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"Sie zeigten den Attentätern den Mittelfinger"

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Julien Delaveyne, 21, studiert in Orléans und ist mit seinem besten Freund zum Konzert gefahren. So hat er den Abend erlebt:

"Schon im November wollte ich mit einem Freund ins Bataclan gehen. Ich liebe diese Band und ich wollte sie auf keinen Fall verpassen. Aber wir waren zu spät dran und dann waren schon alle Karten ausverkauft. Nach dem Attentat habe ich gedacht: Pech kann manchmal echt gut sein.

Als ich erfahren habe, dass die Band wieder in Paris spielt, war mir sofort klar, dass ich hingehen muss. Ich hatte überhaupt keine Zweifel, nicht einen Moment. Ich wollte mich verhalten wie auf einem normalen Konzert. Man darf jetzt keine Angst haben, trotz der Anschläge.

Es war trotzdem schwierig. Ich war ein bisschen nervös. Aber die Polizei war die ganze Zeit da. Viele, viele Polizisten. Immer wieder wurden wir durchsucht, mussten unseren Ausweis zeigen, es gab Metalldetektoren. Es war wirklich ein krasses Sicherheitsaufgebot. Und ich habe mich auch sofort sicher gefühlt. Andere Leute wirkten ängstlicher.

Es war ein Konzert voller Emotionen. Einige hatten Rosen in der Hand, viele Leute haben getanzt und gesungen, andere haben aber auch angefangen zu heulen. Wirklich ein Wechselbad der Gefühle – zwischen totaler Euphorie und tiefer Trauer. Die Stimmung war magisch, auf eine sehr gute Art und Weise: Es war eine besondere Nähe zwischen dem Sänger und dem Publikum zu spüren. Das war sehr schön, und gleichzeitig sehr auslaugend. Ich war schon auf vielen Konzerten, aber so eine Stimmung hab’ ich noch nie erlebt.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert
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Foto: Joel Saget / Afp
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Foto: Joel Saget/afp
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Foto: Marion Ruszniewski/afp
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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert
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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Man hat gemerkt, dass es für die Band schwer war, auf die Bühne zu kommen. Sie sind viel zu spät gekommen. Das erste Lied haben sie unterbrochen, für eine Schweigeminute. Die Minute war sehr, sehr intensiv. Die Band war stolz und gleichzeitig glücklich, wieder aufzutreten. Sie haben wirklich den Eindruck gemacht, glücklich zu sein. Sie haben gesagt, sie zeigen den Attentätern den Mittelfinger. Und plötzlich hat die ganze Menge den Mittelfinger gezeigt.

 

Am Ende, als die Band schon weg war, hat die Menge immer noch ewig geschrien. Und der Sänger ist wieder auf die Bühne gekommen und hat seine Gitarre in die Höhe gehalten. Die Gitarre hatte die Farben der französischen Flagge."

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