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Böhmermanns Ziel: Ein Echo für fünf Schimpansen

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Der deutsche Pop der letzten zehn Jahre, das ist nichts anderes als ein gigantischer, schmalziger Werbespot. Sagt Jan Böhmermann. Ein Werbespot, der unter falscher Flagge vom Revival des Nachkriegs-Schlagers à la "Die Amigos" heimgesucht wird. Einer, der Gefühle abklappert, Trost spendet, Tiefe vorgaukelt. Und immer schön unpolitisch und abwaschbar bleibt.

All das hat Böhmermann in seinem neuesten "Eier aus Stahl"-Video gesagt, einer Reihe, in der er immer wieder das aktuelle Zeitgeschehen satirisch auseinander nimmt. Die aktuelle Folge widmet Böhmermann stellvertretend für die deutsche Pop-Industrie dem Schnulzen-Sänger Max Giesinger, der als Künstler "Pop National" für den Echo nominiert ist. Der wichtigste deutsche Musikpreis wird heute Abend verliehen – und Böhmermann will diesen Anlass nutzen, um darauf aufmerksam zu machen, "was uns da für eine seelenlose Kommerzkacke untergeschoben wird."

Was er damit meint: Die, die da nominiert sind, singen immer nur über die selben vier Themen: Menschen, Leben, Tanzen, Welt. So wie Max Giesinger zuletzt in seinem sehr erfolgreichen Song "Wenn sie tanzt".

Also hat Böhmermann ein Experiment gewagt. "Um zu beweisen, dass deutscher Pop nicht nur aus ausgeleierten Werbebotschaften, vorgelesenen Tweets von Sami Slimani und Bibisbeautypalace und Kalendersprüchen besteht, die von einer Gruppe Schimpansen ausgewählt werden." Für sein Experiment hat er aber genau das getan: Fünf Affen im Gelsenkirchener Zoo haben Böhmermann und sein Team Tweets von Sami Slimani und Bibisbeautypalace vorgelegt. Dazu Werbeslogans, Textzeilen aktueller Popsongs und Kalendersprüche. Alles verschiedenen Früchten zugeordnet, die die Affen aus Kisten wählten – und somit die Bausteine eines Songs aussuchen. "Deswegen sind die fünf jetzt bei der Gema registrierte Songschreiber", sagt Böhmermann. 

Ein Komponist habe dann innerhalb von 30 Minuten eine Melodie gebaut, "mit ein bisschen Diskokitsch, Hauptsache stadiontauglich". Darauf wurden dann die zufällig von Schimpansen ausgewählten Textzeilen gelegt. "Und schon hatten wir einen echten Echo-Hit geschrieben", sagt Böhmermann. "Er heißt 'Menschen, Leben, Tanzen, Welt'".

Ein Video gibt’s zu dem Song auch. Mit einem toupierten Jan Böhmermann alias Jim Pandzko und Sequenzen aus Stock-Material, "das wir ganz schnell, völlig wahllos zusammengeschnitten haben." Wunderschöne Landschaften, süße Tiere, Pärchen am Strand – so ein Kram eben.

Neben der Enttarnung des Echos verfolgt Böhmermann ein zweites Ziel, sagt er dann. Genau diesen Preis zu erhalten nämlich. Aber nicht für sich selbst, sondern für die wahren Künstler hinter seinem Gefühle abklappernden, Trost spendenden Song: die Affen. "Unser Ziel ist, dass der Echo nächstes Jahr an fünf Schimpansen aus dem Gelsenkirchener Zoo verliehen wird!" 

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