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Das ist... T-Ser, der in Österreich eine Debatte über Racial Profiling angestoßen hat

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Das ist...

T-Ser, Wiener Rapper, der in seinen Tracks neben den „klassischen“ Themen Weed, Frauen und Autos auch immer wieder über seine Erfahrungen mit Rassismus rappt.

Der kann...

... in Wien offenbar nicht lange entspannt in einem Park sitzen. Nachdem er und seine Label-Kollegen von Akashic Records ein Meeting wegen strahlender Sonne in den Johann-Strauß-Park im Neubau-Viertel verlegt hatten, wurde die Gruppe von der Polizei kontrolliert. Die eigentliche Amtshandlung war bereits beendet, als die Lage eskalierte. Offenbar ohne erkennbaren Grund hielten sich die Polizisten auch nach der Kontrolle in der unmittelbaren Nähe der Gruppe auf, kurz später rückte schließlich Verstärkung an, die T-Ser und seine Kollegen schließlich an den Armen packte und aus dem Park führte. T-Ser postete Videos des Vorfalls auf Instagram. Den Grund für die Kontrolle und das Vorgehen der Polizei sieht er in Racial Profiling. Die Videos gingen viral, unter dem Hashtag #nichtmituns beschrieben hunderte Menschen ihrer eigenen Erfahrungen mit Racial Profiling. 

Der kommt...

... ursprünglich aus Salzburg. Seine Mutter ist in Österreich geboren, sein Vater in Nigeria. Auch wenn Wien im Vergleich zum Rest Österreichs auf den ersten Blick eher kosmopolitisch wirkt, gibt es selbst von dort bisher kaum prominente Repräsentanten der schwarzen Community. T-Ser gilt daher nun laut einem Musikmagazin als derjenige, der „Wiens schwarzer Jugend eine Stimme“ verleihe. Er selbst sagt, dass ihm diese Rolle erst durch viele positive Zuschriften klargeworden sei. „Ich kann nicht als einzelner Mensch für diese ganze Generation alles sagen und alle Probleme ansprechen. Aber für viele ist es erstmal cool, dass überhaupt jemand da ist, jemand, der Aufmerksamkeit bekommt. Ich traue mich nicht zu sagen, dass ich der Malcolm X oder Martin Luther King Österreichs bin oder werde, aber immerhin eine Stimme“ erzählt er im Rap-Politik-Podcast Machiavelli.

Der geht...

... nach dem Vorfall im Park nun umso vehementer auf das Problem Alltagsrassismus ein. In einem kurz nach dem Vorfall veröffentlichten Track namens „F.D.F.“ (was für „Fick die Feds“ steht, „Feds“ ist wiederum ein Slang-Begriff für „Polizei“):

„Das Blatt hat sich gewendet, wir sind Gewinner jetzt Doch scheinbar gibt es für die Cops hier nichts Schlimmeres Egal wohin man geht, es gibt immer Stress Denn sie hassen es zu seh'n wenn ein N**** fläzt“

Auf die Fragen, ob ein Slogan wie „Fick die Feds“ in der Diskussion verantwortungsvoll ist, antwortet T-Ser gegenüber dem Standard: „Jeder, der sich ein bisschen mit dem beschäftigt, was wir von uns geben, sollte merken, dass es nicht unser Ziel ist zu hetzen. Wir suchen einen Dialog. Wir würden uns ja sogar mit Polizisten treffen, um über das Problem zu reden.“ 

Die Wiener Polizei hat mittlerweile zu den Vorfällen Stellung bezogen. Sie beruft sich auf „Schwerpunktkontrollen“ im Park, „weil es dort vermehrt zu gerichtlich strafbaren Handlungen kommt“. Die Amtshandlung sei von T-Ser und seinen Kollegen ins Lächerliche gezogen worden, man habe den Beamten „Fickt's euch“ zugerufen, weswegen die Verstärkung verständigt worden sei. T-Ser bestreitet diesen Ausruf, man habe „Schämt euch“ gerufen und sei zu keinem Zeitpunkt aggressiv gewesen, was auch in den Instagram-Videos ersichtlich würde.

Wir lernen daraus, dass...

...die Themen Rassismus und politisches Bewusstsein im Rap auch jenseits der USA wachsen. Und dass auch hier dank Smartphones und sozialen Medien eine neue Sichtbarkeit für fragwürdige Polizeieinsätze entstanden ist, die aus einem Vorfall schnell eine breite Debatte machen kann.

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