsten Urteil hatte sich Jay-Z per Facebook-Post zu Wort gemeldet, wie viele andere US-Größen aus Sport, Musik und anderen Teilen der Gesellschaft. Mit #FreeMeek gab es einen eigenen Hashtag, in Philadelphia, wo das Urteil gefallen war, demonstrierten Fans.
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Wenn man sich genauer ansieht, was Meek Mill jetzt hinter Gitter brachte, kann man natürlich sagen: Da wurde einfach geltendes Recht umgesetzt. Mill hat wirklich häufig gegen seine Auflagen verstoßen. Er erschien nicht zu Drogentests, die das Gericht von ihm verlangte, oder gab dort Wasser statt Urin ab. Wohl mit gutem Grund, denn Tests, zu denen er erschien, fielen mehrmals positiv aus. Er verstieß gegen die Auflage, seinen Bezirk nicht zu verlassen, meldete sich nicht wie gefordert bei seinem Bewährungshelfer. Jedes Vergehen zog weitere Haft- und / oder Bewährungsstrafen nach sich. Das jüngste Urteil fiel, nachdem Meek Mill im März nach Handgreiflichkeiten mit einem Flughafenbeamten festgenommen worden war und bei einem Videodreh mit einem Motorrad einen Wheelie im Straßenverkehr hingelegt hatte.
All das war sicherlich nicht sonderlich klug von Meek Mill, und rein rechtlich ist seine Verurteilung kaum anzufechten. Das eigentliche Problem, das Jay-Z anspricht, ist aber ein größeres: Er hinterfragt den Sinn, den es haben soll, kleinere Verstöße mit immer neuen, jahrelangen Bewährungsauflagen zu versehen. Was bringt es, einen jungen Mann, der es gerade aus der Drogenkriminalität ins Rap-Business geschafft hat, das Reisen zu verbieten, sodass er nicht auf Tour gehen und damit ein legales Einkommen bestreiten kann? Warum sperrt die Richterin ihn jetzt ein, wenn selbst Staatsanwalt und Bewährungshelfer Milde fordern? Und wenn, wie Jay-Z schreibt, die letzten Vorwürfe (Rauferei am Flughafen und Verkehrsdelikt) sogar fallengelassen beziehungsweise nicht weiter verfolgt wurden? Das System, schreibt Jay-Z, behandle die Menschen als Gefahr für die Gesellschaft, „es überwacht und verfolgt sie für jede kleinste Regelübertretung – mit dem Ziel, sie wieder ins Gefängnis zu bringen.“
Jay-Z argumentiert auch mit Statistiken: Er bemängelt die hohe Zahl der Amerikaner, die nur auf Bewährung oder aufgrund vorzeitiger Haftentlassung frei sind. 2015 – aus diesem Jahr stammen die neuesten offiziellen Daten – waren das 4,65 Millionen Menschen. Außerdem sei bei Afroamerikanern die Gefahr, wieder in den Knast zu wandern, deutlich höher. Das stimmt: Zahlen aus einem Bericht des Urban Institute sagen, dass 30 Prozent der Menschen auf Bewährung Afroamerikaner sind – die aber nur 13 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen.
„Bewährung ist eine Falle“ – so beendet Jay-Z seinen Appell. Meek Mill selbst wird vom Gastbeitrag seines Freundes wohl nichts haben. Er hat am 8. November seine Haftstrafe im Staatsgefängnis „Camp Hill“ in Pennsylvania angetreten.
che