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TikTok: Musiker Lubalin macht aus Boomer-Chatverläufen dramatische Songs
Helen ist wütend. Denn Caroline soll ihr Rezept gestohlen haben. Für einen Brokkoli-Auflauf. Vor acht Jahren. Und: Sie soll es noch dazu als ihr eigenes ausgegeben haben. Doris aber findet diese Anschuldigung gar nicht fair: „Sprich nicht so über meine liebe Freundin Caroline“, schreibt sie. Aber Helen ist überzeugt: „Sie ist eine miese, rezept-stehlende B***h, Doris. Pass auf, mit wem du da befreundet bist.“
So ungefähr lautet der Inhalt eines Kommentarverlaufs auf Facebook. Screenshots davon landeten in der Reddit-Gruppe „OldPeopleFacebook“ – eine Art Internet-Archiv für vermeintliche Boomer-Chatverläufe auf Social Media, deren Echtheit allerdings nicht geklärt ist. Viral ging der Chat von Helen und Doris aber erst auf Tiktok. Denn: Musiker Lubalin, 30, hat daraus eine dramatische Ballade gemacht:
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Das Brokkoli-Auflauf-Drama vertonte er zu einem stimmungsvollen Ohrwurm, der so ähnlich klingt wie der 80s-Revival-Style von R&B-Sänger The Weeknd. Im dazugehörigen Video spielt Lubalin die beiden Charaktere Helen und Doris, mit Lockenwicklern und Duschhaube.
Mitte Dezember hatte der Kanadier, der im September seine erste EP herausgebracht hat, noch ein paar tausend Follower auf Tiktok. Auf seinem Profil lud er da schon kurze Musik-Clips hoch – zum Beispiel eine düster-melancholische Version des Hits „Boom Boom“ von den Venga Boys. Richtig viel Aufmerksamkeit bekam er aber erst, als er seine – bislang aus zwei Videos bestehende – „Internet Drama“-Serie startete. In der ersten Folge nahm er sich ebenfalls einen Chatverlauf vor, der aus einem Screenshot aus der „OldPeopleFacebook“-Gruppe stammt. Es handelt sich dabei um den Chatverlauf als Reaktion auf eine Wohnungsanzeige, der schnell zu einem verwirrenden Streit inklusive Drohungen eskalierte:
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Mittlerweile hat Lubalin 1,3 Millionen Follower*innen auf Tiktok, seine Brokkoli-Auflauf-Ballade hat mehr als 19 Millionen Views. Auch auf Twitter haben sich seine „Internet Drama“-Videos schon verbreitet. Die New York Times-Kolumnistin Michelle Goldberg kommentierte dort: „Das ist das Beste, was ich seit langer Zeit gesehen habe.“
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Auch andere Twitter-Nutzer*innen, darunter Podcasterin Ashley C. Ford, waren begeistert von Lubalins Fähigkeit, aus den dunklen Ecken der sozialen Medien Kunst zu machen:
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Auf Tiktok haben die Videos auch andere Nutzer*innen inspiriert – zum Mitsingen und Tanzen zum Beispiel:
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Allerdings ist fraglich, ob es sich bei den Chats, die Lubalin musikalisch verarbeitet hat, um echte Konversationen handelt. Laut Informationen von Buzzfeed soll dies nicht der Fall sein. Zumindest die Nachrichten im Streit zwischen Helen und Doris seien von Fake-Accounts abgesetzt worden. Buzzfeed gegenüber hat eine 37-jährige Grundschullehrerin aus Texas behauptet, dass es sich bei dem Chat um ein Rollenspiel vom März 2020 handele, für das sie sich den Charakter „Helen Hywater“ ausdachte. Die Accounts sollen wenig später von Facebook gesperrt worden sein. Weniger unterhaltsam macht das Lubalins dramatische Chat-Balladen aber nicht.
fsk