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Endlich schwanger!

Als unsere Autorin versuchte, schwanger zu werden, musste sie einige Hürden überwinden.
Illustration: Daniela Rudolf-Lübke

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In dieser Kolumne geht es um Schwangerschaft und Eltern-Sein, um die Hürden, das Glück, die Mythen rund ums Thema Baby. Unsere Autorin ist Mutter einer fast zweijährigen Tochter. Folge eins: Von den Schwierigkeiten, überhaupt schwanger zu werden. 

Jahrelang hatte ich Panik, ungewollt schwanger zu werden. Akribisch protokollierte ich meinen Zyklus in einem dieser Heftchen von der Gynäkologin, peinlich genau achtete ich darauf, meine Pille exakt zur selben Tageszeit einzunehmen. Und trotzdem untersuchte ich jedes Mal nach dem Sex das Kondom auf undichte Stellen. 

Heute weiß ich: All die Sorgen hätte es nicht gebraucht. Denn ganz so einfach ist es gar nicht, schwanger zu werden. Ernährung, Alkoholkonsum, Stresslevel: All das kann die Fruchtbarkeit einer Frau beeinflussen. Mal ganz zu schweigen von Unfruchtbarkeit durch Endometriose, Hormonstörungen oder Schäden an den Eierstöcken. Dazu kommt, dass auch fruchtbare Frauen nur höchstens 24 Stunden im Monat wirklich fruchtbar sind. Und dieses Zeitfenster kann sich verschieben oder ganz ausbleiben, eben zum Beispiel durch Stress. Millionen Menschen in Deutschland sind aus den verschiedensten Gründen ungewollt kinderlos, im Alter zwischen 20 und 50 Jahren ist es jede:r Zehnte

Natürlich werden viele Frauen auch ungewollt schwanger. Eine Freundin von mir sogar gleich zweimal kurz hintereinander. Das hatte aber auch viel mit Glück zu tun – oder mit Pech, je nach Ausgangslage der Betroffenen. Weil eine ungewollte Schwangerschaft vor allem für Frauen drastische Konsequenzen haben kann, ist es richtig und wichtig, schon junge Mädchen darüber aufzuklären, wie sie eine solche verhindern können. Dennoch führte diese Aufklärung – genauso wie die Tatsache, dass Unfruchtbarkeit in unserer Gesellschaft ein Tabuthema ist – zumindest in meinem Fall auch dazu, dass ich dachte, ich würde ganz leicht schwanger werden, wenn ich bereit dazu wäre. Doch das stimmte nicht.  

Denn ohne an meinen Schilddrüsenwerten rumzuschrauben, wäre in meinem Fall gar nichts passiert. Das eröffnete mir meine Gynäkologin nach vier erfolglosen Monaten des Probierens. Vier Monate, das ist auch in etwa die durchschnittliche Zeit, die es braucht, um schwanger zu werden. Zumindest, wenn die Bedingungen optimal sind, also alle Beteiligten zum Zeitpunkt des Geschlechtsverkehrs fruchtbar sind. Fast 90 Prozent der Frauen, deren Fruchtbarkeit durch nichts beeinträchtigt ist, und die im richtigen Zeitfenster Sex mit einem fruchtbaren Mann haben, halten innerhalb des ersten halben Jahres einen positiven Test in der Hand. Jedes zweite Paar, dass nach dieser Zeit nicht schwanger geworden ist, ist laut einer Studie wahrscheinlich zumindest zum Teil unfruchtbar. 

Da ist die Angst, die alles begleitet: Was, wenn ich nicht schwanger werden kann?

Sechs Monate, das klingt erst mal nach keiner allzu langen Zeit. Aber die kann sich ziehen, wenn man Monat für Monat probiert und hofft. Und dann doch wieder enttäuscht die Menstruationstasse oder einen Tampon rauskramen muss. In dieser Zeit fällt es auch schwerer, unbeschwert und lustgetrieben Sex zu haben. Maximal sechs Tage im Monat kann Geschlechtsverkehr dank der Überlebensdauer von Spermien zu einer Schwangerschaft führen. Und dieses Zeitfenster gilt es zu nutzen, wenn ein Paar einen Kinderwunsch hat. Mit spontaner Verführung hat das nichts zu tun. Ich zumindest rechnete dieses Zeitfenster für jeden Monat aus und markierte es im gemeinsamen Kalender. Viele Frauen messen auch täglich ihre Temperatur, um den Eisprung noch genauer zu bestimmen. Dazu jeden Tag eine Tablette für die Schilddrüse, von der mir übel wurde, eine Tablette mit Folsäure zur Risikoverminderung von Fehlbildungen. Da kommt Stimmung auf. 

Und natürlich ist da auch diese Angst, die alles begleitet: Was, wenn ich nicht schwanger werden kann? Wenn wir medizinische Unterstützung brauchen? Übernimmt das dann die Krankenkasse, wie lange würde das dauern? Und was, wenn auch die moderne Medizin nicht hilft? Wäre Adoption für uns eine Option? Es war schmerzhaft, wenn meine Blutung ein oder zwei Tage später eintrat als üblich – und der Zehn-Euro-Schwangerschaftstest am eigentlichen Stichtag nach Minuten der Hoffnung und Anspannung ein „nicht schwanger“ anzeigte. Wie auch der zweite, den ich zur Sicherheit direkt hinterher machte. Adieu, 20 Euro. Adieu, aufkeimende Hoffnung. Mit jedem negativen Test, mit jedem Monat, der vorüberging, verschwand die gespannte, vorfreudige Aufregung, das Kribbeln im Bauch. Und machte der Nervosität Platz, der Anspannung, dem Kloß im Hals.  

Wirklich gut schlafen konnte ich nie in der Nacht vor einem geplanten Schwangerschaftstest. Aber am Anfang war es eher die Art schlaflose Nacht, die Kinder vor ihrem Geburtstag haben: Pure Freude und Aufregung hielten mich wach. Manchmal bildete ich mir sogar ein, meine Gebärmutter fühle sich bereits anders an als sonst. Doch schon nach zwei erfolglosen Monaten glichen diese Nächte eher denen vor einer wichtigen Prüfung: Die Angst vor dem Ergebnis und die Gewissheit, dass ich nichts mehr tun könnte, um meine Chancen zu verbessern, raubten mir den Schlaf. Parallel versorgte mich der Instagram-Algorithmus, der natürlich schnell geschnallt hatte, was ich da versuchte, mit den neuesten Reels der vielen, überglücklichen Family- und Mom-Influencerinnen. Schön für euch! 

Und trotzdem darf ich mich eigentlich wirklich nicht beschweren. Denn am Ende, nach acht Monaten voll Nervosität, Anspannung, Geheimniskrämerei, Vorfreude und Enttäuschung, gehöre ich ja zu den vom Glück geküssten Menschen, die relativ unkompliziert schwanger geworden sind. Es war unser Hund, der mich dazu brachte, den Test zu machen, der endlich „positiv“ anzeigen sollte. Zu dieser Zeit hatte ich schon so große Angst vor einer erneuten Enttäuschung, dass ich das Testen so lange wie möglich herauszögerte. Ich wollte nicht wieder wegen einer zu spät einsetzenden Periode zehn Euro aus dem Fenster werfen. Doch Hunde haben – wie auch Katzen – einen sehr feinen Geruchssinn. Und Schwangere, die einige tiefgreifende hormonelle Veränderungen durchleben, riechen anders. Die Tiere können unsere Schwangerschaften also wortwörtlich riechen, sogar, bevor das Hormonlevel im Urin hoch genug für einen herkömmlichen Test ist. Als unser Hund mich also plötzlich keinen Schritt mehr ohne ihn gehen ließ und permanent wie verrückt an mir schnüffelte, machte ich den Test doch schon früher. Und erhielt an dem Tag, an dem meine Blutung hätte starten sollen, das lang ersehnte Ergebnis: Endlich schwanger!

Die ersten Schwangerschaftswochen waren in meinem Fall die absolute Hölle

Ich wüsste nicht, wann ich jemals davor so adrenalingeladen, so absolut und unbeschreiblich glücklich war wie in diesem Moment. Dass ich nicht laut geschrien habe vor Freude, lag nur an meiner Entschlossenheit. Denn ich wollte meinen Mann unbedingt mit einem Kaffee in einer besonderen „Papa“-Tasse überraschen, die ich schon seit Monaten in meinem Nachtschrank versteckt hatte. Etwas cheesy vielleicht, aber sein verdutztes Gesicht gefolgt von einem strahlenden Lächeln war es wert. 

Nach acht Monaten emotionaler Achterbahn wuchs da also nun ein kleines Wesen in mir, ein Zellhaufen, ein Wunder, das unser Leben komplett verändern würde. Und ich war dafür verantwortlich, dass es wächst und gedeiht und gesund bleibt. Oha.    

Auf die anstrengende Zeit des Versuchens und den großen Moment voller Freude und Glück folgte eine kräftezehrende, verunsichernde und wunderschöne Zeit. Allen voran zwei ganze Monate, in denen ich kaum etwas essen, kaum etwas trinken konnte und mich trotzdem so oft übergab, dass ich etwa sechs Kilo abnahm. Monate, in denen ich Angst hatte, das Baby nicht ausreichend zu versorgen, es zu verlieren. Aber hey: Das Wunder des Lebens! Und den Herzschlag des kleinen Würmchens beim ersten Ultraschall zu sehen, hat mich das fast vergessen lassen. Fast. Denn die ersten Schwangerschaftswochen waren und sind in meinem Fall die absolute Hölle. Aber dazu mehr beim nächsten Mal. 

Denn dieser Text ist nur der Auftakt zu einer neuen Kolumne. Ab jetzt werde ich euch alle zwei Wochen mitnehmen und euch von einem Abschnitt meiner Schwangerschaft erzählen: von unseren Vorbereitungen, Ängsten und Hoffnungen erzählen, von der Geburt und den Höhen und Tiefen der Elternschaft. 

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